Neuburg
"Wir werden uns im Winter zusammensetzen"

Fußball: Burgheims Trainer Harald Grimm spricht im Interview über den Saisonverlauf, Zukunftspläne und die Kreisliga

30.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:07 Uhr
Trainer Harald Grimm ist mit den bisherigen Leistungen seiner Burgheimer Kicker in der Kreisliga Ost zufrieden. −Foto: M. Schalk

Neuburg (DK) Die Pause ist da und für den TSV Burgheim aus der Fußball-Kreisliga Ost steht der neunte Tabellenplatz als Winterquartier zu Buche.

Zeit, eine Zwischenbilanz mit Trainer Harald Grimm zu ziehen. Im Gespräch mit unserer Zeitung verrät der 46-Jährige, wie er das bisherige Abschneiden seiner Truppe bewertet, ob er dem TSV Burgheim erhalten bleibt und was er von bezahlten A-Klassen-Kickern hält.

Herr Grimm, für welchen Profiverein schlägt Ihr Fußballherz?

Harald Grimm: Ganz klar für Nürnberg.

Sind Sie als "Clubberer" mit aktuell Rang 15 zufrieden? Schafft der 1.FCN den Klassenerhalt in dieser Saison?

Grimm: Hinter uns sind Hannover, Düsseldorf und Stuttgart. So muss es bleiben. Aber mit dem Klassenerhalt wird es schwer. Vom Kader her sind die Teams hinter uns besser. Stuttgart sowieso. Wenn wir's trotzdem packen, dann: Hut ab! Aber als Clubfan ist man ja sowieso . . .

. . . leidensfähig?

Grimm: Absolut! Das ist das richtige Wort. Was man da schon alles mitgemacht hat.

Woher kommt Ihr Bezug zu Nürnberg?

Grimm: Ich hab' dort selbst gespielt, in der A-Jugend, und sehr viele Spieler kennengelernt. Das war die Zeit mit Dieter Eckstein und Andy Köpke.

Kommen wir zum TSV Burgheim. Sieben Siege, drei Unentschieden und sieben Niederlagen ergeben Rang neun in der Kreisliga Ost zur Winterpause. Ihr Fazit in einem Wort?

Grimm: Zufrieden. Als Aufsteiger haben wir das Ziel ausgegeben, dass wir uns mit dem Abstieg überhaupt nicht befassen wollen. Dazu war ja unsere Kreisklassensaison letztes Jahr viel zu stark. Wir haben 69 Punkte geholt - das wird's so schnell nicht mehr geben. Wir haben nur ein Spiel verloren und dreimal unentschieden gespielt und sonst alles gewonnen. Aber das haben wir ja auch machen müssen, weil uns Echsheim am Arsch geklebt ist. Und wenn du mit so vielen Punkten aufsteigst, dann kann es nicht das einzige Ziel sein, die Klasse zu halten. Das hab' ich den Spielern auch so gesagt. Wir wollen eine Rolle spielen und gut mitspielen. Und das tun wir.

In den zurückliegenden Jahren hat sich dennoch der Eindruck ergeben, dass, wer aus der Kreisklasse Neuburg in die Kreisliga Ost aufsteigt, mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit direkt wieder rausgeschossen wird.

Grimm: Ich weiß, was Sie meinen. Ich weiß nicht, was bei den anderen Mannschaften vielleicht schief gelaufen ist. Bei uns ist es so, dass wir einen ausgeglichenen Kader haben. Sowohl vom Alter der Spieler her - wir haben ganz junge, ein paar mittleren Alters und ein paar sehr erfahrene. Und da sind auch ein paar Ausnahmespieler dabei, die in den richtigen Momenten für die Punkte sorgen. Und das haben die anderen Teams in der Vergangenheit vielleicht nicht gehabt. Mannschaftliche Geschlossenheit war bei allen vielleicht da. Aber in gewissen Situationen brauchst du einfach diese Typen, die auch mal ein knappes Spiel zu deinen Gunsten kippen können. Und die haben wir. Das macht aus, ob du drin bleibst oder nicht.

