Wolnzach
"Wir sitzen auf dem Trockenen"

Liederkranz kann coronabedingt noch nicht proben - und sucht zudem eine neue Chorleitung

28.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:24 Uhr
Der Liederkranz bei einem seiner Adventsingen in der Pfarrkirche - die Veranstaltung, die es seit über 40 Jahren gibt, wurde heuer coronabedingt abgesagt. Ihren Rückzug nach 20 Jahren hat außerdem Chorleiterin Andrea Baron (rechts) angekündigt. −Foto: WZ-Archiv/Rebl

Wolnzach - Wer sich dem Chorgesang verschrieben hat, der hat es schwer in diesen Zeiten. Der Liederkranz Wolnzach könnte sprichwörtlich ein Lied davon singen - wenn es denn möglich wäre. Denn an Proben ist für den Verein im Moment wegen Corona nicht zu denken, ganz zu schweigen von Konzerten oder anderen Auftritten. "Wir sitzen auf dem Trockenen", heißt es aus den Reihen des Vereins. Gleichzeitig plagt den Liederkranz noch ein anderes Problem: Er sucht dringend einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Chorleiterin Andrea Baron, die nach 20 Jahren aufhören möchte.

"Das wird nicht einfach." Da sind sich Werner Brunner und Martina Spies einig. Zusammen mit Regina Gudera bilden sie das Leitungsteam im Liederkranz. Schon vor 20 Jahren sei es schwierig gewesen, eine neue Chorleitung zu finden, daran erinnert sich Brunner noch gut. Ein halbes Jahr hatte es damals gedauert, bis man mit Andrea Baron schließlich "einen Glücksgriff", wie es Brunner nennt, tat. "Es hat einfach von Anfang an gepasst. Sie hat die Leute mitgenommen." Einen Glücksgriff erhofft sich der Liederkranz nun erneut.

Eine Resonanz auf seine bisherigen Aufrufe hat er noch nicht. Allerdings ist die aktive Suche auch erst vor rund zwei Wochen angelaufen. Für diese nutzt der Liederkranz alle Kanäle, vor allem auch im Social Media-Bereich. "Und natürlich Mundpropaganda", so Ausschussmitglied Verena Kraus. Man habe viele Leute und Bekannte aus der Chor- und Sängerszene angesprochen. "Diejenigen, die in Frage kämen, haben aber meistens schon einen Chor und keine Kapazitäten mehr frei."

Zumindest in der Hinsicht will man die probenfreie Zeit sinnvoll nutzen und die aktive Suche weiterbetreiben. Eine Sicherheit haben die Sänger dabei: Andrea Baron hat versprochen, sie nicht im Stich zu lassen bis ein Nachfolger gefunden ist. Momentan befindet sich der Chor aber ohnehin noch in der Corona-Zwangspause. "Wir können nicht einmal proben", klagt Werner Brunner. Zwar seien Chorproben generell wieder erlaubt, aber unter strengen Vorgaben, die für den Verein nicht umsetzbar seien. Der Chor probt normalerweise im Trauungszimmer des Rathauses - unter normalen Umständen ein ausreichend großer Raum. In Zeiten, in denen ein Mindestabstand von zwei Metern zwischen den Sängern eingehalten werden muss, aber nicht groß genug. "Da dürften dann vielleicht an die zehn Leute rein, was für einen vierstimmigen Chor schwierig ist", beschreibt Verena Kraus die Problematik.

Rund 120 Mitglieder hat der Liederkranz aktuell, davon rund 35 aktive Sänger, hinter denen frustrierende Monate liegen. Ihnen fehlen die wöchentlichen Proben, aber auch das gesellige Miteinander. Zwar seien die Abende daheim auf dem Sofa eine Zeit lang ganz schön, "aber ich habe noch keinen von uns gehört, der die Proben und das gemeinsame Singen nicht vermissen würde", sagt Brunner. Im vergangenen halben Jahr gab es lediglich eine Vorstandssitzung und ein geselliges Treffen im Biergarten. "Das war's dann schon."

Das Probenwochenende und das geplante Konzert im Mai fielen aus, bereits abgesagt ist auch das Adventsingen, das erklärter Höhepunkt im Liederkranz-Vereinsjahr ist. Die Veranstaltung richtet der Verein seit 1976 aus und holt sich dazu verschiedene örtliche Musikgruppen ins Boot. Daran ist heuer nicht zu denken, schon wegen des Platzes in der Kirche. "Alleine mit den Mitwirkenden wäre die erlaubte Besucherzahl schon überschritten", so Brunner. Was mit dem beliebten Friedhofssingen an Weihnachten ist - für viele Wolnzacher an Heilig Abend nicht wegzudenken - ist dagegen noch offen. Man wolle es unbedingt halten, soweit das irgendwie machbar ist, heißt es vom Liederkranz.

Auch vereinsinterne Dinge sind vorerst wegen Corona aufgeschoben: so die Generalversammlung, die eigentlich im Juli hätte stattfinden sollen. Für diese hatte Werner Brunner seinen Rückzug angekündigt, der 63-Jährige steht inzwischen seit 20 Jahren mit an der Spitze des Vereins, ab 2000 zunächst als alleiniger Vorsitzender, seit 2018 im dreiköpfigen Leitungsteam. Die Versammlung wird auf nächstes Jahr verschoben. Auch die Mitgliederwerbung will man erst wieder intensiver betreiben, wenn Chorproben stattfinden und Interessierte zum Schnuppern kommen können. "Das macht jetzt wenig Sinn, wenn man die Leute nur vertrösten kann", so Brunner.

Den Kopf in den Sand stecken, das kommt nicht in Frage, auch wenn den Verein gerade doppelte Sorgen drücken: "Wir hoffen und sind optimistisch."

WZ

Katrin Rebl