Wolfsburg (DK
Woebcken soll es richten

VW verpflichtet früheren BMW-Manager als neuen Nordamerika-Chef

19.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:18 Uhr

Hinrich Woebcken wird Chef von VW-Nordamerika. - Foto: Knorr-Bremse

Wolfsburg (DK) Der schwieá †rige US-Markt bleibt für Volkswagen eine Großbaustelle - nicht nur wegen der dort zuerst ausgebrochenen Abgas-Affäre. Ein früherer BMW-Mann soll es jetzt in Nordamerika richten. Eine andere Frage ist aber die Vertretung des Konzerns jenseits des Tagesgeschäfts.

Hinrich Woebcken soll den krisengeschüttelten Autobauer Volkswagen auf der anderen Seite des Atlantiks zurück in die Spur bringen. Wie VW gestern in Wolfsburg nach einer Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums mitteilte, wird der 55-Jährige zum 1. April neuer Nordamerika-Chef.

Ursprünglich sollte Winfried Vahland vom Chefposten bei der tschechischen VW-Tochter Skoda auf die Spitzenposition von Volkswagen in Nordamerika wechseln. Doch der hatte dann überraschend im Oktober nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals den Rückzug angetreten und das Unternehmen verlassen. Seither suchte VW-Konzernchef Matthias Müller vergebens nach einem geeigneten Kandidaten für den heiklen Job.

"Herr Woebcken wird mit seiner internationalen Erfahrung einen wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung der Marke in der Region leisten", sagte VW-Markenchef Herbert Diess laut Mitteilung. Woebcken war rund zehn Jahre lang bei BMW unter anderem für den Einkauf zuständig, allerdings unterhalb der Vorstandsebene. Zuletzt war er Nutzfahrzeugvorstand beim Zulieferer Knorr-Bremse, hatte das Unternehmen aber nach rund zwei Jahren Mitte 2015 wieder verlassen. Er scheide "in gegenseitigem Einvernehmen aus, um eine andere berufliche Tätigkeit zu übernehmen", hatte Knorr damals mitgeteilt.

Bis zum Frühjahr hofft VW, mehr Details zu den Ermittlungen in der Abgas-Affäre berichten zu können. "Nach derzeitiger Planung werden im April der Interviewprozess und die laufende Dokumentenprüfung so weit fortgeschritten sein, dass die Gesellschaft auf der Hauptversammlung einen substanziellen Bericht abgeben kann", hieß es gestern von VW.

Vor allem über "den Ablauf der Ereignisse und die Frage, welche Abteilungen und hierarchischen Ebenen wann und wie informiert und involviert wurden", werde dann Auskunft gegeben. Die von VW mit den Ermittlungen beauftragte Kanzá †lei Jones Day habe "erhebliche Fortschritte erzielt". VW hatte im September zugegeben, Abgas-Messungen mithilfe einer Software manipuliert zu haben.

VW-Chef Müller wird morgen die EU-Kommission in Brüssel über den Stand der internen Ermittlungen zur Abgas-Affäre informieren. Er werde mit EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska zusammenkommen, sagte gestern eine Sprecherin der Behörde. Die Kommission erwarte auch Aufschluss über die Beseitigung der Probleme und "eine faire Entschädigung der Verbraucher".

Unklar blieb, ob es schon einen Kandidaten für den Job eines allgemeinen VW-Repräsená †tanten in den USA gibt. Aus Konzernkreisen war vor der Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums zu hören, der angeblich vom Vorstand geplante Einsatz von Ex-FBI-Chef Louis Freeh (66) als US-Sonderbeauftragter habe für Kopfschütteln bei der mächtigen Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat gesorgt.

Sollte die "in den nächsten Wochen" erwartete Entscheidung zugunsten Freehs ausfallen, würde dieser auch Aufgaben wahrnehmen, die im Ressort von VW-Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt liegen. Sie ist im Konzern für Integrität und Recht zuständig.

Unterdessen droht VW auch in Südkorea ein Gerichtsverfahren wegen der Diesel-Affäre. Das Umweltministerium in Seoul erstattete gestern Strafanzeige gegen den Geschäftsführer von Audi Volkswagen Korea, Johannes Thammer. Die Behörde wirft VW vor, Anordnungen nicht befolgt und nur mangelhafte Rückrufpläne für mehr als 125 000 Diesel-Fahrzeuge eingereicht zu haben.