Eichstätt
"Wir wollen keine Isolation"

Vertreterinnen der Caritas stellen Behindertenbeirat vor - Zahlreiche Interessierte wollen mitwirken

21.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:01 Uhr
Lukas Schönach
  −Foto: Schönach

Eichstätt (EK) Für Katrin Wintergerst von der Offenen Behindertenarbeit der Caritas Sozialstation und Cornelia Eichlinger vom Caritas-Zentrum St.Vinzenz ist es eine Herzensangelegenheit, einen Behindertenbeirat auf den Weg zu bringen. Dieser soll Verbesserungsvorschläge machen, um das Leben von Menschen mit Behinderung zu erleichtern. Am Mittwoch stellten sie das Projekt der Öffentlichkeit vor.

Kurz vor Beginn der Veranstaltung mussten Stühle aus dem Lager des Holbeinsaals (Altes Stadttheater) geholt werden. "Dass so viele Menschen kommen, damit hätten wir definitiv nicht gerechnet", sagten die Initiatorinnen sichtlich erfreut. Erwartet wurden 30 Zuhörer, am Ende waren es um die 50 Interessierte mit und ohne Behinderung, die sich über die Idee informieren wollten. Sozialpädagoge und Stadtrat Richard Nikol (FW) eröffnete die Informationsveranstaltung, er war auch anstelle von Oberbürgermeister Andreas Steppberger als Vertreter der Stadt gekommen. "Dennoch liegt dieser Beirat der Stadt am Herzen, wir sichern die Unterstützung zu", bekräftigte Nikol.

In seiner einleitenden Präsentation ging er zunächst auf einige Ziele ein, die der Behindertenbeirat fördern soll: "Wir wollen keine Isolation, regelmäßige Kontakte zur Außenwelt sind absolut wichtig." Ein Moment brachte die Anwesenden zum Schmunzeln. Der, als aufgezeigt wurde, welche Barrieren es um und in der Stadt gibt, die angegangen werden müssen: Aufzüge im Rathaus und am Bahnhof, eine Einstiegshilfe im Schwimmbad oder das Ausweiten von Parkplätzen am Krankenhaus. "All das sind nur Beispiele, die wir sofort ändern könnten, wenn es nur um Baumaßnahmen geht."

Wintergerst und Eichlinger erklärten die Entstehungsgeschichte des Behindertenbeirats. Nach einem Gespräch mit dem Oberbürgermeister und dem geschäftsleitenden Beamten Hans Bittl, die beide das Vorhaben für gut befanden, griff ihnen Nikol unter die Arme. Schlussendlich versteht sich das Gremium als Bindeglied zwischen Stadtrat, Verwaltung und Öffentlichkeit. Erste Fachbereiche sind bereits angedacht: "Bau und Wohnen, Verkehr und Mobilität, Arbeit und Beruf, Schule, Bildung, Sport und Kultur, Kommunikation sowie Soziale Hilfen und Dienstleistungen sind die ersten Vorschläge von uns. Das wird vielleicht erweitert werden", berichtete Eichlinger.

In groben Zügen stehen außerdem die Rahmenbedingungen fest: Der Beirat trifft sich regelmäßig zu Sitzungen im Holbeinsaal, der als barrierefreier Raum von der Stadt zur Verfügung gestellt wird.

Die ehrenamtliche Tätigkeit ist nur Menschen mit körperlicher, geistiger oder psychischer Einschränkung und deren Angehörigen vorbehalten, dabei spielt das Alter der Beteiligten keine Rolle. Vertreter der Stadt und der Caritas helfen nur im Hintergrund mit. "Es ist nicht unser Beirat, denn nur die Menschen mit Behinderung entscheiden und sind die wahren Experten."

Die Initiatorinnen erteilten dem eingebrachten Vorschlag, eine Wahl zur Besetzung der Ämter im Gremium durchzuführen, zunächst eine klare Absage: "Bei der Fokussierung auf die Bürokratie gehen die grundlegenden Bedürfnisse schnell verloren. Außerdem soll zunächst alles offen sein." Auch wird es am Anfang noch keine Vereinsstruktur geben, da diese nur einenge. Nach regen Diskussionen, die schon einige konkrete Probleme in der Stadt ans Licht brachten, fanden sich 15 Unterstützer, die sich Anfang April zu einem ersten Kennenlernen treffen wollen. "Dann kann es auch gerne schon an erste detailliertere Projekte gehen", meinte Wintergerst.

Lukas Schönach