Wo sind denn die betroffenen Bürger?

02.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:04 Uhr

Zur Diskussion um die Südwesttangente:Zum einen geht mich die Schrobenhausener Stadtpolitik und das Goachat überhaupt nichts an, wie mir ein Schrobenhausener kürzlich sagte (wahrscheinlich, weil ich kein SOB-Kennzeichen habe).

Zum Zweiten ist das einzige Argument, das ich gegen den Bau einer Goachattrasse vorbringen kann, dass es mir um die schöne Landschaft leid täte. Ist das zu wenig und zu emotional? Als Leserin der SZ darf ich seit Jahrzehnten Anteil an den Problemen der Stadt Schrobenhausen nehmen. Deshalb wage ich, mich an dieser Stelle mal dazu zu äußern.

Die Stadt Schrobenhausen hat (soweit ich informiert bin) eine Stadthalle, in der sich keiner aufhalten darf, ein Volksfest, auf das keiner gehen will, ein Hochhaus, in dem keiner wohnen will, ein neues Pflaster das keiner gebraucht hat, weil das alte noch nicht alt war, eine Innenstadt, in der kaum noch einer was verkaufen will (was zur Zeit nicht schlimm ist, weil man eh nicht reinfahren kann), einen Kreißsaal, in dem keine Kinder zur Welt kommen, einen Spargelwanderweg, auf dem keiner geht, weil die Landschaft in Plastik verpackt ist (das erwähne ich nur, falls Touristenströme erwartet werden, für die man eine Umgehungsstraße braucht). Christsoziale Politiker, die in ihren Gärten und Städten alles ausmerzen was da von selbst kreucht und wächst, um einen gepflegten Rasen oder sonst was anzulegen (Gottes Natur, von Gott keine Spur), für die Öffentlichkeit aber schon mal einen Hund streicheln, oder eine idyllische Radltour unternehmen, um sich das Mäntelchen des Naturliebhabers anzuziehen, gibt es nicht nur in Schrobenhausen. Baustellen aber gäbe es genug. Wozu noch eine?

Denn eines frage ich mich: Wo sind die vielen vom angeblich unzumutbaren Innenstadtverkehr (in Neuburg und Pfaffenhofen steht man zu Stoßzeiten mindestens genauso lang an den Ampeln) betroffenen Schrobenhausener, die sich seit Jahrzehnten zusammentun, Petitionen unterzeichnen, Plakate malen, auf die Straße gehen, Infoveranstaltungen organisieren, um endlich ihre Umgehungsstraße zu bekommen? Hat ein Großteil der Kreisräte einer finanziellen Beteiligung des Landkreises am Bau der Trasse vielleicht nur zugestimmt, weil ihnen Goachat nichts sagt und Schrobenhausen schlicht egal ist?

Auch wenn ich es mehr als schade fände, wenn diese Goachattrasse gebaut würde, eines ist sicher: In einer Zeit von Klimawandel und Artensterben eine Straße - die nur einer will - durch ein FFH-Gebiet zu bauen, würde gut zu Schrobenhausen passen. Provinz ist, wo man immer noch das Heil in Beton und Asphalt sieht.

Anna Frank

Hohenwart