"Wir werden uns später Vorwürfe anhören müssen"

21.03.2007 | Stand 03.12.2020, 6:55 Uhr

Neuburg (r) An der Grünwaldsäge in Neuburg-Nord entsteht ein neues Baugebiet mit 56 Wohneinheiten in 50 Einfamilien- und Doppelhäusern. Der Stadtrat stimmte jetzt dem vom Antragsteller wieder erweiterten Bebauungsplan zu. Allerdings erklärten sich acht Mandatsträger mit der erneuten Verdichtung nicht einverstanden.

Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling geht davon aus, dass die Planung "frühestens in einem Jahr Baureife erlangt". Bevor dann zwischen Donau und Monheimer Straße das erste Haus gebaut werde, "muss eine Umsiedlung des Betriebes auf Neuburger Grund erfolgen", versicherte der OB dem Plenum. Wie mehrmals berichtet, wollen die Inhaber ihr Leistensägewerk an anderer Stelle aufbauen und weiterarbeiten. Die Investition solle mit dem Erlös aus dem Verkauf der Baugrundstücke finanziert werden.

Kritiker weisen darauf hin, dass der geplante Trabant im Norden Stadtbild, Verkehr und Luftaustausch beeinträchtigen werde. "Ich warne ausdrücklich vor dieser massiven Bebauung", erklärte der einzige Grünen-Stadtrat Theo Walter seinen Kollegen. Das Baugebiet entsteht 30 Meter vom Hochwasserdamm entfernt. Walter: "Die Häuser werden erhebliche Grundwasserprobleme bekommen". Der Stadtrat werde sich in wenigen Jahren Vorwürfe anhören müssen, warum man an dieser Stelle Bebauung zugelassen habe.

Den Unkenrufen schlossen sich in gemäßigter Form Umweltreferent Karl-Heinz Katzki (SPD) und CSU-Mann Rudolf Mayr ("Grünfläche wäre ideal") an. Für Elke Heyne ist es "bedenklich", wenn die Grünflächen schrumpfen oder verschwinden. Die große Mehrheit sieht dagegen keine Zukunftsprobleme. "Bau-Bürgermeister" Heinz Enghuber will Kräne sehen und weiß, "dass Luftaustausch reichlichst verhanden ist". Oberbürgermeister Gmehling will lieber ein "durchgrüntes Wohngebiet als ein eines Tages verwaistes Gewerbegebiet". Von der Gesamtfläche seien 58 Prozent bebaubar, es bleibe ausreichend Grünfläche. Die vorgesehenen Parzellen seien mit 360 bis 1000 Quadratmeter vernünftig bemessen.

Die Stadtpolitiker stimmten zu, die offen geplanten Entwässerungsgräben zu verrohren. Der Kinderspielplatz mit 800 Quadratmetern rückt von Donau und Wertstoffhof ein Stück weg an den östlichen Rand. "Damit bin ich einverstanden", so Kindergartenreferentin Brigitte Bößhenz (CSU). Der Grüne Walter hielt es für "symptomatisch", dass für später keine Allgemeinfläche vorgesehen und der Spielplatz neben eine Hochspannungsleitung an den Rand gedrängt werde.

Die Umplanung des Baugebietes wirft das Verfahren zeitlich zurück. Öffentliche Auslegung und Beteiligung der Träger öffentlicher Belange müssen neu erfolgen. Danach sind wieder die Stadträte gefragt. Im Frühjahr 2008 soll der umstrittene Bebauungsplan Rechtskraft erhalten.