Schrobenhausen
Wo sich Kinderseelen angstfrei entfalten können

Die Schulfamilie des Gymnasiums verabschiedete sich mit einem Festakt von Schulleiter Edmund Speiseder

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

−Foto: Pascale, Ute de, Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) Im Prinzip hätte die Schulfamilie des Gymnasiums für diese Veranstaltung Eintritt verlangen können. Denn da war alles drin: Musik und Tanz, ein Talk, ganz viel Humor und noch mehr Emotionen. In der gymnasialen Aula wurde Schulleiter Edmund Speiseder in den Ruhestand verabschiedet.

Viele Adjektive, mit denen die Redner dieses Festaktes Edmund Speiseder beschreiben, haben den gleichen Tenor: Fröhlich sei er und menschlich, warmherzig und humorvoll, freundlich, charismatisch, empathisch. Und doch hat jeder seine ganz eigenen Erlebnisse mit dem scheidenden Schulleiter. Im Namen von Schulleiterstellvertreter Hilmar Schmidt würdigt Ralf Skoruppa Speisá ?eders unkomplizierte Art, an Dinge heranzugehen, „einfach aus einem Bauchgefühl heraus“. Damit habe er ein persönliches und offenes Klima geschaffen, in dem sich „Kinderseelen angstfrei entfalten können“. Wie viele an diesem Tag blickt auch Landrat Roland Weigert zurück auf die erste Begegnung mit Speiseder: „Es war schnell klar, dass der Mann ein Glücksfall für uns ist.“ Schließlich habe er „wie wenige die Verbindung zum Landkreis gesucht“. Was andere nicht einmal in einem Jahrzehnt schaffen, das habe Speiseder in vier Jahren hinbekommen. Und Bürgermeister Karlheinz Stephan findet: Sich der Bildung und Erziehung junger Menschen zu widmen sei „kein Job, den man mit links erledigen kann“. Dass heute am Schrobenhausener Gymnasium ein so gutes Klima herrsche, hänge mit Speiseders Schulleitung zusammen.

Vom Abiball bereits erprobt legen Luca Hoyer und Peter Schledewitz auch bei diesem Festakt eine Talkrunde ein, wozu sie Claudia Czauderna und Stefan Berlitz vom Elternbeirat sowie Günther Schalk, den Vorsitzenden der Freunde des Gymnasiums, auf die Bühne zitieren, um ihnen unter anderem Erlebnisse aus der Schulzeit zu entlocken. Edmund Speiseder habe bewiesen, „dass man auch ohne ständig die Schulordnung unter dem Kopfkissen zu haben eine Schule führen kann“, findet Günther Schalk. Und er gesteht: Bei seiner ersten Begegnung habe er Speiseder vor eine schwere Aufgabe gestellt: „Er wusste meinen Namenstag nicht“. Überhaupt, die Namenstage . . . „Joachim und Anna“ seien es heute, hat sich der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Oberbayern-West, Stephan Zahlhaas, gut auf die Begegnung mit Edmund Speiseder vorbereitet. Weil beide „Edmunds“ – also auch Speiseders Namenspatron vom 16. November – auf Engländer zurückgingen, erlaubt sich Zahlhaas ein witziges Gedankenspiel: „Bedeutet nicht möglicherweise der Brexit, dass die Tage von solchen Heiligen gelöscht werden müssten?“ Dann nämlich täte sich „eine Lücke für den Heiligen Edmund Speisá ?eder auf“. Das Publikum kringelt sich – der eine oder andere mag den Gedanken vielleicht gar nicht so abwegig finden. Ebenso wie Stephan Zahlhaas würdigt auch Stefanie von Winning, die Leiterin des Instituts für Politische Bildung der Hanns-Seidel-Stiftung, das enorme Engagement Speisá ?eders im Laufe seines Berufslebens. Und weil er jetzt ja noch mehr Zeit habe, dürfte sie heute die Einzige sein, „bei der sich das Bedauern über seinen Ruhestand in Grenzen hält“, gesteht von Winning.

Lauscht man den Reden, erweckt das den Eindruck: Edmund Speiseder – eine Lichtgestalt, ohne jedweden Makel? Nicht ganz. Ein paar Schwächen gebe es ja doch, findet Studienrätin und Personalratsvorsitzende Birgit Bader. Das mit dem Namenmerken etwa. Oder die Organisation von Terminen. Manchmal habe Speiseder mit seinen Ideen auch das eine oder andere Kopfschütteln geerntet, gesteht Bader. Dennoch: Speisá ?eder, „der die Öffentlichkeit sucht und liebt“, hätten die Schüler immer besonders am Herzen gelegen. „Sodass man den Direktor öfter – umgeben von lachenden Schülern – auf den Gängen und im Hof“ angetroffen habe als im Direktorat. Er habe allen eine lange Leine gelassen, Luft zum Atmen. „Kein menschliches Verhalten war ihm fremd“, sagt Bader. Und: „Herr Speiseder predigt nicht nur christliche Menschenliebe, sondern lebt sie auch.“

Big Band, Percussiongruppe, ein Ensemble für Alte Musik, Orchester und Chöre verabschieden sich von ihrem Schulleiter musikalisch. Am Ende fegt noch die Rock’n’Roll-Tanzgruppe durch die gymnasiale Aula. Edmund Speiseder lacht viel an diesem Tag – und das Publikum mit ihm. Als er seiner Familie für den Rückhalt dankt, stockt die Stimme – und man möchte mit ihm weinen. Das Bild der gymnasialen Baustelle habe er bewusst „als Symbol für unser Leben“ gewählt, sagt er. Schließlich sei jeder nur Gast auf Erden, könne nur eine gewisse Zeit mitwirken am Haus der Schule und des Lebens. Mit den Worten: „Herzlichen Dank für die gute Zeit in Schrobenhausen und für die vielen Erlebnisse, die ich im Herzen bewahre“ verabschiedet sich Edmund Speiseder von der Stadt und ihren Menschen.

„NAMENSTAGALLWISSEND“

Reden gibt es an diesem Tag viele. Doch was halten eigentlich die Hauptpersonen, die Kinder und Jugendlichen des Schrobenhausener Gymnasiums, von ihrem scheidenden Schulleiter? Moderiert von den Schülersprechern Hannah Wöhrl, Paul Suermann und Viola Scherer veranschaulichen sie das mit Plakaten: Hilfsbereit sei er, humorvoll, nett, süß und freundlich, lustig, kinderlieb, redselig, einfühlsam, fair, verplant, pflichtbewusst, lebensfroh und menschlich. Sogar eine Wortneuschöpfung kreieren die Schüler für Edmund Speiseder: namenstagallwissend.

Eigentlich solle das heute ja ein Festakt sein. „Aber wir sind nicht sicher, ob wir nicht lieber trauern sollten“, sagt Hannah Wöhrl. Stets habe Speisá ?eder das Beste im Menschen gesehen, nie einen Schüler bevorzugt oder vernachlässigt. Die Gespräche mit ihm hätten oft zum schönsten Teil des Schulalltags gezählt, so die Schülersprecher. Als sie Edmund Speiseder dann ein Geschenk überreichen, ist er sichtlich ergriffen. | udp