Ingolstadt
"Wir wollen keine Ein-Euro-Läden"

IN-City-Chef Thomas Deiser erläutert das Konzept der neuen Initiative "Cityfreiraum Ingolstadt"

01.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

Ingolstadt (DK) Belebung der Kernstadt – aber nicht um jeden Preis. Die neue Innenstadtaktion „Cityfreiraum Ingolstadt“ setzt keinesfalls auf „Billigheimer“, sondern will laut Mitinitiator IN-City eine nachhaltige Entwicklung der Geschäftswelt durch frische Ideen fördern – vor allem auch in den Randlagen.

Mitte September soll es losgehen mit der Beseitigung von Leerständen durch Vermittlung an Existenzgründer (DK berichtete bereits). Die sechs Wochen bis dahin will der Werbeverein IN-City nutzen, um Munition für das gemeinsam mit der städtischen Tochtergesellschaft IFG betriebene zugehörige Internetportal (www.cityfreiraum-ingolstadt.de) zu sammeln: Angebote von Eigentümern oder Maklern für Immobilien mit freien Geschäftsräumen in der Kernstadt, also in der Fläche zwischen den Ringstraßen und der Donau.

Beim Stammtisch von IN-City am Mittwochabend im Gewerkschaftshaus ließ Vorsitzender Thomas Deiser gleich Meldebögen unter den Besuchern verteilen. Exakt dieses Formular findet sich ab sofort auch in elektronischer Form auf der genannten Homepage. Wenn das Portal im September scharf geschaltet wird, will Deiser hier „30 bis 40“ Angebote beisammenhaben.

Sorgen, so der Vereinschef, machen ihm vor allem die leeren Ladenlokale in den Nebenlagen. Hier erhoffen sich die Verantwortlichen von IN-City und IFG offenbar die größten Effekte, wenn künftig – wie berichtet – Existenzgründer die Chance haben, ihre Geschäftsidee mit Zuschüssen der öffentlichen Hand umzusetzen. Maximal 12 000 Euro (einschließlich möglicher 30-prozentiger Mietzuschüsse) sind für höchstens ein Jahr einzuheimsen – wenn die Geschäftsidee stimmt. Das soll bekanntlich durch Berater und Prüfer des Entwickler- und Gründerzentrums, der Kammern und einiger freier Träger garantiert werden.

Thomas Deiser betonte vor den Mitgliedern und einigen weiteren Interessierten (auch aus der Zunft der Makler), dass das Projekt eine gewisse Klientel, die dem Image der Innenstadt bislang häufiger geschadet als genutzt hat, ausschließen wird: „Wir wollen keine Ein-Euro-Läden und keine Lager- und Billigverkäufer, die nach einigen Monaten wieder weg sind.“ Alle tragfähigen Ideen von Neueinsteigern oder frischgebackenen Jungunternehmern hätten hingegen eine Chance. Er könne sich bei den erhofften kleineren Existenzgründern auch durchaus eine Clusterbildung nach Branchen vorstellen, sagte Deiser. Für Vorschläge und Ideen sei man durchaus offen.

Wie der IN-City-Chef weiter ausführte, sieht das Konzept von „Cityfreiraum“ in einer weiteren Stufe auch die direkte Akquise von potenziellen Geschäftsbetreibern (ob Filialisten oder attraktive Einzelunternehmen) für größere Leerstände vor. Deiser wollte sich hier noch nicht detailliert äußern, betonte aber, dass es bereits entsprechende Vereinbarungen mit der Stadt gebe. Auf der anderen Seite wolle man auch den Kreativsektor bedienen und womöglich Künstlern und Kunsthandwerkern über das neue Portal eine Möglichkeit bieten, sich in der Innenstadt zu verwirklichen und Kunden anzulocken.

In der Diskussion mit den Besuchern gab es Kritik von Christian Lange, Sprecher der Bürgergemeinschaft, am Konzept der Initiative, die seiner Meinung nach „die echten strukturellen Probleme in den 1a-Lagen“ der Innenstadt nicht anpackt. Nach wie vor, so Lange, fehle es an einer Vision zur Attraktivitätssteigerung, die die Entscheider der großen Handelsunternehmen dazu bewegen könne, sich wieder für die Ingolstädter Altstadt zu interessieren.