Baiersdorf
"Wir werden die Befürchtungen ernst nehmen"

01.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:12 Uhr

Die Stimmungslage im Dorf wollten Anette und Markus Eichenseer ausloten. Bei einer Versammlung stellten sie jetzt ihr Vorhaben vor. - Foto: Erl

Baiersdorf (er) "Es ist Angst da, denn noch keiner von uns hat eine Biogasanlage vor der Nase gehabt". Kurz und prägnant formulierte ein Bürger von Baiersdorf den Grund, warum das Land- und Gastwirtsehepaar Anette und Markus Eichenseer am Sonntagabend einen Großteil der Dorfbewohner bei sich zu Gast hatte.

Die Eheleute wollen auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft reagieren und ihre Bullenmast mit einer unmittelbar anschließenden Biogasanlage am südlichen Dorfrand für die Zukunft rüsten.

"Eine Chance"

Doch obwohl beide bereits im vergangenen September die Anwohner informiert und danach die notwendigen nachbarschaftlichen Unterschriften für ihr Bauvorhaben eingeholt hatten, wurde die entsprechende Plangenehmigung nach aufkeimenden Diskussionen in der jüngsten Sitzung des Stadtrats (DK berichtete) vorerst zurückgestellt. Nun hatte das Ehepaar die Mitbürger zu einem Informationsabend eingeladen und nicht nur die Dorfbewohner kamen.

Auch Bürgermeister Michael Schneider (CSU) und seine beiden Stellvertreter sowie zahlreiche Stadträte informierten sich über die Stimmungslage im Dorf. Der Hausherr bemühte sich spürbar, die Informationen auf sachlicher Ebene zu halten. Schon in seinen Begrüßungsworten deutete er die Sensibilität des Vorhabens an. "Sicher bringt die Anlage Veränderungen auf unserem Hof mit sich, aber es ist auch eine Chance für mich und für Euch", sagte er auch mit Blick auf eine mögliche Fernwärmeversorgung. "Das Ziel sollte sein, dass wir auch weiterhin gut miteinander im Dorf auskommen." An der Wand hingen die vollständigen Planzeichnungen und zusätzlich hatte er den Planer und Konstrukteur der Anlage, Markus Schwab von der Firma Schmack sowie den vereidigten Sachverständigen für Biogasanlagen und Sprecher des Arbeitskreises Sicherheit Josef Ziegler von der Firma Inreetec, eingeladen. Erst einmal aber informierte Bürgermeister Schneider über den bisherigen Antragsverlauf, die geltenden Vorschriften sowie die Stellungnahmen der beteiligten Behörden.

Sowohl das Landratsamt und die Naturschutzbehörde als auch das Landwirtschaftsamt hatten sich positiv zu dem Vorhaben geäußert. Schwab erläuterte danach die technischen Abläufe in der bis auf 210 Kilowatt Leistung ausgelegten Anlage. Ziegler ging in seinen Ausführungen erst auf die Gefahren des Methangases unter den schwarzen Kuppeln aus Spezialplanen ein. "Explodieren könnte das Ganze nur, wenn das Gas unter Druck stehen würde. Doch dieser Druck wird unter den Kuppeln längst nicht erreicht. Im Brandfall würde das Gas ohne Verpuffung oder Explosion wie bei einem Fondue abfackeln", betonte der Sicherheitsexperte.

Die Befürchtungen einzelner Anwohner beziehen sich hingegen vorwiegend auf eine mögliche Geruchsbelästigung und die Beeinträchtigung der Wohnqualität. Vor allem mehrere Mitglieder eines Familienverbandes, die noch am Vortag die Biogasanlage in Thann besucht hatten, äußerten vehement ihre Bedenken. Dort hatten sie nach eigenen Aussagen einen penetranten Gestank wahr genommen. Obwohl eine Anwohnerin ihre Nachbarschaftsunterschrift bereits erteilt hatte, rudert sie nun zurück. Auch zwei weitere Eigenheimbesitzer – ihre Grundstücke liegen nach Feststellung der Umweltbehörde weit außerhalb der Hauptwindrichtung und der Kaltluftströmungen – äußerten entsprechende Bedenken. Einer verteilte gar ein Flugblatt mit aufgelisteten Negativaspekten und grundsätzlichen Nachteilen.

Der Bürgermeister zeigte sich von den Gestanksproblemen in Thann sehr überrascht. "Weder in dortigen Bürgerversammlungen noch bei anderen Gelegenheiten habe ich derartiges vernommen", sagte er. Nach Auskunft der Fachleute ist der Betriebsablauf in der Eichenseer-Anlage zudem anders ausgelegt und – abgesehen von den ohnehin im Dorf vorhandenen Silos – würden neben einem noch zu errichtenden Fahrsilo keine neuen Geruchsquellen entstehen. Bedenken hinsichtlich des zu erwartenden Verkehrsaufkommens konnte Markus Eichenseer mit Verweis auf einen neuen, von ihm finanzierten Zubringerweg außerhalb des Dorfes entkräften. "Das Fahraufkommen wird sich im bisherigen Rahmen halten, denn auf den Feldern kann nicht mehr produziert und nicht mehr geerntet werden als bisher", sagte er. Anette Eichenseer schlug vor, gemeinsam mit den Zweiflern und interessierten Bürgern mehrere Biogasanlagen zu besichtigen und sich über die Gegebenheiten dort persönlich zu informieren.

"Wichtige Diskussion"

Das Fazit des Bauherrn fällt am Ende des Abends zuversichtlich aus. "Wir wollten mit diesem Abend die Stimmungslage im Dorf erfahren und die Bedenken der Einwohner wissen. Die Diskussionsbeiträge waren wichtig und wir werden die Befürchtungen ernst nehmen. Wir wollen bei unserem Vorhaben großen Wert darauf legen, dass diese Befürchtungen nicht eintreffen", sagte er im DK-Gespräch.