"Wir wollen auf die Wiesn"

15.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:20 Uhr

Bierfans: Die Hobbybrauer Günther Baumann (rechts) und Alois Kick vor ihrem "Richelbräu" in München-Neuhausen. Dort stellen sie Bier für die Hausgemeinschaft oder Straßenfeste her. Verkaufen dürfen sie es bisher nicht. - Foto: oh

München (DK) Die Idee entstand am Stammtisch: "Wie wäre es, wenn wir auf der Jubiläumswiesn den Festbesuchern unsere Kunst demonstrieren würden", fragte Günther Baumann eines Abends seine Hobby- und Hausbrauerkollegen im Wirtshaus "Zwingereck" in München.

Auch wenn nicht alle 30 Braubrüder gleichermaßen begeistert waren: Der Vorschlag wurde ausdiskutiert – und für gut befunden. Gerade die Nostalgie-Zeltstadt, die dieses Jahr auf dem Südteil der Theresienwiese aufgebaut werden soll, würde sich nach Meinung Baumanns hervorragend dafür eignen. "Wir könnten zeigen, wie gebraut wird und zudem selbst gebrautes Bier für ein paar Euro verköstigen", erklärt Baumann gegenüber dem DONAUKURIER. "Der Ausschank soll aber nicht im großen Stil erfolgen – vielleicht in 0,25- oder 0,3-Gläsern", hat er sich überlegt. Im Vordergrund stünde das Schaubrauen, nicht das Geschäft.

Kurz vor Ende der Bewerbungsfrist am 30. Dezember reichte Baumann einen Antrag im Tourismusamt ein. Nun liegt es in der Hand des Stadtrats, über die Idee abzustimmen; der Termin ist für den 9. Februar angesetzt.

Besonders hoch schätzt Baumann seine Chancen allerdings nicht ein. Der Bürokratismus werde ihm vielleicht einen Strich durch die Rechnung machen, glaubt er. Scheitern könnte es etwa am erforderlichen Gewerbeschein. "Nur ein einziger von uns besitzt einen. Wir brauen ja lediglich in unserer Freizeit und haben alle andere Berufe." Das ist auch der Hauptgrund, warum es selbst unter den Braubrüdern noch einige Bedenkenträger gibt. Der logistische, organisatorische und zeitliche Aufwand sei schließlich enorm. Viele müssten zur Oktoberfestzeit Urlaub nehmen. "Zum Mitmachen wird aber niemand gezwungen", sagt der Bräu aus München-Neuhausen lachend.

Ein weiteres Problem ist, dass nicht alle Hobbybrauer, die gerne dabei wären, aus der Landeshauptstadt stammen, sondern zum Großteil aus dem Umland. Die Regeln schreiben allerdings vor, dass lediglich traditionelle Münchner Brauhäuser auf dem Oktoberfest ihr Bier ausschenken dürfen. "Dabei werden mehrere Wiesnbrauereien heute auch nicht mehr von München aus geleitet", argumentiert Baumann. Diese Vorschriften seien nicht mehr zeitgemäß.

Mit seinem Bier möchten die Amateurbrauer bewusst einen Gegenpol zu den Großbrauereien anbieten. "Wir machen kein Einheitsbier, das maschinell produziert wird. Wir stehen für die Vielfalt", wirbt er für sich und seine Kollegen.