Pförring
Wo der "Rote Mund" Früchte trägt

Der Pomologe Adolf Hallermeier ist für den DK-Ehrenamtspreis nominiert

28.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:44 Uhr

Unzählige Apfel- und Birnbäumchen hat Adolf Hallermeier schon großgezogen. In seinem Obstgarten hegt und pflegt er viele seltene Sorten - Foto: Erl

Pförring (DK) Der „Rote Mund“ steht bei Adolf Hallermeier in Pförring vor der Haustüre am Gartenzaun. Die Katze räkelt sich wohlig in seinem Schatten. Als ausgewiesener Pomologe – so lautet die Fachbezeichnung für baumfruchtkundige Menschen – kennt er nicht nur diese seltene Apfelsorte mit dem roten Fruchtfleisch, sondern weiß natürlich auch über deren Innenleben Bescheid. „Essen kannst diese Äpfel kaum – viel zu sauer. Aber als Zugabe zum Saft der anderen Apfelsorten gibt er einen wunderbaren Geschmack“, versichert der 80-jährige einstige Malermeister aus Pförring, der für den DK-Ehrenamtspreis nominiert ist.

Hallermeier kennt sich aus mit Obst und Gemüse, immerhin 32 Jahre lang war er Vorsitzender des von ihm gegründeten örtlichen Obst- und Gartenbauvereins. Vor acht Jahren gab er die Vereinsführung ab, seither liebt es der nunmehrige Vize-Vorsitzende deutlich ruhiger. Auf die Frage, warum er den Verein im Jahr 1976 gegründet hatte, kommt eine pragmatische Antwort: „Weil noch keiner da war und weil es sonst keiner machen wollte.“ Immerhin 50 Mitglieder traten bereits bei der Gründungsversammlung dem Verein bei, zwei Jahre später war er schon 200 Mitglieder stark. „Was hab ich da Werbung für den Verein gemacht“, erzählt Hallermeier aus den Anfangsjahren.

Seine Liebe zu Obst, Gemüse und dem Wachsen und Gedeihen im Garten keimte schon als Kind, als der Vater einen großen Garten in Pförring gekauft hatte. Bald war ihm klar, dass der Erfolg auf den Bäumen mit dem Wissen um die Besonderheiten der einzelnen Sorten, der richtigen Pflege und den fachgerechten Arbeitsabfolgen zusammenhängt.

Über die Jahrzehnte hat sich Adolf Hallermeier dabei ein umfangreiches Wissen angehäuft, selbst der Wohnzimmerschrank quillt über vor Gartenbüchern. Seine Kenntnisse über mehr als 100 Apfel- und Birnensorten und vieles mehr hat er aber in all der Zeit nicht für sich behalten. Von einem Fachmann ließ sich der Malermeister einige Fotografenkniffe zeigen, und so nahm er alles vor die Linse, was an Obst in den heimischen Gefilden nur wachsen mag. Mit diesen Aufnahmen und seinen umfangreichen Erfahrungen war er oft als Referent für Obst- und Gemüsevorträge in der Region gefragt.

Der umtriebige Ruheständler und seine Frau Edeltraud erinnern sich noch gerne an die 1984 von seinem Verein organisierte Obst- und Gemüseausstellung mit 600 verschiedenen Sorten im Pfarrheim und an andere Veranstaltungen, in denen es darum ging, das Wissen um die Vielfalt in den heimischen Gärten an die Leute in der Region weiterzugeben. Viele Gartenbesitzer haben ihn immer wieder um Rat gefragt oder ihn alte Apfelbäume bestimmen lassen. Für Schulklassen organisierte er Baumveredelungskurse, und die 30 Linden- und Ahornbäume, die er mit dem Gartenbauverein im Markt gepflanzt hat, stehen heute noch. Auch zwei Bildbände über den Markt Pförring hat Hallermeier gestaltet.

Dieser dauerhafte Einsatz blieb nicht ohne Dank, bereits 1998 hat Hallermeier vom Landesverband die „Goldene Rose“ als außergewöhnliche Auszeichnung für sein Engagement erhalten. Zahlreiche andere Urkunden sind dazugekommen, manche hängen ordentlich aneinandergereiht im Hausgang. Für alle reicht der Platz dort längst nicht mehr aus.

Die Freude an den Gewächsen bestimmt nach wie vor den täglichen Rhythmus. Rund um ihr Haus strotzt der Gemüsegarten geradezu vor Fruchtbarkeit, und im großen Obstgarten nur 100 Meter weiter am Altarm der Donau hat sich das Ehepaar eine Arche Noah für Apfel- und Birnensorten und andere Baumfrüchte aufgebaut.

Wie viele verschiedene Sorten hier wachsen und gedeihen, kann Hallermeier gar nicht auf Anhieb sagen, aber er weiß zu allen die botanischen Besonderheiten. Die unzähligen Früchte an den Zweigen sind der Lohn für so viel Engagement. Adolf Hallermeier presst selber Apfelsaft und lässt viel davon zu Apfelessig vergären. „Der schmeckt nicht nur gut, sondern hat auch heilende Wirkung“, versichert der Pomologe. Selber angesetzte Liköre mit Ingwer oder Wegwarte schätzt er besonders, und welche Lagereigenschaften die Äpfel und Birnen haben, ist ihm ohnehin klar. Spritzmittel kommen nicht an die Früchte. „Bei so vielen Äpfeln bleiben auch ohne chemische Schädlingsbekämpfung immer noch genügend für ein paar Apfelmaultaschen übrig“, versichert der Gartenfreund.