Nürnberg
Wo Mitarbeiter wie Rockstars ausschauen

Rock im Park ist nicht nur auf der Bühne das ganz große Ding, sondern auch hinter den Kulissen

03.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:37 Uhr

Damit alles klappt bei Rock im Park, sind die Mitarbeiter vor, während und nach dem Festival unermüdlich im Einsatz. - Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Noch haben sie die 320 Duschen für sich alleine. Wenn am 6. Juni das Festival „Rock im Park“ in Nürnberg beginnt, müssen sich die Mitarbeiter wohl oder übel auch die 600 „Dixi-Häuschen“ mit den Gästen teilen.

Keine Frage: Michael Henneberger könnte auch auf der großen Bühne stehen. Mit der Irokesenfrisur und den tätowierten Armen schaut er wie ein richtiger Rockstar aus. „Musik machen kann ich auch“, sagt der Mann mit den bunten Haaren freundlich und spielt zum Beweis kurz Luftgitarre. Dann klingelt wieder der kleine Kasten in seiner Hosentasche. Michaels Blick verfinstert sich. Irgendwas mit irgendeiner „Stage“ scheint nicht in Ordnung zu sein. Wenn es irgendwo klemmt, klingelt bei Michael das Handy. „Ich freue mich auf Rock im Park, aber stressig ist der ganze Aufbau schon“, erzählt der Mann von der Aufbaucrew und fingert an einem silbernen Gerüst herum.

Im Hintergrund werden derweil fleißig Stullen geschmiert. 48 Techniker, 18 Elektriker, 12 Runner und 600 Bühnenbauer wollen schließlich was ordentlich auf die Gabel bekommen. Allein 60 Leute wursteln in den mobilen Küchen in der Arena. Draußen vor der Tür ist nicht weniger Gewusel. Einer der 50 Gerüstbauer hockt lässig in einem der 20 Gabelstapler. Vor dem Grundigstadion parken Sattelschlepper, die randvoll mit Pommes gestopft sind. Derweil faltet irgendwo irgendwer sicher gerade eines von 2000 Handtüchern. Jemand müsste sicher auch noch die drei Tonnen Eiswürfel in den Kühlschrank tragen.

Wolfgang Gramer kennt das ganze Theater schon. „Ich bin seit 14 Jahren dabei“, sagt der technische Festivaldirektor und versucht den Überblick über die 120 Verteilerschränke und 30 Lichtmasten zu behalten. Nicht unwichtig ist auch, was in den zwölf Kassencontainern passiert. „Heuer gibt es noch Karten“, sagt Gramer. Man könnte wohl auch sagen: Heuer wurden viel weniger Karten verkauft. Rund 78 000 Besucher sind vor zwei, rund 70 000 vor einem Jahr auf das Festival gepilgert.

Um diese Zahlen auch heuer zu erreichen, müssten die Tickets in letzter Sekunde weggehen wie die warmen Semmeln. „Ich glaube nicht“, sagt Gramer, „dass wir bis zum Start von Rock im Park noch 20 000 Karten verkaufen.“ Nach vier Festivaltagen sei man freilich schlauer. Die schönsten Campingplätze sind trotzdem bereits schon vergeben. Der Trend gehe beim Zelten zum Grünen, erklärt Gramer. Die jungen Rocker wollten es immer gemütlicher und natürlicher haben.

Derweil kurvt ein Bühnentruck an der Steintribüne vorbei. Wahrscheinlich bringt er eines der fünf Lichtpulte. Von den drei Golfcars scheint noch jede Spur zu fehlen. Immerhin kurven die 20 Roller schon durch die Gegend. Blau leuchten auch die mobilen Häuschen, ohne die kein Festival auskommt: Dixi-Klos. Die ersten Toiletten warten vor der Steintribüne auf die Notdurft der rockenden Kundschaft. Zum Start von „Rock im Park“ am 6. Juni werden spätestens 600 dieser formschönen Häuschen die Wege säumen.

Apropos: Die werden überall derzeit noch ausgerollt, um den Rasen zu schonen. „Wir verlegen hier insgesamt 30 000 Quadratmeter von diesen Rollwegen“, erzählt Carsten und die bunte Crew – durch die Bank im Rockstar-Outfit – nickt. Der Aufbau sei eigentlich ganz „easy“, erzählt Claudia mit der coolen Sonnenbrille und den orangen Haaren. Nur die Hitze nervt ein bisschen, sagt ein lässiger Typ mit Dreads. Aber wenigstens haben sie die 320 Duschen für sich alleine. Noch.