Ingolstadt
Wo Kitsch und Kunst nebeneinander stehen

21.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:08 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Wer das Reich von Mediha Plank an der Haunwöhrer Straße betritt, weiß nicht, wo er zuerst hinschauen soll, so viele Eindrücke prasseln auf den Besucher ein.

Der "An- und Verkauf Plank" ist ein Paradies für Stöberer: Von der Decke baumeln Kronleuchter verschiedener Art, an den Wänden hängen afrikanische Holzmasken neben Gemälden aller Epochen, es gibt ein Gitterbett für Kinder oder Puppen sowie eines aus Wurzelholz, einen Chesterfield-Ledersessel und eine französische Kaminuhr aus Messing, zahlreiche Schmuckschatullen, Teller aus England und Porzellanfiguren aus Belgien, ein altes Holzschaukelpferd und eine über 100 Jahre alte Schreibmaschine. Sogar ein alter Bösendorfer-Klavierflügel steht da – aber auch eine 50 Zentimeter große Lara Croft aus Kunststoff gefertigt. Behält man da noch den Überblick? "Wecken Sie mich nachts um zwölf und ich kann Ihnen genau sagen, wo was steht", sagt die 48-jährige Eigentümerin lächelnd. "Ich kaufe alles an, was interessant ist." Aber unbeschädigt und sauber muss alles sein. "Denn anders würde es auch für mich selbst nicht in Frage kommen."

Häufig haben die Menschen, die Mediha Plank ihre Gegenstände und Möbel hinterlassen, die Sachen geerbt. Auch bei Umzügen bleibe immer viel übrig. "Gerade wenn die Kinder aus dem Haus sind und sich die Eltern etwas Kleineres zum Wohnen suchen." Ab einem Euro werden die Sachen von der ehemaligen Bürokauffrau weiterverkauft, nach oben hin sind die Preise offen. Beliebt bei den Kunden seien momentan vor allem Stücke aus den 1960er und -70er Jahren, wie Nierentische.

Seit gut einem Jahr betreibt Conny Riess ihren Laden "Antik und Trödel" an der Münchener Straße. Porzellan und Gläser in allen Variationen stehen auf edlen Möbelstücken – vom kleinen Sekretär über neu bezogene barocke Sofas bis hin zu antiken Schränken – dazwischen finden sich alte Puppenhäuser, Vasen, Lampen, Figuren, Telefone und vieles mehr. Etwas seltsam mutet da die "Asterix und Obelix"-Video-Sammlung an, die unter anderem im Schaufenster angeboten wird.

Die Geschäftsidee der 57-Jährigen hat sich erst nach und nach entwickelt. "Ich war privat schon immer eine leidenschaftliche Sammlerin", erklärt die Ladenbesitzerin, die früher im Taxi-Gewerbe tätig war. Im Laufe der Zeit habe sich bei ihr zu Hause jede Menge Kunst und Krempel angehäuft – sehr zum Leidwesen ihres Mannes. Denn Conny Riess hat nicht nur ein "Herz für antike Stücke", sondern auch ein Händchen für deren Restaurierung. Im Internet und auf Flohmärkten sucht sie deshalb stets nach alten Gegenständen, die sie in in neue Schätze verwandelt. Manchmal entdeckt sie auch im Sperrmüll Kostbarkeiten: Wie einen Stuhl, den sie auf den Zeitraum 1890/1900 datiert. Den hat sie abgeschliffen, mit frischer Farbe versehen und neu gepolstert. "Ich bin aber kein Profi", schränkt sie sofort ein. "Ich hab’ halt ein bisschen Geschick dafür." Und so lag es irgendwann nahe, aus dem Hobby ein Geschäft zu machen.

Neben den echt antiken Möbeln gibt es bei Conny Riess auch Stücke, die nur so aussehen. Wie etwa der Schreibtisch aus Kiefernholz, den die Ingolstädterin weiß und gold lackiert und damit "auf Alt gemacht hat". Für viele ihrer Kunden sei es gar nicht wichtig, dass es sich bei einem Stück um eine Antiquität handle, "es soll nur schick ausschauen". Trotzdem legt Conny Riess auf eines wirklich großen Wert: "Im Namen des Ladens kommt zwar das Wort ,Trödel’ vor, das heißt aber nicht, dass es hier Schrott gibt." Zinn-Gegenstände, Bierkrüge und Eiche rustikal zum Beispiel seien "total out" – solche Sachen kaufe sie deshalb auch nicht an.

Kundin Simone Marschall-Binder, die gerade mit Söhnchen Julius im Geschäft stöbert, sucht nach einfachen Küchenstühlen, die sie selbst weiß anstreichen möchte. Fündig wird sie an diesem Tag zwar nicht. "Aber entdecken würde ich hier schon einiges, was mir für Zuhause gefallen würde", sagt die Denkendorferin. "Vor allem im Mix mit modernen Sachen."