Wellheim
"Wochenendfüllende Herzblutaufgabe"

Seit 25 Jahren hat sich Gerhard Finsterer der Bewachung und dem Schutz von Wanderfalken verschrieben

19.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:19 Uhr
Gerhard Finsterer bewacht die Brutplätze der seltenen Vögel seit nunmehr 25 Jahren. Wanderfalken wurden vor wenigen Jahren auch bei Inching (Gemeinde Walting) gesichtet. −Foto: Presser/Asbach-Beringer

Wellheim/Dollnstein - Die Wanderfalken und Gerhard Finsterer aus Obereichstätt verbindet seit inzwischen 25 Jahren eine ganz besondere Freundschaft.

Als Kletterer und Alpenvereinsmitglied wurde er Anfang der 1990er-Jahre von Vertretern des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) gefragt, ob er zusammen mit anderen Vereinskollegen zum Schutz der Wanderfalken bei der Installation von Überwachungsanlagen mithelfen könne. Seitdem ist Finsterer ehrenamtlich als Falkenschützer unterwegs. "Big Brother is watching you", beschreibt er seine Tätigkeit mit einem Augenzwinkern.

Zunächst habe man die erste Wanderfalkenbrut bei Ried zwischen Wellheim und Dollnstein tatsächlich aus einiger Entfernung bewacht, erinnert sich der passionierte Kletterer. Mit Hilfe einer sensorgesteuerten Alarmanlage sei damals der Brutplatz in der Felswand von verschiedenen Bewachern rund um die Uhr observiert worden, was den Vorteil hatte, dass man nicht die ganze Nacht wach dasitzen musste. "Kurze Zeit später kam LBV-Mitglied Günter Heidemeier auf die Idee, eine Kamera zu installieren, womit wir bundesweit die Ersten waren", erzählt Finsterer nicht ohne Stolz.

Die Technik der Brutplatzüberwachung habe man auch weitergegeben, so dass sie dann beispielsweise bei Uhu-Brutplätzen am Unteren Main und bei einem Adlerhorst im Allgäu ebenfalls zum Einsatz kam. Damals gestaltete es sich noch sehr aufwendig, die Technik in der Felswand zu installieren. So mussten beispielsweise bis zu einen Kilometer lange Kabel verlegt werden, um die Stromversorgung der Kamera zu gewährleisten. Mittlerweile verwendet Finsterer einen Akku, der in einem gewissen Abstand zur Kamera positioniert ist, damit er sich wechseln lässt, ohne dass dabei die Vögel gestört werden. "Die neueste Technik haben wir nicht, weil diese mit hohen Kosten verbunden wäre, aber die ?Steinzeitgeräte' erfüllen ihren Zweck", zeigt sich der Vogelschützer einigermaßen zufrieden.

Heuer hat Finsterer bei Aicha schon Eier im Nest gesehen, aber momentan seien weder Eier noch die Wanderfalken selbst am Horst ausfindig zu machen, bedauert er. "Warum das Wanderfalkenpaar verschwunden ist, weiß ich nicht," fügt er hinzu. Bei Konstein brütet derzeit jedoch ein Uhu, der bekanntlich ein natürlicher Feind des Wanderfalken ist. "Vielleicht wurde da kurzer Prozess gemacht", vermutet Finsterer. Spuren seien keine gefunden worden, aber der Uhu hinterlasse auch wenig Spuren, und selbst am Brutplatz finde man generell kaum Beutereste. "Er vertilgt seine Beute komplett, und sein Brutplatz ist tip-top aufgeräumt, da gibt es meist keine Indizien", weiß der Vogelschützer zu berichten.

Sein Einsatzgebiet reicht mittlerweile von Eichstätt über Wellheim und Dollnstein bis hin nach Eßlingen bei Solnhofen und Schönfeld. Insgesamt sind ihm derzeit vier Wanderfalkenbrutplätze in dieser Region bekannt. Finsterer gehört der Aktionsgemeinschaft "AG Klettern Konstein " an, die sich aus Sektionen des Alpenvereins, den Bayerischen Staatsforsten, den Marktgemeinden Dollnstein und Wellheim, der Unteren Naturschutzbehörde, dem Landesbund für Vogelschutz und dem Bund Naturschutz zusammensetzt.

Ziel des "Runden Tischs" sei es, so Finsterer, Klettern und Naturschutz unter einen Hut zu bringen. "Die Rücksicht auf unsere Mitbewohner steht dabei im Vordergrund, denn auch die Vögel brauchen ihren Lebensraum, das vergessen wir gerne", fügt er hinzu. Vor Brutbeginn werden alljährlich die potenziellen Brutfelsen gesperrt, um den Vögeln ein stressfreies Aufziehen ihrer Brut zu ermöglichen. Finsterer bezeichnet seine Tätigkeit als "wochenendfüllende Herzblutaufgabe" und gibt interessierten Leuten gerne einen Einblick in seine Arbeit - als leidenschaftlicher und unermüdlicher Falkenschützer im Naturpark Altmühltal.

EK