"Wir werden keinen Frieden geben"

Bündnis 90/Die Grünen nominieren Angeliki Gleixner als Bürgermeisterkandidatin und stellen Stadtratsliste vor

04.12.2019 | Stand 02.12.2020, 12:27 Uhr
Mit diesen Kandidaten wollen die Dietfurter Grünen um Angeliki Gleixner (4.v.r.) in den Dietfurter Stadtrat einziehen. −Foto: Kirschner

Dietfurt - Zum ersten Mal in der Geschichte der Sieben-Täler-Stadt gibt es eine Bürgermeisterkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen.

Zum ersten Mal tritt die Partei mit einer eigenen Liste an und zum ersten Mal haben sich am Dienstagabend vier der sechs Mitglieder des vor einem Jahr neu gegründeten Ortsverbands mit weiteren Interessierten zu einer Aufstellungsversammlung getroffen. "Eigentlich sind es ja zwei Versammlungen", meinte Tim Walter, der gerade eben erst zum Vorsitzenden des Kreisverbands gewählt worden war. Denn außer der Nominierung von Angeliki Gleixner zur Bürgermeisterkandidatin wurde auch die Liste für die Kommunalwahlen abgesegnet.

Für den 25-jährigen Neumarkter Walter, der die Versammlungen leitete, war dies ebenfalls eine Premiere. Umso wichtiger war der Leitfaden zur Abwicklung, um keine formellen Fehler zu machen. Walter eingerechnet hatten sich 13 Frauen und Männer zur Aufstellungsversammlung eingefunden.

Kreisrat Markus Reischl, der Vize-Vorsitzende des Dietfurter Ortsverbands, schlug Gleixner offiziell als Bürgermeisterkandidatin vor. Die stellte sich kurz vor. Sie lebe seit zehn Jahren in Dietfurt, sei 57 Jahre alt und als Psychologin freiberuflich tätig. Als Aufgabenfelder nannte sie die Arbeit mit Sucht- und Drogenabhängigen im Auftrag der Jugendämter. Daneben habe sie in Dietfurt eine Praxis für Paar- und Psychotherapie. Sie habe lange im Ausland gelebt, erzählte Gleixner, in Amerika, Großbritannien und Italien. Die Musik sei ihr großes Hobby, sie spiele 22 Instrumente. "Es wird immer schrecklicher", beschrieb sie ihr Bild von Dietfurt. Überall würden Hallen gebaut wie die "unselige Baywa-Halle". Ihr jüngstes Projekt sei das Bürgerbegehren gegen den Neubau der Edeka gewesen. Zwar sei es ihr nicht gelungen, ihn zu verhindern, doch als "Riesenerfolg" sei zu werten, dass die Entscheidung öffentlich von den Bürgern getroffen worden sei und nicht in nicht öffentlicher Sitzung. Auf besagtem Grundstück in "Dietfurt-Ost" hätte sie sich ein Wohngebiet vorstellen können mit einer Lärmwand. Hinter der hätte man problemlos Betreutes Wohnen realisieren können, einen Spielplatz, kurz gesagt ein Gebiet, in dem sich Jung und Alt wohlfühlen. Vieles müsse in Dietfurt anders werden, damit die Stadt wieder lebenswert werde für ihre Bewohner, so Gleixner. Die Autos müssten aus der Altstadt raus, die Verkehrsführung geändert werden. Ein Laden, in dem nur regionale Produkte angeboten werden, schwebte ihr ebenso vor wie der Austausch des Pflasters. "Wir werden keinen Frieden geben", fasste sie zusammen. Ihre Nominierung erfolgte erwartungsgemäß einstimmig.

Nach einer kurzen Pause, die zum Gespräch genutzt wurde, begann die Vorstellung der Kandidaten. Sie erfolgte geheim, nacheinander wanderten vier Zettel in einen Pappkarton, der zur Wahlurne umfunktioniert worden war. Auch hier wurden alle Listenkandidaten einstimmig abgesegnet. Auf Platz eins und zwei kandidiert Gleixner, auf drei und vier Jonas Röll. Wie der 24-Jährige erzählte, ist er stark bei Kolping engagiert sowie bei den Helfern vor Ort, er war Mitglied des Dietfurter Jugendparlaments und absolviert gerade in Kösching eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Röll fand es "furchtbar", dass in Dietfurt der Jugend häufig das Mitspracherecht verweigert werde. Der Stadtrat - mit Ausnahme der Bürgermeisterin - habe dem Jugendparlament "ständig Prügel zwischen die Füße geworfen". Röll will sich deshalb auch dafür einsetzen, dass "endlich" auch die Jugend mitreden dürfe und nicht mehr die ältere Generation alles entscheide.

Die Töginger Diplom-Biologin Stefanie Weiß nimmt die Plätze fünf und sechs ein. Die Mutter von drei Kindern lebt seit 2013 hier und will sich für die Belange des Naturschutzes einsetzen. Sie meinte, dass es besser sei, sich zu engagieren, als "über die Politik zu meckern". Achim Reusch, 53, lebt seit neun Jahren in Dietfurt. Der Qualitätsmanager bei einem Automobilzulieferer kandidiert auf den Listenplätzen sieben und acht. Neun und zehn gehören der Krankenschwester Franziska Amann, elf und zwölf dem Lehrer Raphael Weiß, Ehemann von Stefanie Weiß. Er will sich gegen Rassismus und Faschismus einsetzen und für den Umweltschutz. Es könne nicht sein, meinte er, dass wertvoller Trockenrasen vom Harvester platt gemacht werde.

Die Plätze 13 und 14 gingen an Jana Kerlin aus Töging. Sie ist gelernte Hebamme und Mutter von drei Kindern. Auf 15 und 16 folgt Karl Heinz Egert, der Ehemann von Gleixner. Als Projektleiter im Stahlbau werde er den Fokus auf bauliche Dinge legen, kündigte er an. Es könne nicht sein, dass der gleiche Stadtrat, der 70000 Euro für das ISEK-Gutachten ausgegeben habe, das auch der Belebung der Altstadt dienen soll, jetzt mit dem Neubau des Edeka-Markts dagegen sei. "Im Stadtrat gibt es nur Leute, die uns schlecht vertreten", so Egert. Er vermisste eine eigene Dietfurt-Card, regte Mischgebiete für das Handwerk in den Dörfern an und störte sich an den Kosten für Bayrisch-China. In diesem Zusammenhang kritisierte eine Versammlungsteilnehmerin den "undifferenzierten Umgang" der Stadt mit China, wo die Menschenrechte bekanntlich keinen großen Stellenwert hätten.

Auf Platz 17 steht der Name von Gabriele Behringer, Heilpraktikerin aus Eichlhof, auf Platz 18 folgt Robert Schels, gelernter Bürokaufmann und Projektmanager bei einem Dienstleister in der Automobilindustrie. Auf dem vorletzten Platz steht der Name von Anna Reischl. Sie ist die Mutter von Markus Reischl und Geschäftsführerin eines Getränkehandels in Dietfurt, und auf Platz 20 bewirbt sich Roman Kerlin, Freiberufler und Ehemann von Jana Kerlin, für ein Mandat im Stadtrat.

Fürs Pressefoto gab es zu guter Letzt einen Blumenstrauß für die Bürgermeisterkandidatin und je eine Fair-Trade-Rose für die Kandidaten.

uke