Ingolstadt
"Wir wollen keinen Verhinderungsfußball spielen"

Holstein Kiels Trainer Markus Anfang erklärt das Erfolgsrezept des Aufsteigers

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Ingolstadt (DK) Kiels Trainer Markus Anfang nutzte die Gunst der Stunde. Nicht nur was den famosen Start des Aufsteigers betrifft, der die Norddeutschen bis an die Spitze der 2. Bundesliga führte, sondern auch, was der Spielplan bietet. Denn am vergangenen Wochenende nach dem 2:2 der Störche beim 1. FC Nürnberg blieb der 43-jährige Kölner noch einen Tag länger im Süden und schaute sich beim Duell FC Ingolstadt gegen Düsseldorf (1:0) seine nächsten beiden Heimspielgegner an.

Herr Anfang, Sie waren vermutlich erstmals im Audi-Sportpark. Was sieht man denn im Stadion besser als auf dem Bildschirm?

Markus Anfang: Für uns ist es wichtig, die Gegner überhaupt mal live zu sehen. Durch unsere geografische Lage und unsere Möglichkeiten bekommen wir das seltener hin. Aber was die Intensität, Schnelligkeit und Dynamik betrifft, bekommt man im Stadion schon ein besseres Bild als im Fernsehen.

 

Welche Stärken haben Sie beim FC Ingolstadt entdeckt?

Anfang: Das sage ich nur meinen Jungs.



Verraten Sie wenigstens die Stärken Ihres Teams?

Anfang: Wir sind eine mannschaftlich geschlossene Truppe und kommen übers Kollektiv und die Abläufe, die wir immer wieder neu trainieren. Die Jungs wissen Bescheid, was sie zu tun haben. Und sie haben Spaß dabei.

 

So wie Ihre Stürmer Marvin Ducksch und Dominick Drexler, die mit zehn und sieben Toren zu den gefährlichsten Angreifern der Liga gehören?

Anfang: Wir machen das nicht an einzelnen Spielern fest. Jeder hat seine Aufgabe, es geht um die Mannschaft. Dass die Spieler in den Fokus rücken, die ein paar Tore mehr geschossen haben, ist für uns nicht entscheidend. Die Mannschaft muss funktionieren.

 

Haben Sie das Gefühl, dass Holstein Kiel unterschätzt wird?

Anfang: Das kann ich mir kaum vorstellen. Ich gehe davon aus, dass jede Mannschaft sich auf jeden Gegner individuell vorbereitet. Wenn man das in dieser Liga nicht machen würde, wäre das fahrlässig.

 

Sie stehen als Aufsteiger an der Tabellenspitze und haben von Beginn an nicht nur vom Klassenerhalt geredet. Halten Sie Ihr Team für stark genug, oben zu bleiben?

Anfang: Wir haben uns vorgenommen, eine gute Saison zu spielen. Auch wenn wir nach 36 Jahren wieder in der Zweiten Liga vertreten ist, wollten wir nicht einfach nur rausgehen und Verhinderungsfußball spielen, um nicht abzusteigen. Das ist nicht das, was wir uns vorstellen. Wir wollen guten Fußball spielen. Dafür arbeiten wir hart und akribisch. Und im Moment gelingt uns das wirklich gut. Dass dann auch noch die Ergebnisse stimmen, ist natürlich umso schöner.

 

Überrascht Sie Ihre Mannschaft?

Anfang: Dass sie so Fußballspielen kann, wussten wir. Die Frage war, ob sie es auch in der Zweiten Liga schafft, sich so durchzusetzen. Aber das haben die Spieler unter Beweis gestellt. Das überrascht mich aber nicht, weil ich an die Jungs glaube. Was vielleicht ein bisschen überrascht, sind die vielen Erfolgserlebnisse. Denn es heißt nicht, dass man immer gewinnt, wenn man gut spielt. Aber wir nehmen das gerne mit, das ist kein Zufall.

 

Wenn Sie sich einen Spieler des FC Ingolstadt aussuchen dürften, welchen würden Sie nehmen?

Anfang: Die Frage ist hypothetisch. Ich bin zufrieden mit meinen Spielern. Was nicht heißt, dass ich mich guten Spielern verschließe.

 

Sie waren mit dem früheren Ingolstädter Trainer Maik Walpurgis gemeinsam beim Fußballlehrer-Lehrgang. Hätten Sie sich gewünscht, dass er noch beim FC Ingolstadt tätig ist, weil Sie ihn und seine Spielidee kennen?

Anfang: Das kann man nicht nur am Trainer ausmachen. Wir haben unsere eigene Idee vom Fußball, es kommt darauf an, was wir machen, wie wir agieren oder verteidigen wollen. Da ist es nicht entscheidend, ob man den gegnerischen Trainer persönlich kennt. Wir wissen, wie der Gegner spielen lassen will, und haben dann einen Plan, wie wir unser Spiel dagegensetzen.

 

Was erwarten Sie für ein Spiel am Samstag?

Anfang: Ich hoffe, ein gutes.

 

Das Interview führte

Gottfried Sterner.