Neustadt
"Wir sollten jetzt nicht gleich Nein sagen"

Stadtrat Neustadt befürwortet Antrag zur Förderung einer künstlichen Bewässerung von Hopfengärten

27.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

Der Klimawandel setzt Hopfen, aber auch Spargel und Beeren zu. Eine künstliche Bewässerung soll die schwankenden Erträge stabilisieren. - Foto: Scholtz

Neustadt (DK) Der erste Schritt ist getan - entschieden noch nichts. Einstimmig befürworteten Neustadts Stadträte bei ihrer jüngsten Zusammenkunft einen Antrag zur Förderung einer künstlichen Bewässerung von Hopfengärten und anderen Anbauflächen im Gebiet der Stadt und der Gemeinde Biburg beim Wasserwirtschaftsamt einzureichen.

Ohne finanzielle Verpflichtung.

"Wir vergeben uns nichts, wenn wir den Antrag auf den Weg bringen", meint Bürgermeister Thomas Reimer nach der leidenschaftlichen Diskussion im Plenum, in der die Bewässerung erörtert wurde. "Wir sollten jetzt nicht gleich Nein sagen, sonst haben wir uns einiges verbaut", betont er. Damit überzeugt er alle Stadträte, von denen anschließend jeder Zustimmung signalisiert.

Mit dem Förderantrag sichern sich die Mitglieder der Hopfenverwertungs-Genossen-schaft (HVG) und die beteiligten Landwirte, die Spargel beziehungsweise Beeren anbauen, den Zuschuss über 75 Prozent aus dem Förderprogramm des Umweltministeriums für die Ermittlung der notwendigen Daten für ein Grundkonzept. Sie umfassen unter anderem die Höhe des Bedarfs an Wasser für das ausgewählte Anbaugebiet mit Hopfengärten, Spargel- und Beerenfeldern in Mühlhausen, Nieder- und Oberulrain, Lina (Gemeinde Neustadt) sowie Altdürnbuch (Gemeinde Biburg). Außerdem die möglichen Standorte für Brunnen, den Verlauf der Wasserleitungen und schließlich die Kosten einer Bewässerungsanlage. Sind sämtliche Daten zusammengetragen, wird im Auftrag der beteiligten Landwirte und Mitglieder der HVG ein Projekt erarbeitet. Später wird es den Vertretern im Bauausschuss vorgestellt.

Die Stadt ist nur bei der Organisation der Fördermittel aktiv. "Eine künstliche Bewässerung der Hopfengärten und anderen Felder könnte die bisher starken Schwankungen in den Ernteerträgen durch den fortschreitenden Klimawandel vermeiden, die Zuführung von Nährstoffen sichern und die Auswaschung von Nitrat reduzieren", erklärt Johann Portner. Der Experte für Hopfenanbau reiste aus dem Landesamt für Landwirtschaft in Freising an, um das Projekt vorzustellen. Das hatte er bereits vor den Mitgliedern des Bauausschusses getan. Damals waren wie jetzt Befürchtungen wegen Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel laut geworden. Erhard Garbe (SPD), Beauftragter für Umweltschutz, sieht die Gefahr, "dass Hopfenanbaugebiete immer größer werden". Karl Zettl (FW) mahnte vor negativen Folgen für die Attraktivität der Landschaft. Die könnten dem Tourismus schaden: "Der Hopfenanbau darf nicht unendlich wachsen." Würde er die Landschaft dominieren, "kommen keine Gäste mehr. Und an denen hängen über 2000 Arbeitsplätze".

In der Großgemeinde werden von den dort ansässigen 43 Hopfenbauern rund 911 Hektar bewirtschaftet, womit der Anbau ebenfalls einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt. Einer der Gründe, weshalb Alois Schweiger und Konrad Dichtl (beide SLU) für den Förderantrag plädierten. "Wenn wir das Projekt jetzt zum Laufen bringen, ist der Standort für den Hopfenanbau gesichert", betont Schweiger. Schließlich sei Neustadt nicht nur Industrie-, sondern auch Hopfenstadt. Das unterstreicht auch Dichtl, der zudem weiß: "Wegen des Klimawandels geht der Trend auch bei anderen Kulturen zur künstlichen Bewässerung."

Da auf dem festgelegten Areal nicht ausreichend Grundwasser vorhanden ist, müsste die Donau angezapft werden. In trockenen Jahren würden dann bis zu 1,6 Millionen Liter entnommen werden. "Eine rein geschätzte Menge", wie Johann Portner hervorhob. Heuer war's zum Beispiel während dieser Zeit zu trocken, weshalb die Hopfenbauern mit einer Ernte von knapp 34 000 Tonnen des "Grünen Goldes" rechnen. Das wären 23 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Johann Portner warb für das Bewässerungssystem, "das für diese Region zukunftsweisend wäre". Zudem sieht er in der Entnahme von Wasser aus der Donau statt aus dem Boden "einen großen Vorteil für die Natur".