Wolnzach
Wo das Herz des Bads schlägt

Damit das Wasser in den Wolnzacher Becken passt, ist eine aufwendige Technik nötig

18.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:27 Uhr
Rohre, Anlagen und jede Menge Technik: Der Ehrenamtliche Michael Taggesell (rechts) und Bademeister Thomas Demmel in den Technikräumen des Wolnzacher Schwimmbads. Hier wird das Wasser gereinigt und wieder zurück ins Bad geführt. −Foto: Brenner

Wolnzach (WZ) Die Badesaison geht gerade richtig los und heute dürften viele Gäste bei den heißen Temperaturen Abkühlung im Wolnzacher Schwimmbad suchen.

Dass im Untergeschoss eine teure und äußerst komplexe Technik läuft, davon wissen wohl die wenigsten. Im vergangenen Jahr erst hat das Schwimmbad ein neues Mess-System für rund 70000 Euro bekommen - als Teil eines großen Kreislaufs, der das Wasser auf Trinkwasserqualität hält.

Denn das ist Vorschrift, erklärt Hans Widmann vom Markt Wolnzach, der für den Badbetrieb zuständig ist. Das 24 bis 30 Grad warme Schwimmbadwasser werde nämlich durch Mikroorganismen und Schmutz wie Blätter verunreinigt. Wie man das verhindert, weiß Michael Taggesell, Fachberater für Schwimmbadtechnik, der sich im Wolnzacher Schwimmbad ehrenamtlich einbringt. "Die Bakterien müssen innerhalb von 30 Sekunden getötet werden", so Taggesell.

Dazu braucht es die richtige Menge Chlor, "nicht zu viel und nicht zu wenig". Das wird in dem Wasser-Kreislauf - für jedes Becken gibt es einen eigenen - ständig überwacht und wenn nötig korrigiert.

Damit kann das übergelaufene Wasser wieder zurückgeführt werden. "Natürlich verdunstet es auch", so Taggesell. Deshalb werde pro Tag und Gast 30 Liter Frischwasser eingeführt.

Das Badwasser läuft in Rohren in einen Wasserspeicher, über eine Pumpe geht es weiter in die Filteranlage im Untergeschuss der Technikräume, "das Herz des Schwimmbads", so Taggesell. Denn hier wird mithilfe von Sandkörnern der Dreck herausgespült. Das Problem: "Die Schmutzpartikel sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge kaum erkennt. " Deshalb wird ein sogenanntes Flockungsmittel zugeführt, das die kleinen Partikel zusammenklebt. "Jetzt passen die Schmutzflocken nicht mehr durch die Zwischenräume der Sandkörnchen in dem Filter. " Nun erzeugt die Anlage einen rückwärts gerichteten starken Strom. "Der Sand wird aufgewirbelt, die Sandkörner schleudern den Schmutz aus dem Filter und reiben sich aneinander sauber. " Der Schmutz geht in den Schlammbehälter, das saubere Wasser fließt über ein Rohr zurück ins Becken. Auf dem Weg wird noch Chlor zugesetzt und wenn nötig der pH-Wert korrigiert, so Taggesell. "Der sollte immer bei sieben sein, denn dann ist er neutral. " Wichtig ist auch noch der Redox-Wert, "Hier geht es darum, wie schnell Bakterien getötet werden. " Diese Werte überwacht Bademeister Demmel auf Monitoren und greift wenn nötig ein.

Der Badegast kann da übrigens mithelfen. Wer vorher gründlich mit Seife duscht, "entlastet die Wasseraufbereitung erheblich", so Taggesell. Doch woran erkennt man eigentlich als Laie eine gute Wasserqualität? "Das riecht man", sagt Taggesell. Sobald es nämlich nach Chlor rieche, laufe etwas schief im Kreislauf.

Bleibt noch die Sache mit der Wassertemperatur. "Das kostet eine Menge Energie", so Taggesell. Um einen Eimer mit zehn Litern Wasser von zehn auf 30 Grad zu erwärmen, brauche es 0,23 Kilowattstunden. "Für unser Bad wären 200000 Eimer nötig. " Das wären dann 46500 Kilowattstunden. Ein Drei-Personen-Haushalt verbraucht 3800 Kilowattstunden - und zwar im Jahr, so Taggesell. Deshalb nutzt Wolnzach die Überschusswärme der nahe gelegenen Firma Nateco2. Für die restliche Nachheizung des Warmbeckens auf 30 Grad und die Beheizung der Räume hat das Bad zudem einen Fernwärmeanschluss zum Bioheizkraftwerk Wolnzach, erklärt Taggesell.

Die täglichen Feinheiten übernimmt Bademeister Demmel. Sein Arbeitstag beginnt um 6 Uhr. "Da wird gestaubsaugt", so Demmel. Nicht etwa sein Büro, sondern der Schwimmbadboden - mit einem Unterwasserstaubsauger. "Die Gäste wollen ja hier reines Wasser, sonst können sie gleich in den Weiher gehen. "

Wer einmal die Technik im Schwimmbad kennenlernen will, kann sich bei Hans Widmann unter der Nummer (08442) 6523 für eine Führung anmelden.

 

Die Dauerduscher sind wieder da

Im Wolnzacher Schwimmbad gibt es auch Wasser, das nicht in den Kreislauf des Bads eingespeist wird: das Abwasser der  Toiletten  und der Duschkabinen. In letzeren fließt einiges. Und alles, was hier verbraucht wird, kostet das Schwimmbad Geld.  Kurz vor der Badöffnung am 1. Mai hatte Widmann deshalb  bekanntlich sechs der acht Kabinen abmontieren lassen. Die Begründung: Einige Besucher nutzten die Kabinen, um das zu erledigen, was andere zu Hause tun: Sich  rasieren zum Beispiel. Der Versuch scheiterte schon im Keim am Widerstand einiger Wolnzacher. Es habe Beschimpfungen gegeben, berichtete Widmann damals. Und ließ alle acht Kabinen wieder anmontieren.
Und heute? Er glaubt nicht, dass er nochmal einen Versuch in diese Richtung starten wird, so Widmann auf Nachfrage. Überhaupt redet er am liebsten gar nicht mehr über die Sache. 
Dauerduscher, da ist sich Bademeister Thomas Demmel sicher, gibt es auch in dieser Saison. „Da sind auch immer noch Schlangen vor den Kabinen möglich.“ 
Widmann hat natürlich schon überlegt, wie er die Dauerduscher doch noch dazu bewegen könnte, weniger lange zu duschen. „Vielleicht könnte man ein Hinweisschild anbringen“, so Demmel. „Aber das bringt ja auch nix.“ Zumal das auch die falsche Botschaft sende. „Die Leute sollen sich hier erholen“, so Widmann, „mit Hinweisschildern fühlt man sich nicht mehr wohl.“ Das Eldorado der Dauerduscher bleibt also weiter unberührt.

Desirée Brenner