Fürth
„Wir werden einen langen Atem brauchen“

Fürths Trainer Buric ist vor dem Spiel beim FCI optimistisch

01.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:52 Uhr

Fürth (DK) Damir Buric hat vor mehr als 25 Jahren beim MTV Ingolstadt als Spielertrainer gearbeitet. Am Samstag (13 Uhr) kommt er als Chefcoach der abstiegsgefährdeten SpVgg Greuther Fürth zurück. Im Vorfeld der Partie gegen den FC Ingolstadt spricht er über die Chancen der Franken, die Höhepunkte seiner Karriere und den FCI.

Herr Buric, 1992 haben Sie – damals als Spielertrainer – den MTV Ingolstadt verlassen. Waren Sie seitdem mal wieder in Ingolstadt?

Damir Buric: Ich war noch ein paarmal in der Stadt. Es war damals eine schöne Zeit, und ich erinnere mich immer wieder gerne daran zurück. Ich habe dort tolle Menschen kennengelernt.

Haben Sie noch Kontakt nach Ingolstadt?

Buric: Ich habe gerade erst wieder mit Hans Reuther (dem damaligen MTV-Vize-Abteilungsleiter, Anmerk. d. Red.) gesprochen. Jetzt bin ich wieder in Deutschland, dann ist es natürlich einfacher, in Verbindung zu bleiben. Wenn man mit jemandem gut gearbeitet hat, ist es egal, wie viel Zeit vergangen ist, es fühlt sich schnell an, als wäre es erst gestern gewesen.

Wie haben Sie die Entwicklung des FCI in den vergangenen Jahren erlebt?

Buric: Wenn man sieht, was aus diesem Verein geworden ist, muss man großen Respekt haben. Die Art und Weise, wie dort gearbeitet wird und welche Strukturen entstanden sind, das ist toll. Ich habe mich auch gefreut, als die Mannschaft mit Ralph Hasenhüttl den Aufstieg in die erste Liga geschafft hat. Das war außergewöhnlich und ein fantastischer Erfolg. Mit Ralph habe ich 2005 gemeinsam die Fußballlehrerlizenz gemacht. Ich habe ihn als tollen Menschen und sehr guten Trainer kennengelernt. Deswegen kam der Weg, den er gemacht hat, nicht von ungefähr.

Wie schwierig waren denn für Sie als Spieler und jetzt als Trainer die häufigen Vereinswechsel?

Buric: Ich nehme immer das Positive mit: Es sind sehr viele Freundschaften entstanden, und ich habe viele Erfahrungen gesammelt – in jeder Stadt und jedem Verein. Ich habe einiges erlebt und gesehen. Zuletzt in Österreich zum Beispiel hatte ich ein fast freundschaftliches Verhältnis zur Vereinsführung. Das ist etwas, das bleibt.

Wo war es am Schönsten?

Buric: Das ist schwer zu sagen. Ich habe sehr viele schöne Augenblicke gehabt. Aber wenn man zum Beispiel ein Spiel mit Hajduk Split zu Hause im Europapokal vor 30 000 Zuschauern gewinnt und alle singen und freuen sich, sind das Momente, die unbezahlbar sind.

Im vergangenen September sind Sie nach Fürth gewechselt. Zu einem Zweitligisten, der auf einem Abstiegsplatz steht. Warum?

Buric: Es war eine rein sportliche Entscheidung: Ich bin als Spieler und Trainer in der Bundesliga aufgewachsen, sie hat mich geprägt. Ich habe natürlich gesehen, dass die sportliche Situation in Fürth sehr schwierig ist. Aber ich habe die Leute im Verein kennengelernt und das Umfeld gesehen – und das ist das, was mir Hoffnung macht und auch Kraft gibt, diesen Weg zu gehen. Für mich besteht kein Zweifel, dass es der Verein absolut verdient, in der Zweiten Bundesliga zu spielen.

Fürth steht nach wie vor auf einem Abstiegsplatz.Was hat sich durch Sie als Trainer geändert?

Buric: Es liegt ja nicht nur am Trainer alleine. Die Mannschaft wird ständig homogener, im Team ist eine tolle Moral, die taktische Arbeit ist sehr gut. Wenn ich sehe, wie die Jungs arbeiten und tagtäglich an die Grenze gehen, dann macht mir das Hoffnung. Man muss auch wissen, wer innerhalb der Mannschaft was zu sagen hat, wie die Hierarchien sind. Das ist wie in einer Familie – da kann auch der ältere Bruder sagen: Bitte räumt mal euer Zimmer auf.

Und die Jüngeren folgen?

Buric: Ja, natürlich. So muss es sein. Die Gruppe muss sich in eine Richtung bewegen und wenn einer ausschert, müssen die anderen ihn einfangen. Klappt das nicht, dann ist der Trainer gefragt.

Welcher Trainertyp sind Sie: eher streng und fordernd oder kumpelhaft und verständnisvoll?

Buric: Ich bin ein strenger, demokratischer Trainer. Ich will viel wissen und ich führe sehr viele Einzelgespräche. Das ist mir wichtig. Wenn man Spieler verbessern will, muss man ihnen genau sagen, was man will. Am Samstag kommt die SpVgg zum Auswärtsspiel nach Ingolstadt. Es ist – inklusive Pokal – das dritte Aufeinandertreffen der beiden Teams in dieser Saison.

Die ersten beiden Spiele hat das Kleeblatt verloren. Warum sollte Fürth ausgerechnet beim FCI drei Punkte holen?

Buric: Ingolstadt hat eine sehr gute Mannschaft, aber gerade gegen einen guten Gegner spielen wir oft gut. Die Ingolstädter spielen einfach Fußball, man kann es gut analysieren. Es gibt eine klare Struktur. Wir werden auf jeden Fall gut vorbereitet sein. Doch die Planung ist das eine, wenn aber einer oder zwei nicht die optimale Leistung bringen, wird es schwierig, alles umzusetzen.

Mit Fabian Reese hat Fürth in der Winterpause einen Offensivspieler von Schalke geholt. Der 19-Jährige durfte gleich beide Spiele von Beginn an ran. Eine mutige Entscheidung von Ihnen.

Buric: Wir haben Fabian beobachtet und gesehen, was er kann. Er passt mit seiner Persönlichkeit sehr gut zu uns. Wir haben in der Offensive einige sehr junge Spieler und sie machen ihre Sache gut. Zuletzt haben wir uns defensiv stabilisiert und müssen jetzt darauf achten, die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive zu finden.

Wie geht die junge Mannschaft mit dem Druck im Abstiegskampf um?

Buric: Diesen Druck gibt es bereits, seit ich hier in Fürth bin. Vor jedem Spiel, an jedem Wochenende. In dieser Drucksituation aber hat die Mannschaft immer wieder gepunktet und sich zurückgekämpft. Das macht Hoffnung, doch wir brauchen einen langen Atem und viel Geduld.

Das Gespräch führte Sandra Mönius.