Der TSV Burgheim hatte vom fünften bis zum achten Spieltag vier Siege in Folge, dann kamen ein Unentschieden, drei Niederlagen und wieder ein Unentschieden. Warum kam es plötzlich zum Bruch?

Grimm: Das ist auch so ein Thema. Wir haben 24 Punkte. Ich sage aber, dass uns vier oder fünf Punkte fehlen. Das wäre unser Topziel gewesen. Wir hatten wahnsinniges Pech, weil wir viele Verletzte hatten. Das haben die anderen Mannschaften auch mal, aber bei uns waren es ja gleich sechs oder sieben Stammspieler auf einmal. Am schlimmsten war es im Spiel gegen Feldheim (2:2-Unentschieden, d. Red. ). Das hätten wir gewinnen müssen. Da hat sich Johannes Löffler das Kreuzband gerissen. Da ist es losgegangen. Und plötzlich sind innerhalb von 14 Tagen Mathias Heckel und Johannes Volk mit Bänderanrissen ausgefallen, dann hat sich Manuel Knöferle das Kreuzband gerissen und Philipp Stadler musste ständig angeschlagen mit Innenbanddehnung im Knie in die Partien gehen. Und dann hast du natürlich auch noch Spieler in der Mannschaft, die am Wochenende mal was anderes machen als Fußball zu spielen. Das ist so lange nicht tragisch, wie du keine Verletzten hast. Aber dann stehst du auf einmal in Firnhaberau und hast noch vier Mann von der ersten Mannschaft auf dem Platz.

Die Partie ging mit 0:2 verloren.

Grimm: Das war ja noch im Rahmen. Ich hab' vorher gemeint, das wird zweistellig. Unsere zweite Mannschaft steht ja in der A-Klasse schon nicht gut da (letzter Tabellenplatz, d. Red. ). Und jetzt brauchst du die Spieler auf einmal in der Kreisliga. Für die Umstände war das also gar nicht schlecht.

Haben Sie dafür Verständnis, wenn ein Kicker während der Saison mal blau macht?

Grimm: Wenn du früher gesagt hättest, du machst einen Kurztrip während der Saison, dann hätten sie dich gelyncht. Aber ich mach' das Geschäft ja schon seit 17 Jahren. Da wird man irgendwann auch ein bisschen ruhiger und nimmt mehr Verständnis auf. Denn unterm Strich: Es kann Trainer sein wer will, wenn der Spieler am Wochenende weggehen will, dann geht er weg. Das wird er sich nicht nehmen lassen. Früher hat man einen Mannschaftskameraden, der ein Spiel wegen Urlaub oder so gefehlt hat, eine Woche nicht angeschaut. Heute fragt man nach, wie der Trip so war. Das versteh' ich nicht. Wenn's läuft, dann ist das okay. Aber wenn du so viele Verletzte hast, wie wir sie hatten und es kommt einer und will auf 'nen Abstecher nach London, dann drehst du durch. Das schlaucht mich richtig.

Burgheim hatte auch sehr deutliche Siege, wie den 4:0-Erfolg zum Saisonauftakt in Langenmosen.

Grimm: Wir waren klar besser. Langenmosen war nicht der Topgegner. Dann haben wir aber auch klar gegen Griesbeckerzell (1:4) und Alsmoos-Petersorf (2:5) verloren. Wenn man jetzt auf die Tabelle schaut, dann weiß man auch, warum wir verloren haben, beide Teams gehören ja zur Spitzengruppe. Dazu gehört auch Rinnenthal. Und dann kommt eine Gruppe von gleichwertigen Mannschaften, zu der ich auch uns zähle.

