stadtgeflüster
Wohin gehst Du, Bayerns?

26.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:35 Uhr


(peh) "Romanes eunt domes." Wenn zugegebenermaßen vom Lateinunterricht nicht mehr allzu viel hängengeblieben ist (gut, es war ja auch nur das Scheiner-Gymnasium, nicht das Reuchlin) - den Satz haben wir uns gemerkt.

Was allerdings in diesem Fall nicht den die Bemühungen unseres hochverehrten Lehrers zu verdanken ist. Vielmehr war es die unsterbliche Komikertruppe Monthy Python mit ihrem Film "Das Leben des Brian", der auch humanistisch weniger gebildeten Zeitgenossen einen kleinen Einblick in Sitten und Brauchtum der alten Römer und Judäer vermittelte - speziell bei fröhlichen Massenkreuzigungen.

Zur gefälligen Erinnerung: "Romanes eunt domus" ist natürlich zunächst mal ein völliger Schmarrn: "Romanes gehen Haus" klingt ungefähr so wie "Isch geh Aldi" oder "Hey, was Uhr? " und ist weniger geeignet, die Schönheiten der klassischen Antike vor Augen zu führen. Seit dem "Leben des Brian" wissen wir natürlich, dass es "Romani ite domum" heißen muss: "Römer, geht nach Hause! "

Doch nicht nur Fremdsprachen haben so ihre Tücken. Auch die deutsche Sprache birgt so manche Schwierigkeiten in sich. Da gibt es Wörter wie schurigeln (ein Pferd gegen den Strich bürsten), Wählscheibe, Bandsalat oder Sendeschluss, die kaum einer mehr kennt. Man stößt auf Begriffe, die selbst kundige Schreiberlinge aus gutem Grund nur zu gerne vermeiden - statt Portemonnaie schreibt der Profi dann doch lieber Geldbeutel oder Brieftasche. Viele haben sich schon längst auch vom Genetiv verabschiedet - leider, möchte man sagen. Dass beispielsweise die Wendung "Bar aller Biere" durchaus doppeldeutig zu verstehen ist, erschließt sich nicht jedem sofort. Aber warum Wesfall, wenn "Dem Otto seine Freundin" auch geht?
 
Die größte Herausforderung sind freilich Genetivkonstruktionen im Lateinischen, wenn also alles zusammenkommt. Ein erschreckendes Beispiel dafür ist seit geraumer Zeit schon am südlichen Ende der Mauthstraße an einer Tiefgarageneinfahrt zu beobachten. "Quo Vadis Bavariae? " ist dort zu lesen. Und wir geben es offen und ehrlich zu: Uns ist es erst aufgefallen, als wir wieder mal die Liedzeile "Always look on the bright side of life" vor uns hin summten. Der Genetiv "Bavariae" ist hier völlig unangebracht, man könnte sogar sagen, richtig falsch. Bavaria ist die richtige Schreibweise.
 
Ob die Autoren bei ihrem Graffiti an Liberalitas Bavariae dachten (hier ist der Genetiv richtig), sei dahingestellt. Aber von einem Sprayer in einer Großstadt mit zwei Hochschulen und einem halben Dutzend Gymnasien darf man ja wohl ein bisschen was verlangen, wenn man sich schon überall verewigen muss: Wenn schon Schmierereien, dann aber richtig.