Berlin
"Wir waren da und wir sind da"

Beim digitalen Tag der Bundeswehr gibt es einen vielfältigen Einblick in den Alltag der Soldaten - Beitrag aus Neuburg

14.06.2021 | Stand 18.06.2021, 3:35 Uhr
Blick ins Cockpit: Beim digitalen Tag der Bundeswehr spielte das Taktische Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg eine Rolle. Brigadegeneral Frank Gräfe, früher Kommodore des Verbands und heute Militärattachée in Washington, hielt ein Großwort vor dem Lincoln Memorial. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer stellte sich den Fragen von Moderator Christoph Jan Longen. −Foto: Bundeswehr

Berlin/Neuburg - Zu Land, zu Wasser und in der Luft: Beim zweiten digitalen Tag der Bundeswehr haben die Streitkräfte am Samstag der Bevölkerung einen Einblick in den Alltag der Soldaten geboten.

Mit dabei war auch das Taktische Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg mit eine besonderen Beitrag.

Eigentlich hätte die Donaustadt als einer von 16 Bundeswehrstandorten in Deutschland den Aktionstag ausrichten sollen. Doch die Pandemie machte alle Planungen zunichte, weshalb das Militär zum zweiten Mal in Folge auf das Internet auswich und sich in digitaler Form präsentierte. Mehr als 86000 Menschen störte das wenig; sie verfolgten die Beiträge vor den heimischen Bildschirmen. Zwischenzeitlich ist die Zugriffszahl sogar auf über 94000 gestiegen. "Ich freue mich, dass wir den Tag der Bundeswehr zumindest in digitaler Form haben", erklärte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) im Interview mit Korvettenkapitän Christoph Jan Longen, der den Aktionstag gemeinsam mit Hauptfeldwebel Christin Rudolf vom Studio aus dem Berliner Bendlerblock aus moderierte. Für die Ministerin ist dieses Engagement und diese Form der Präsentation gerade in der aktuellen Zeit ein wichtiges Signal "Wie in den vergangenen Monaten auch zeigt die Bundeswehr: Wir waren da und wir sind da", betonte Kramp-Karrenbauer, die auch auf die Einsätze im Ausland verwies - unter anderem auf den Schutz des baltischen Luftraums, zu dem bis April auch die Soldaten aus Neuburg beigetragen hatten. "Wir brauchen solche Zeichen der Solidarität innerhalb der Nato. "

Das sieht auch Kathleen Hicks so. Die stellvertretende US-Verteidigungsministerin erinnerte in einem Grußwort an die großen Herausforderungen auf dem Globus, für deren Bewältigung Deutschland und die USA Schulter an Schulter stünden. "Unsere Freundschaft ist tief und soll weiter wachsen", so Hicks, die den deutschen Soldatinnen und Soldaten ein "Dankeschön für Ihren Beitrag bei der Verteidigung der Demokratie" aussprach. Grüße aus der US-Hauptstadt Washington gab es auch vom deutschen Militärattachée Frank Gräfe. Der Brigadegeneral, von 2013 bis 2015 Kommodore des Neuburger Geschwaders, sprach von einer engen Verbindung zwischen beiden Ländern. Gleichzeitig berichtete er von den vielen deutschen Soldaten, die in den USA ihren Dienst verrichten - phasenweise sind es mehr als 1000 gleichzeitig.

Neben einem Blick auf die Abschiedstour der Transall, die den Transporter vor wenigen Wochen auch nach Neuburg geführt hatte, dem Leben auf dem U-Boot U34, das gerade von einer Forschungsmission mit dem Schiff "Planet" zurückgekehrt ist, oder einer Tour durch die Sonderausstellung "Hitlers Elitetruppe - Mythos Fallschirmjäger", die sich im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden einem schwierigen Thema widmet, gab es schließlich auch einen Besuch in Neuburg. Das dortige Luftwaffengeschwader demonstrierte im Beitrag die Zusammenarbeit mit einer Heereseinheit. Schauplatz der Übung war der Truppenübungsplatz bei Munster, auf dem ein verstärkter Panzergrenadierzug mit acht Panzern in einen Hinterhalt gerät. Während am Boden die Versorgung von Verwundeten läuft, kümmern sich die beiden Eurofighter aus Neuburg um die Bekämpfung der fiktiven Feinde.

Ein solches Zusammenspiel der Teilstreitkräfte sieht auch Eberhard Zorn gerne. Der Generalinspekteur der Luftwaffe verwies im Gespräch auf die Bedeutung einer hohen Einsatzbereitschaft. "Die müssen wir weiter nach vorne bringen", betonte der Vier-Sterne-General, der auch die Auslandseinsätze ansprach. Gerade das nun auslaufende Engagement der Bundeswehr in Afghanistan ist in seinen Augen "ein Anker der Stabilität", der zudem eine ganze Generation von Soldaten geprägt habe. Momentan herrscht am Hindukusch angesichts des Abzugs eine eher gemischte Stimmung, wie Brigadegeneral Ansgar Meyer erklärte. Der Kommandeur des deutschen Einsatzkontingents in Afghanistan ist für die Rückverlegung der Soldaten zuständig. "Da schwingt durchaus auch Sorge mit", berichtete er von der Lage.

Wie vielseitig die Bundeswehr zuletzt sein musste, zeigte ein Beitrag, der die Corona-Amtshilfe durch das Militär beleuchtete. "Hier zeigt sich, was die Bundeswehr leisten kann", betonte Eva Högl (SPD), die Wehrbeauftragte des Bundestags. Daher ist der Aktionstag in ihren Augen auch so wichtig. "Um ins Gespräch zu kommen, aber auch um die Bürgerinnen und Bürger zu informieren", so Högl, die zwar bedauert, dass der Tag nur digital stattfinden kann, in diesem Format aber auch eine Chance für einen breiten Einblick sieht. Und wer weiß? Vielleicht ist Neuburg ja im kommenden Jahr Gastgeber der Aktion.

sja