Pfaffenhofen
"Wir wollen gemeinsam Lösungen finden"

11.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:49 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Gleich doppelt mit dem Thema Barrierefreiheit befasst ist die SPD-Stadträtin Verena Kiss-Lohwasser aus Förnbach: Einerseits ist sie Mitglied im Koordinationsteam des Arbeitskreises Inklusion, andererseits engagiert sie sich als Referentin im Pfaffenhofener Stadtrat für die Belange von Senioren und Behinderten.

 

Frau Kiss-Lohwasser, dass Menschen mit Behinderung nicht ausgeschlossen werden, sollte doch eigentlich selbstverständlich sein. Was macht das Thema so schwierig?

Verena Kiss-Lohwasser: Wenn man als Mensch ohne Behinderung oder körperliche Einschränkung durchs Leben geht, dann fällt einem oft gar nicht auf, welche Hürden anderen Probleme bereiten. Das fängt bei Kleinigkeiten an: Es reicht zum Beispiel schon eine kleine Schräge an der Haltestelle - und schon können Menschen mit bestimmten Krankheiten nicht mehr ohne Hilfe in den Bus einsteigen. Und schon eine einzelne Stufe kann für Rollstuhlfahrer unpassierbar sein.
 

Verschließen zu viele Menschen ihre Augen vor diesen Problemen?

Kiss-Lohwasser: Erst wenn man sich mit dem Thema intensiver beschäftigt, bemerkt man solche Hürden im Alltag. Deshalb sind auch Veranstaltungen wie die Aktionstage Anfang Mai so wichtig. Vor drei Jahren waren zum Beispiel der Bürgermeister und ein paar Stadträte selber im Rollstuhl in Pfaffenhofen unterwegs. Da haben sie gespürt, wie schwierig es Betroffene haben. Da wird der Randstein zum unüberwindbaren Hindernis. Und wenn man einmal einen Tag lang auf solche Hürden achtet, kommt ganz schön viel zusammen.

 

Und all diese Barrieren wollen Sie und der Arbeitskreis Inklusion abbauen?

Kiss-Lohwasser: Ja, die Stadt muss barrierefrei werden. Menschen mit Handicap sollen am Leben teilhaben können. Wenn Bürger mit Anregungen oder Beschwerden zu uns kommen, versuchen wir vom Arbeitskreis, gemeinsam Lösungen zu finden. Wir schauen uns dann die jeweiligen Örtlichkeiten an, weisen auf Mängel hin und machen Vorschläge. Man kann aber auch im Vorfeld schon Impulse geben - zum Beispiel für eine barrierefreie Gartenschau.

 

Kann irgendwann die ganze Stadt barrierefrei werden?

Kiss-Lohwasser: Das wäre wünschenswert, man kann aber leider nicht alle Problemstellen beseitigen. Bei Geschäften in Privatgebäuden zum Beispiel ist man auf die Eigentümer angewiesen. Und bei Altbauten kann zum Beispiel der Denkmalschutz Grenzen setzen. Trotzdem: Alle öffentlichen Gebäude in der Stadt sollten allen Menschen offen stehen - egal ob Rathaus, Schule, Kindergärten oder die Polizeiinspektion. Und Neubauten, wie unsere neue Grund- und Mittelschule, müssen sowieso barrierefrei geplant werden.

 

Ist das Thema drin in den Köpfen Ihrer Stadtratskollegen?

Kiss-Lohwasser: Barrierefreiheit ist uns wichtig. Und Pfaffenhofen hat schon einiges getan - angefangen bei öffentlichen Toiletten, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Auch im geförderten Wohnungsbau planen wir barrierefrei. In den Neubauten an der Ziegelstraße sind zum Beispiel behindertengerechte Wohnungen realisiert worden.

 

Das Gespräch

führte Michael Kraus.