Sie haben den SV Straß in der Saison 2015/2016 als Kreisklassenmeister in die Kreisliga geführt, sind aber nicht mitgegangen, weil Sie kürzertreten wollten und Ihren Vertrag nicht verlängert haben. Stimmt es, dass Sie am Ende dieser Saison in Burgheim aufhören wollen?

Grimm: Das steht noch nicht fest. Wir werden uns im Winter zusammensetzen. Sie kommt immer ein bisschen komisch rüber, die Geschichte in Straß. Damals war es so, dass wir als Aufsteiger in die Kreisklasse gekommen sind. Dann kamen Selbstständigkeit, Familie und Fußball zusammen. Das wurde ein bisschen viel. Und mit Straß war ein Platz im Mittelfeld das Ziel. Im Winter waren wir Dritter oder Vierter. Ich habe den Vereinsverantwortlichen dann gesagt, dass ich kein drittes Jahr beim SVS machen möchte, weil's mir einfach zu viel wurde. Dass wir zum Schluss aufsteigen, damit hat ja keiner gerechnet. Da waren ja noch Ried und Münster klar vor uns. Und ich hab' dann schon zu mir gesagt, Mensch, jetzt bist aufgestiegen, jetzt hättst' die Kreisliga auch noch mitnehmen sollen (lacht).

Warum ist es dann doch anders gekommen? Schließlich hatten Sie nur ein Jahr Pause und haben dann den TSV Burgheim übernommen.

Grimm: Mit der Frage hab' ich gerechnet! Ich hab' mir schon vor längerer Zeit gedacht, dass ich nie mehr zu einem Verein weiter weg gehen werde. Ich hatte ja mehrere Anfragen, auch im Kreis Donau-Ries. Das hab' ich am Telefon alles abgesagt. Aber ich habe mein Geschäft in Burgheim und kenne 90 Prozent der TSV-Spieler. Deswegen ist Burgheim der einzige Verein, dem ich nie hätte absagen können. Man weiß ja auch, dass sich dort in den letzten Jahren mit Vereinsheimbau und dergleichen viel bewegt hat.

Und irgendwann fragte Abteilungsleiter Matthias Karmann bei Ihnen an . . .

Grimm: Ja, das war eine Sache von einer halben Stunde. Da brauchten wir gar nicht lange reden.

Ob Sie nun bleiben oder gehen: Wie muss sich der TSV Burgheim entwickeln, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein?

Grimm: Der Kader ist zu klein. Das ist der größte Punkt. Es ist nicht einfach, Klassespieler herzubekommen, die vielleicht auch in der Bezirksliga spielen können. In der Breite braucht es aber auf jeden Fall noch ein paar. Aber das weiß der Matthias (Karmann, d. Red. ), der schläft ja nicht (lacht). Aber wenn wir einen holen, dann wird das sicher nicht die absolute Granate sein, sondern einer, der ins Gesamtgefüge passt. Da musst du nicht viel Geld in die Hand nehmen.

Wie stehen Sie allgemein zum Thema bezahlte Spieler in den niedrigen Klassen?

Grimm: Da trauen sich ja viele nicht, was zu sagen. Das sollen ja teilweise in manchen Vereinen die eigenen Mitglieder nicht mitkriegen. Aber das finde ich nicht richtig. Wenn man das macht, dann sollte man das innerhalb vom Verein kommunizieren. Und dann sollten aber auch die eigenen Leute was kriegen. Dann ist das in Ordnung. Wenn man das aber nicht stemmen kann, dann sollte man die Finger davon lassen. Man muss halt auch die Kirche im Dorf lassen. Wenn ein kleiner Verein mal aus der A-Klasse absteigt, dann geht doch die Welt nicht unter. Deswegen muss ich doch nicht anfangen, Spieler einzukaufen. Das versteh' ich nicht. Ich würde nie in eine Kreisklassen- oder A-Klassen-Mannschaft Geld reinknallen.

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Sebastian Hofmann