Ingolstadt
Wo Salz und Korn gehandelt wurde

Stadtrundgang zu den Schauplätzen historischer Märkte anlässlich des Weltgästeführertags

24.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:28 Uhr

In der Dürnitz des Neuen Schlosses informierten Ingolstädter Gästeführer über ihre Angebote - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) „Menschen und Märkte“ lautete das Thema einer Stadtführung am Samstag. Gästeführer Helmut Fertsch machte aber gleich klar, dass er dabei nichts über den Neuen Markt erzählen werde.

Denn es könnten ja noch Börsianer unter den Teilnehmern sein, die davon nichts mehr hören wollen. Deshalb beschränkte sich Fertsch bei der nur einmal stattfindenden Führung anlässlich des Weltgästeführertags auf Märkte und Marktplätze in Ingolstadt in der Zeit zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert. Der „Stadtbild-Erklärer“, wie er sich selber scherzhaft nannte, nachdem sich einmal eine Dame an dem Wort „Führer“ gestört hatte, präsentierte dabei den knapp 100 Teilnehmern des zweistündigen Rundgangs durch die Altstadt ein Menge historischer Informationen.

Märkte bildeten sich laut Fertsch zuerst vor allem in Städten, weil diese und damit eben auch die dortigen Märkte durch Schutzmauern gesichert waren. In Ingolstadt wurde ein Markt erstmals im Jahr 1280 erwähnt. Am heutigen Rathausplatz wurden Korn, Brot, Fleisch, Fisch und vor allem Salz gehandelt.

1384 war erstmals die Rede von zwei Jahrmärkten, am 3. Mai und am 20. September, was heute seine Entsprechung im Pfingst- und im Herbstvolksfest findet. 1570 kam dann ein dritter Jahrmarkt hinzu, der heutige Christkindlmarkt. Zuerst durfte dieser Markt am heutigen Theatervorplatz nur „am rechten Tag“, dem 6. Dezember und dessen Vorabend, stattfinden. Dann waren drei Tage erlaubt, und wo es heute geendet hat, ist bekannt. . . Im Übrigen, so Fertsch, seien damals die einheimischen Krämer ziemlich erbost über den Markt gewesen, durften auf der sogenannten Nikolai-Dult doch auch auswärtige Fieranten ihre Waren feilbieten.

Weil im Lauf der Zeit die Zahl der Waren und damit auch der Platzbedarf, um diese zu handeln, immer größer wurde, reichte der Rathausplatz nicht mehr aus. Es entstanden auf die Stadt verteilt spezialisierte Märkte. So ging etwa an der Schranne vor der Franziskaner-Kirche der Kornmarkt über die Bühne, wo Korn und Mehl gehandelt wurden. Auch Brot durfte nur dort verkauft werden, nicht in den Bäckereien. Weil die Schranne damals etwas zu abgelegen war, wollten die Bäcker einen zentraleren Platz und wechselten schließlich zum Schliffelmarkt.

Nicht zu vergessen ist auch der ehemalige Weinmarkt, heute der Teil der Theresienstraße, auf dem um Parkplätze gekämpft wird. Zum Abschluss des Rundgangs wurden die Teilnehmer dort zu „Weinhebern“. Allerdings ohne schwere Arbeit, denn sie mussten nicht die Fässer von der Donau, wo sie entladen wurden, zum Weinmarkt bringen, sondern durften ganz gemütlich in dem neuen Edeka-Markt ein Glas gesponsorten Wein trinken und dazu Brote mit Obaztem genießen.