Ingolstadt
"Wir wollen den Trend bestätigen"

FCI-Verteidiger Marcel Gaus ist gegen seinen Heimatverein Fortuna Düsseldorf wieder einsatzberechtigt

13.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Nach abgelaufener Gelb-Rot-Sperre darf FCI-Verteidiger Marcel Gaus wieder spielen. Gegen seinen Heimatverein Fortuna Düsseldorf freut er sich besonders auf einen Einsatz. - Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Für den FC Ingolstadt beginnen am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) mit dem Spiel gegen Tabellenführer Fortuna Düsseldorf die Wochen der Wahrheit in der 2. Bundesliga. Die spannende Frage lautet, inwieweit die Schanzer in den fünf Begegnungen vor der Winterpause, darunter die drei Erstplatzierten, den Rückstand auf die Aufstiegsplätze verringern können. Rechtzeitig wieder mit dabei ist Linksverteidiger Marcel Gaus, der mit 173 Zweitliga-Partien zu den Erfahrensten im FCI-Team zählt.

Herr Gaus, Sie mussten wegen einer Gelb-Rot-Sperre im Spiel gegen Nürnberg zusehen. Wie schlimm war's?

Marcel Gaus: Ein Spiel Pause hat gereicht. Aber es war wenigstens gutes Timing. Einen Tag nach dem Platzverweis in Bielefeld kam unser Sohn zur Welt. Aber Spaß beiseite: Das kann bei meiner aggressiven Spielweise passieren, aber es sollte nicht vorkommen. Und die Jungs haben das sowohl in Bielefeld als auch in Nürnberg gerissen und gewonnen. Von daher ist alles gut.

 

Jetzt geht es gegen die Fortuna. Wie fühlt man sich da als gebürtiger Düsseldorfer?

Gaus: Düsseldorf ist natürlich ein besonderes Spiel für mich. Es gibt zwar nicht mehr viele Jungs, mit denen ich zusammengespielt habe, weil das einige Jahre her ist. Aber das ist mein Heimatverein, da bin ich zum Profi geworden. Das ist emotional etwas Besonderes, und deshalb freue ich mich sehr darauf.

 

Kommen Gaus-Fans aus Düsseldorf zum Spiel?

Gaus: Ja, da kommen einige. Aber ich habe den Jungs und Mädels gesagt, sie müssen zu uns halten, sonst dürfen sie nicht ins Stadion. Das war die Bedingung, sonst machen wir zu Hause die Tür zu.

 

Mit wem haben Sie noch zusammengespielt?

Gaus: Oliver Fink und Adam Bodzek sind noch dabei. Die haben sich durchgebissen, und es freut mich, dass sie in dem Alter immer noch so toll spielen.

 

Sie verkörpern den sprichwörtlichen Allrounder, haben bei der Fortuna als Mittelstürmer begonnen, rückten später auf die offensive Außenbahn und sind mittlerweile auf der linken Abwehrseite gelandet. Wo fühlen Sie sich am wohlsten?

Gaus: Ich fühle mich dann wohl, wenn ich auf dem Platz stehe. Wo das ist, ist mir egal. Mittlerweile bin ich es aus meiner Zeit in Kaiserslautern gewohnt, in der Fünfer- oder Viererkette defensivere Rollen zu spielen. Das läuft auch ganz ordentlich, und außerdem kann man sich in dieser Position ja auch in der Offensive einbringen.

 

Finden Sie es noch schwierig, die Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden?

Gaus: Ich kenne die Vor- und Nachteile meiner Position. Hauptaugenmerk ist erst mal das Verteidigen. Das muss man sich immer ins Gedächtnis rufen, damit hinten nichts passiert. Alles andere ist eine Entwicklungssache. Wir haben in Ingolstadt in den vergangenen Spielen gezeigt, dass wir spielerisch bessere Lösungen finden, und dann nimmt man automatisch mehr am Offensivspiel teil. Man muss in der Abwehr aber verantwortungsvoller agieren. Bei eigenem Ballverlust besteht eine höhere Gefahr, es brennt sofort.

