Ingolstadt
Wirbel um Weiherfeld

Kommt Ikea oder nicht? Die Stadt widerspricht einer übers Internet kolportierten Absage

23.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Ein Filetstück für viele Unternehmen: Direkt an der B 16 (am rechten Bildrand) gelegen und im Umfeld mehrerer Einzelhandelsfirmen befindet sich das acht Hektar große Grundstück (trapezförmige Ackerfläche etwa in der Bildmitte) im Gewerbegebiet Weiherfeld, für das sich auch Ikea interessiert. - Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Die Entscheidung über die künftige Nutzung der großen noch freien Fläche am Weiherfeld steht unmittelbar bevor - aber noch ist sie wohl nicht gefallen. Die Stadt dementierte gestern das in einem sozialen Netzwerk aufgekommene Gerücht, wonach sie Ikea schon eine Absage erteilt habe.

Unter Berufung auf eine, wie er sagt, sichere Quelle, hatte Christian Ose, ehemaliges Mitglied der Innenstadtfreunde, erklärt, dass sich die Stadt als Eigentümer des acht Hektar großen Grundstücks schon gegen Ikea ausgesprochen habe, wegen der Erwartung zu geringer Gewerbesteuereinnahmen. "Ingoldorf kann's anscheinend nicht brauchen oder hat es (noch) nicht nötig", lautete Oses Kommentar in dem sozialen Netzwerk, der eine lange Diskussion nach sich zog, mit Für und Wider einer Ikea-Ansiedlung, unter Berücksichtung von Verkehrsentwicklung, Unternehmensstruktur und zu erwartenden Gewerbesteuereinnahmen.

"Nein, nein, nein!" Liegenschaftsbürgermeister Albert Wittmann (CSU) wiederholte das Wort dreimal, als er vom DK gestern Nachmittag auf das Gerücht angesprochen wurde. Nein, es sei nicht richtig, dass sich die Stadt schon für oder gegen die Ansiedlung von Ikea entschieden habe. "Das ist alles noch in der Prüfung." Die Tochtergesellschaft IFG, der das Grundstück gehört, habe den Auftrag, alle wesentlichen Argumente zusammenzutragen. "Diese Untersuchung", versicherte Wittmann, "liegt noch nicht vor."

Erst kürzlich habe sich die Stadtspitze das betreffende Areal in Zuchering noch einmal bei einem Ortstermin genauer angesehen. "Das Grundstück hat einen gewissen strategischen Wert." Eine Parzellierung hätte den Vorteil, dass man "mehrere Unternehmen bedienen" könne, da es verschiedene Interessenten gebe, sagte der Kämmerer.

Ob und wie viel Gewerbesteuer gegebenenfalls von Ikea zu erwarten wäre, müsste noch verhandelt werden. "Da gibt es gewisse Spielräume." Doch die Steuereinnahmen seien nur eines von mehreren Kriterien, wie der Bürgermeister betonte. "Die Innenstadtrelevanz darf man nicht unterschätzen." Das alles müsse man sich sehr genau überlegen. Wittmann: "Das ist noch nicht entschieden."

Kommende Woche werde die Verwaltung die von der IFG zusammengetragenen Fakten erhalten und dann besprechen, ergänzte Stadt-Sprecher Gerd Treffer, der sagte, er habe sich die Diskussion im Internet auch angesehen und sich gewundert.

Christian Ose, der ein Gründungsmitglied der Innenstadtfreunde ist, zeigte sich indes auf DK-Anfrage überzeugt von der Echtheit der Aussagen seiner Quelle: Die Stadt wolle Ikea nicht - was er bedauere: "Da wird natürlich relativ wenig Gewerbesteuer fließen", sagte Ose. Die Arbeitsplätze würden aber einiges an Einkommenssteuer bringen. "Und man muss das große Ganze sehen. In Eching funktioniert das auch. Die Leute kommen aus einem riesigen Umfeld." Und sie ließen das Geld nicht nur im schwedischen Möbelhaus. Beim Standort Weiherfeld sähe das so aus: "Während die Frau zu Ikea geht, geht der Mann zum Globus, dann kaufen sie noch beim Dehner ein und am Ende müssen sie noch tanken, weil der Tank leer ist", sagte Ose. Die Stadt vertue eine große Chance.

Das Grundstück an der B 16 war ursprünglich vom Freistaat für einen Gefängnisbau reserviert worden - als Gegenleistung für die Errichtung des Aufnahme- und Rückführungszentrums in der benachbarten Max-Immelmann-Kaserne wurde es aber der Stadt zur freien Nutzung überlassen. Im direkten Umfeld befinden sich schon jetzt der Möbelhof, Möbel Roller, der Globus-Baumarkt sowie das neue Dehner-Gartencenter. Ikea sucht schon seit Jahren nach einem geeigneten Standort in Ingolstadt, das große Grundstück am Weiherfeld wäre also ideal. Allerdings ist die Fläche auch für andere Interessenten hochattraktiv.