Nürnberg
"Wir spielen auf Sieg bei der OB-Wahl"

Verena Osgyan soll für die Nürnberger Grünen ins Rennen um die Maly-Nachfolge gehen

12.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:23 Uhr
Verena Osgyan stammt aus dem mittelfränkischen Roth. −Foto: Prager

Nürnberg (DK) Die Grünen haben Oberwasser - auch in Nürnberg. Angespornt durch die guten Ergebnisse bei den EU-Wahlen blasen sie in der Frankenmetropole zum Sturm auf den Rathaussessel. "Wir spielen auf Sieg bei den kommenden OB-Wahlen", sagt Verena Osgyan.

Die 48-jährige Landtagsabgeordnete aus Nürnberg soll für die Grünen ins Rennen um die Nachfolge des scheidenden Amtsinhabers Ulrich Maly (SPD) gehen. Der Vorstand des Nürnberger Kreisverbands habe sich für die Kommunalwahl 2020 einem entsprechenden Vorschlag eines Findungsteams angeschlossen, teilte die Partei gestern mit. "Das Nürnberger Rathaus ist kein Erbhof mehr, und auch eine grüne Oberbürgermeisterin ist in greifbare Nähe gerückt", erklärte die Kreisvorsitzende Julia Borghoff.

Die Grünen müssen sich sputen. Die SPD hat bereits im März mit Thorsten Brehm (34) einen Kandidaten für die Kommunalwahlen im nächsten Jahr aufgestellt. Die CSU hat die EU-Wahlen abgewartet und Marcus König (38) vor zwei Wochen ins Rennen geschickt. Nach der überraschenden Rückzugsankündigung von SPD-Amtsinhaber Maly (58) sind die nächsten Rathaus-Wahlen spannend wie selten zuvor. Welche Partei den Chefsessel erobern kann, gilt als absolut offen.

Nun wollen auch die Grünen in der Nachfolgefrage ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Beflügelt durch die guten Ergebnisse rechnen sich die Grünen in Nürnberg gute Chancen aus. Um rund zehn Prozentpunkte auf knapp 25 Prozent haben die Grünen bei den EU-Wahlen in der Frankenmetropole kürzlich zugelegt. Hinter der CSU mit 30,2 Prozent (plus 2,5) sind die Grünen in Nürnberg damit zweitstärkste Kraft geworden. Zum Vergleich: Die regierende Maly-SPD ist beim gleichen Urnengang um satte 17 Prozentpunkte auf magere 12,9 Prozent eingebrochen.

"Die Stimmung ist gekippt. In Nürnberg hat sich etwas gedreht", sagt Verena Osgyan zu dem lokalen Ergebnissen der EU-Wahl und verweist darauf, dass die Grünen überall in der Stadt viele Stimmen geholt hätten. In bekannten Grünen-Hochburgen wie beispielsweise rund um den schicken Kaulbachplatz im "Franken-Schwabing" hinter der Kaiserburg haben sogar über 46 Prozent der Wähler bei den EU-Wahlen für die Öko-Partei gestimmt.

Inhaltlich erwartet die mutmaßliche Spitzenkandidatin der Grünen eine "Klima-Wahl" im nächsten März in Nürnberg. Osgyan will im Wahlkampf keine "rote Linien" verschieben. Laut Osgyan würde eine grüne OB-Kandidatin beispielsweise beim strikten Nein zum kreuzungsfreien Ausbau der Nürnberger Stadtautobahn (Frankenschnellweg) bleiben. Eine Autobahnanbindung des Albrecht-Dürer-Flughafens würde es mit einer grünen Oberbürgermeisterin laut Osgyan ebenfalls nicht geben. Stattdessen will die gelernte Diplom-Designerin auf mehr Ökologie in der City setzen. "Wir wollen frische Impulse setzen. Mehr Grün würde Nürnberg auch wörtlich gut tun", ist sich die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag sicher.

Geboren ist Osygan im mittelfränkischen Roth. Nach dem Fachabitur hat sie an der Fachhochschule am Wöhrder See in Nürnberg studiert. "Nürnberg ist die schönste Stadt der Welt", sagt Osgyan, die mit ihrem Ehemann in der Nürnberger Nordstadt lebt. Besonders die Kreativen will die bekennende Feministin fördern. In den letzten Maly-Jahren habe ein politischer Stillstand eingesetzt, sagt sie. "Wir wollen diese wunderschöne Stadt voranbringen", kündigt Osgyan an. Über die offizielle Nominierung der Spitzenkandidatin will die Jahreshauptversammlung der Nürnberger Grünen am 27. Juni entscheiden.

Nikolas Pelke