Nürnberg
Wirbel um das Westbad

Jürgen Dörfler (FW) spricht von "Brennpunktbad" und wird dafür der "Migrantenhetze" beschuldigt

06.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:09 Uhr

Nürnberg (HK) Das Nürnberger Westbad sei ein Brennpunktbad hat Stadtratsmitglied Jürgen Dörfler (Freie Wähler) gesagt und gefordert, die Stadt müsse an heißen Tagen zusätzliches Sicherheitspersonal engagieren. Dafür ist dem Stadtrat nun „Migrantenhetze“ vorgeworfen worden.

Die ganze Aufregung kann Jürgen Dörfler (FW) nicht verstehen. Nur weil er die Zustände in dem größten Freibad der Stadt mit dem bekannten Columbiabad in Berlin-Neukölln verglichen habe, sei ihm „Rassismus“ von allen Seiten vorgehalten worden.

Die Grünen warfen ihm „Populismus“ vor. Der CSU-Stadtrat Kilian Sendner ging einen Schritt weiter und meinte, Dörfler sei besser bei der Bürgerinitiative Ausländerstopp aufgehoben. Auch Bürgermeister Christian Vogel (SPD), der für die drei Freibäder der Stadt zuständig ist, findet es fahrlässig und falsch von Dörfler, das Westbad als Brennpunktbad zu bezeichnen.

Über den Unmut der Kollegen kann Dörfler nur den Kopf schütteln. „Diese Reaktionen sind für mich nicht nachvollziehbar.“ Er kündigt sogar an, rechtliche Schritte gegen die gröbsten Verleumdungen unternehmen zu wollen. Schließlich sei es eine Tatsache, dass in das Westbad besonders viele Besucher mit Migrationshintergrund gehen. „Mein Antrag richtet sich gegen die Stadt und nicht gegen die Besucher.“ Schließlich müsse die Stadt die Sicherheit der Gäste im Westbad gewährleisten. Dazu seien die Bademeister allein offenbar nicht mehr in der Lage. „In diesem Bad ist heuer viel passiert. Wir hatten dort eine versuchte Vergewaltigung und einen schweren Unfall, bei dem ein Junge im Sprungbecken schwer verletzt wurde.“ Aufgrund dieser Vorfälle könne die Stadt nicht länger die Augen vor der Wirklichkeit verschließen.

Dörfler kritisiert, dass zum Zeitpunkt des Unfalls nur drei Bademeister in dem Bad die Aufsichtspflicht der Stadt übernommen hätten. Außerdem sei die Videoüberwachungsanlage zum Zeitpunkt des Unfalls bereits wochenlang defekt gewesen. Unter diesen Zuständen könne man seine Kinder kaum noch ins Westbad schicken. „Ich habe auch eine Einlassobergrenze gefordert“, sagt Dörfler. Die liege derzeit bei 11 800 Badegästen. „Das ist unverantwortlich“, findet der FW-Stadtrat. Um für ein höheres Maß an Sicherheit zu sorgen, müsse die Stadt an heißen Tagen zusätzliches Sicherheitspersonal einstellen. Die Mehrkosten könnten auf die Badegäste umgelegt werden.

Rassismus will sich Dörfler nicht vorwerfen lassen. „Ich bin nicht rechts. Ein Großvater von mir war Jude und ist im Dritten Reich verfolgt worden. Mein anderer Opa musste im Krieg aus dem Sudetenland fliehen, wie kann ich da rechts sein“, fragt sich Dörfler und vermutet eine konzertierte Aktion der Stadtratskollegen, um ihn mundtot zu machen und vom eigentlichen Thema, dem Sparzwang in den Bädern, abzulenken. „Die Kollegen haben einer nach dem anderen auf mich eingedroschen“, kritisiert Dörfler.

Von seinen politischen Freunden kann Dörfler kaum auf Rückendeckung hoffen. Die Gruppierung ist in Städten wie Nürnberg bei weitem nicht so gut aufgestellt wie auf dem Land. In der Not muss sich bei den Freien Wähler gleich der Chef zu Wort melden. „Die Auswirkungen der Migration sind eine ständige Herausforderung“, sagt Hubert Aiwanger auf Nachfrage. „Die Politik muss es schaffen, Fehlentwicklungen unverkrampft anzusprechen und gezielt und sachlich zu lösen“, so der FW-Chef. Dörfler hat wenig Hoffnung, dass er damit in Nürnberg auf offene Ohren stößt. „Im Nürnberger Stadtrat gibt es wenige bürgerliche Kräfte. Deswegen werden sehr viele linke Themen gespielt“, ist sich Dörfler sicher.