Neuburg - Neben der Tür im Neuburger Traumtheater hängen jede Menge Abend- und Brautkleider.
Die achtjährige Lisa kriegt bei deren Anblick große Augen. "Tanja, wofür sind die Kleider? ", fragt sie. "Für die Stelzenläufer", antwortet Tanja Kolb und lächelt. Die Leiterin des Traumtheaters ist ständig auf der Suche nach Neuem.
Die Kleider stammen aus einem Ausverkauf einer Boutique und sind vor allem für eine neue Stelzen- und Lichtershow bei der Landesgartenschau in Ingolstadt gedacht. Einige Kleider werden zudem Teil eines ganz besonderen Girls' Day sein. Dabei geht es beim Traumtheater nicht um Mädchen in Männerberufen, sondern es handelt sich - ganz im Gegenteil - um einen klassischen Mädchen-Verwöhntag mit weiblichen Accessoires und Aktionen. So werden ehemalige Mitglieder den Mädchen Frisuren zaubern, Kolb bietet Fußreflexzonenmassage an, ein Relikt aus ihrer Hebammenausbildungszeit, und eine junge Grafikerin, ebenfalls ein Eigengewächs des Traumtheaters, wird die Mädchen in Szene setzen und Fotos machen.
"Es ist faszinierend, wie zögerlich die Mädchen an die langen Kleider herangegangen sind", erzählt Kolb von ihrem Besuch in der Boutique. "Aber sobald sie sie angezogen hatten, war ihnen anzumerken, wie toll sie sich auf einmal fühlten. " Ein Mädchen sei nach der Anprobe sogar regelrecht gehüpft statt gelaufen. "Das Wichtigste, was vielen Menschen fehlt, ist, dass sie stolz auf sich sein können und dass sie sich schön finden", meint die Leiterin des Traumtheaters. Dabei sei gerade das so wichtig, denn nur wer sich selbst lieb habe, könne auch anderen entsprechend begegnen. Zwei Mädchen hat sie daher je ein Kleid für deren Abschlussball geschenkt, weil sie gar so gut passten und ihnen so sehr gefielen.
Seit 18 Jahren ist Tanja Kolb Ideengeberin, Motor und Macherin des Traumtheaters in Neuburg - und noch kein bisschen müde. 250 Kinder hat sie im vergangenen Jahr mit ihrem siebenköpfigen Team, zu dem Conny und Stefan Pfeiffer, Melanie Pelagartti, Silvia Fourmant, Nicky Werner und Fabienne Weikl-Urgese gehören, beim Traumtheater betreut. Neben dem eigentlichen Programm mit Stelzenläufern, Feuershow, Schwarzlichttheater, Jonglage und vielem mehr, gibt es auch eine Hausaufgabenbetreuung sowie Hilfe mit Formularen und bei der Bewerbung, Berufsberatung sowie Mittagessen oder von Eltern gespendetes Obst für Kinder, die hungrig aus der Schule direkt zum Traumtheater kommen. Alles richtet sich nach den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs bis 25 Jahren. Aktuell nutzen etwa 80 Kinder das Angebot einer offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Für die aktuelle Saison hat sich Kolb wieder einiges vorgenommen. Herzstück wird die neue Feuershow mit Musik. "Wir probieren gerade aus, welche Musik zu welchem Tool passt", erzählt sie voller Begeisterung. Die Premiere für die Feuershow "Avatar" der Stelzenläufer ist für Samstag, 21. März, bei Wort-Klang-Bild geplant. Wie sie auf den Titel Avatar kam? "Weil im Science-Fiction-Film ,Avatar' sehr große Lebewesen vorkommen", erklärt die Mittelschullehrerin. Was natürlich wunderbar zu den Stelzenläufern des Traumtheaters passt. Die Pyrotechnik ist gänzlich neu. Zum einen werden nun Titaniumstaub und Bärlappsporen verwendet - Letztere sind seit dem Mittelalter in der Pyrotechnik im Einsatz, damals wurden sie für magische Rituale und Zauberei verwendet. Titanium ist neu auf dem Markt und glitzert beim Verbrennen. Zum anderen wird viel mit Schwarzlicht gearbeitet.
Stefan Pfeiffer, der Praktiker im Team, hat außerdem die Stäbe verbessert und neue mit den Kindern gebaut. "Das wird eine klasse Show", schwärmt Kolb. Beleuchtete Lichtgestalten werden dabei mit Kostümen aus luftgefüllter Ballonseide auftreten, elfen- und feenhafte Gestalten darstellend. Woher sie ihre Ideen nimmt? "Das ist meine künstlerische Seite", antwortet Kolb und lächelt. "Ich habe schon immer gerne gestaltet und wir alle träumen zusammen und lassen so aus Träumen unsere Wirklichkeit werden. " Bewundernd sieht Lisa sie an und meint: "Ich finde es toll, dass du so coole Ideen hast, Tanja. "
SZ
Andrea Hammerl
-Foto: Foto: Hammerl
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