Pförring
Wo einst das Alterbräu-Bier lagerte

Der Besitzer des Runkelkellers hat erreicht, dass das Bauwerk in die Denkmalliste aufgenommen wurde

01.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:44 Uhr

Das Sommerbier des Pförringer Alterbräu lagerte einst in diesen unterirdischen Gewölben. Roman Runkel jun. will den Runkelkeller für die Nachwelt erhalten und freut sich, dass das Bauwerk in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen wurde. - Foto: Kügel

Pförring (DK) Im Markt Pförring hat es einst acht Brauereien gegeben. Außer den Sommerkellern erinnert aber heute nur noch wenig an die große Brautradition. Der besterhaltene Keller wurde jetzt auf Antrag des Besitzers Roman Runkel junior in die bayerische Denkmalliste aufgenommen.

Die Flurbezeichnung Schapflskeller kennt in Pförring jedes Kind. Denn der Nordhang in dem kleinen Tal westlich von Pförring ist der schneereichste Schlittenberg am Rand des sonst recht flachen Donautals. Den Namen verdankt die Gegend einem weitgehend verfallenen Bierkeller des einstigen Schapfl-Bräu.

Weniger bekannt, aber weit besser erhalten ist der Runkelkeller im gegenüberliegenden Südhang. Der von Kalkbruchsteinmauern flankierte Eingang zu dem unterirdischen Baudenkmal liegt versteckt in einem kleinen Wäldchen, zwischen zwei mächtigen Kastanien. Wo einst schwere Tore den Zugang zum Bierdepot versperrten, ist auch heute wieder ein hölzernes Tor angebracht, das Unfug und den Missbrauch als Müllhalde verhindern soll. Dahinter geht es auf einer Steintreppe - im Kataster "Stiegenhaus" genannt - tiefer in den Berg hinein. Mit jedem Schritt wird es dunkler und kühler. Am Fuß der Treppe öffnet sich rechts ein nahezu quadratischer, 40 Quadratmeter großer und vier Meter hoher gewölbter Saal. Die meterdicken Wände sind aus Kalkstein gemauert, der in den oberen Bereichen schwarz glänzt. Nur der Gewölbescheitel besteht aus Ziegeln. Am Westgiebel führt eine Tür in einen zweiten, fast ebenso großen Raum, der um drei Stufen tiefer liegt. Das mitgebrachte Thermometer, das draußen gerade noch bei 28 Grad stand, zeigt inzwischen acht Grad Celsius an. "Das ist die richtige Schanktemperatur für Bier", sagt Roman Runkel senior, der bis 1973 das Gasthaus am Marktplatz betrieb. Ob hier am Sommerkeller das Bier nur gelagert wurde oder ob es auch einen Ausschank gab, ist aber ungewiss.

Über dem Keller, wo die 13 Luftschächte enden, sind versteckt zwischen Farnkraut und Brennnesseln jedenfalls noch Mauerreste eines Gebäudes zu erkennen, die Raum für Spekulationen lassen. Die Kastanien und Akazien, die zur Beschattung des Kellers gepflanzt wurden, hätten jedenfalls "das richtige Ambiente für den Schankbetrieb im Sommer" geboten, ist Runkel junior überzeugt.

Obwohl der Keller für die Ewigkeit gebaut scheint, wurde er nicht einmal 50 Jahre lang genutzt. 1889 wurde der Braubetrieb aufgegeben. Ob wegen des fehlenden Hofnachfolgers oder wegen der mit der 1880 eingeführten Flaschenabfüllung gewachsenen Konkurrenz und des Endes der Donauflößerei? Auch darüber lässt sich nur spekulieren. Die heutigen Besitzer des Alterbräukellers, die Familie Runkel, möchten das Baudenkmal jedenfalls erhalten. Auf Ihren Antrag hin ist der Bierkeller inzwischen in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen worden. Unter der Nummer D-1-76-153-49 heißt es dort lapidar: "Ehem. Sommerkeller der Alterbrauerei, zum Gasthof Marktplatz 9 gehörig, in den Hang hineingebauter, durch einen abfallenden Zugang erschlossener Keller mit zwei tonnengewölbten, quadratischen Kellerräumen aus Kalksteinmauerwerk mit Ziegelscheitel, der Zugang mit Ziegelgewölbe, um 1840/50."

Acht Brauereien führt Dekan Karl Holzgartner in seiner Pfarrchronik auf: Alterbräu (später Haage, Runkel), Schapfl-bräu (Seidl), Kagerbräu (Böhmwirt, Grimm), Greinerwirt (Posthalter, Weigl), Karglbräu (Zöpfl), Ramelsbergerbräu (Rauscher), Magbräu (Forstnerwirt, Jägerwirt, Gabi) und Leixnerbräu (Pöppel). Um 1850 haben einige Brauer neue "Keller im Freien gebaut", zitiert er eine Chronik von 1866. "Der Schäpfl und Alter in der Steingrube, Leixner am Weinberg, Ramelsberger auf der Biber, Zöpfl zu Marching am Kirchberg", heißt es weiter. Zuvor hatten sie kleinere Keller innerhalb der Marktmauern. "Die Keller brauchte man, weil von Georgi bis Michaeli, also vom 23. April bis zum 29. September das Bierbrauen verboten war", weiß der jüngere Runkel, der sich seit einiger Zeit mit der Braugeschichte beschäftigt.

Nicht nur Herzog Wilhelm IV. hat nämlich das Brauwesen reglementiert. Weniger bekannt als dessen am Georgitag 1516 erlassenes Reinheitsgebot, aber nicht weniger einschneidend war ein Edikt seines Sohnes Albrecht V. Er verfügte im Jahr 1553, dass von eben jenem Georgitag bis Michaeli kein untergäriges Bier gebraut werden durfte. Ob die herzoglichen Verordnungen nur die Qualität des Braunbiers und somit die Gesundheit der Untertanen im Sinn hatten oder vielmehr die Einnahmen aus dem auf die Landesherrschaft beschränkten Recht, obergäriges Weißbier zu sieden, ist nicht ausgemacht.