 

Sie haben beim FCI genügend Offensivpower im Team. Können Sie sich so mehr auf die Defensive konzentrieren.

Gaus: Genau. Der Trainer will, dass wir aggressiv gegen den Ball spielen. Das kommt mir entgegen, dass ich nach vorne verteidigen kann.

 

Wechseln wir die Sportart: Ist man als Düsseldorfer automatisch DEG-Fan?

Gaus: Auf alle Fälle. Zwischen der DEG und der Fortuna gibt es keine Rivalität. Da unterstützen sich die Fans gegenseitig. Ich habe es leider noch nicht geschafft, in Ingolstadt zum Eishockey zu gehen, gerade jetzt gegen Düsseldorf würde ich das gerne tun, doch das funktioniert am Sonntag leider nicht.

 

Haben Sie selbst Eishockey gespielt?

Gaus: Nein, aber ich würde das gerne probieren.

 

Was verbinden Sie sonst mit Ihrer Heimatstadt?

Gaus: Für mich ist es die schönste Stadt Deutschlands, da mache ich kein Hehl daraus. Wir haben ein schönes Lebensgefühl. Das ist schon einzigartig, wenn man im Sommer bei Sonnenuntergang mit Freunden am Rheinufer sitzt und dann in die Altstadt an die längste Theke der Welt geht.

 

Sind Sie auch im Karneval aktiv?

Gaus: Grundsätzlich ja, aber als Profi ist das schwierig. Am Wochenende wäre es für mich tatsächlich nach langer Zeit mal wieder möglich gewesen, beim Karnevalsauftakt dabei zu sein. Aber da hatten wir Besuch aus der Heimat. Außerdem habe ich nach der Karriere noch genug Zeit, Karneval zu feiern.

 

Sie haben seit Ihrem Abschied von Düsseldorf schon mehrfach gegen Ihren Heimatverein gespielt. Ist Ihnen etwas Besonderes im Gedächtnis geblieben?

Gaus: Da war eigentlich alles dabei. Ich habe sogar schon gegen die Fortuna getroffen und mit dem Tor in der Nachspielzeit Kaiserslautern ein 1:1 gerettet. Allerdings habe ich gegen Düsseldorf auch schon einen Elfmeter verursacht und mit dem FSV Frankfurt eine 2:5-Niederlage erlebt. Es war alles dabei, bis auf einen Platzverweis, aber den brauche ich auch nicht. Im Spiel geht es für mich nur um drei Punkte, alles andere blende ich aus.

 

Jetzt kommt die Fortuna als Spitzenreiter. Was bedeutet das für den FCI?

Gaus: Wir spielen zu Hause und haben zuletzt gezeigt, dass wir uns als Mannschaft gefunden haben. Insofern gehen wir mit viel Selbstvertrauen in die Partie. Wir wollen die Leistungen der vergangenen Wochen bestätigen und drei Punkte holen.

 

Ist die Begegnung nach der Länderspielpause besonders wichtig, um den Schwung aus den jüngsten Spielen gleich wieder mitzunehmen für die schweren Aufgaben vor der Winterpause?

Gaus: Durch die Tabellenkonstellation rücken die nächsten beiden Spiele gegen Düsseldorf und in Kiel besonders in den Fokus. Aber wir haben auch danach noch brutal schwere Spiele. Von daher schauen wir jetzt nur auf Düsseldorf und wollen da erfolgreich sein.

 

Was spricht für die Schanzer?

Gaus: Die mannschaftliche Reifung. Wir haben spielerisch einen Schritt nach vorne gemacht und sind auch effizienter geworden. Am Saisonanfang haben wir unsere Chancen nicht so genutzt. Jetzt haben wir uns in gewissen Situationen auch mal das nötige Quäntchen Glück erarbeitet. Jetzt wollen wir diesen Trend bestätigen und unsere Serie fortsetzen.

 

Das Interview führte Gottfried Sterner.