Roth
Wo Nitratwerte kein Problem sind

Landwirtschaftsschüler besuchen zum Weltwassertag das Rother Wasserwerk

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Roth (HK) Immer wieder gibt es Schlagzeilen über eine agrarbedingte Belastung des Grundwassers. Das sei unbegründete Panikmache, hallt es von Seiten der Landwirte oft zurück. Im Vorfeld des heutigen Weltwassertags haben sich die Rother Landwirtschaftsschüler des ersten Semesters beim Besuch des Rother Wasserwerk und der Zentralkläranlage selbst ein Bild gemacht.

Denn Berührungspunkte zwischen dem Agrarwesen und der Wassergewinnung gibt es natürlich, wie es Lehrerin Elisabeth Remlein und der neue Wasserberater für die Landkreise Roth und Nürnberg Land, Andreas Birmann, gleich zu Beginn verdeutlichten. Und Lernpotenzial gibt es ebenso in beiden Bereichen. So stellte es Bernhard Lang, technischer Leiter der Stadtwerke Roth, klar.

So werde am Standort des Werks zwar schon seit 1900 Wasser gefördert. "Inhaltsstoffe wie Mangan haben damals aber noch nicht interessiert." Das hat sich gewaltig geändert. Heutzutage versorgen die Stadtwerke die Kreisstadt und ihre Ortsteile jährlich mit einer Million Kubikmeter Wasser - und was sich darin tummelt, wird akribisch überwacht.

Das nasse Element selbst ist in dem Werk dabei selbst so gut wie gar nicht zu sehen. Direktkontakt wird vermieden, um die Gefahr der Verkeimung zu minimieren. Ob es gelingt, überprüft das Gesundheitsamt, das des Öfteren auf Indikatorkeime wie das Kolibakterium untersucht. Würde es gefunden, "dann hätten wir ein Problem," sagt Lang. Der Erreger würde darauf hindeuten, dass sich hier noch mehr Unliebsames tummelt.

180 verschiedene Parameter können geprüft werden. Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln etwa "sind nicht auffindbar", sagt Lang über jüngste Testergebnisse. Das sei "ein Zeichen dafür, dass die Landwirte verantwortungsvoll mit ihren Flächen umgehen", bestätigte der technische Leiter. Allerdings sei das Umfeld der Wasserwerke in Roth und Eckersmühlen durch große Waldgebiete geprägt, so dass die Berührungspunkte mit der Landwirtschaft auch nicht so ausgeprägt seien. Sieben Landwirte haben allerdings auch Flächen in den Schuttzonen rund um den Rother Standort.

Von Lang gab es auch einen Dämpfer für die Vertreter der Landwirtschaft. Denn die verweisen gerne darauf, dass sich gerade im Wald Nitrat im Boden anreichere. "Falls dem so ist, so kommt davon jedenfalls so gut wie nichts im Grundwasserreservoir der Stadtwerke an", unterstrich Lang.

Im Gegensatz zu einem der Brunnen, der sich in der Nähe eines bäuerlichen Feldes befinde. Dort sei sehr wohl Nitrat im Wasser gefunden worden, allerdings weit unter den festgelegten Grenzwerten. An diesem Punkt regte sich Unmut bei den Landwirtschaftsschülern bezüglich der neuen Düngeverordnung, die die Nitratwerte besonders im Blick hat und die wohl 2020 schon verschärft wird. Dabei hätten die von den Bauern getroffenen Maßnahmen gar nicht die Möglichkeit, bis dahin auch zu wirken, da es doch etliche Jahrzehnte dauere, bis ein Tropfen Wasser vom Feld im Grundwasser lande.

Derweil sind für Lang derzeit ganz andere Gefahrenquellen im Visier. Dass etwa die Schutzzonen um das Wasserwerk Roth direkt ans Industriegebiet anschließen, schmeckt ihm nicht. Denn Industrie und Verkehr "verfügen über ein großes Gefährdungspotenzial". Er warnte aber auch vor Pauschalierungen sowie davor, den schwarzen Peter hin und her zu schieben. Es gehe darum, Lösungen in Kooperation zu finden.

Nach dem Wasserwerk stand für die Erstsemester der Besuch der Kläranlage auf dem Programm. Dort nutzten sie unter anderem die Gelegenheit, gemeinsam mit dem stellvertretenden Betriebsleiter Josef Steigleder auf dem neuen, im Dezember installierten Räumer eine Runde zu drehen. Die Anlage wurde 1988 in Betrieb genommen und verfügt über biologische, mechanische und chemische Reinigungsstufen. An Trockenwettertagen beläuft sich die hier behandelte Wassermenge auf etwa 10 000 Kubikmeter. Das bei der Schlammbehandlung anfallende Klärgas wird im Blockheizkraftwerk zur hier komplett genutzten Abwärme und zu Strom, der 60 Prozent des Eigenbedarfs der Anlage deckt.