Pförring
„Wir sind nicht nur die mit roten Autos“

Kreisjugendfeuerwehrtag am 12. Mai in Pförring: Nachwuchsarbeit zur Stärkung der Aktiven

13.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:34 Uhr

Pförring (DK) Die Jugendfeuerwehr im Landkreis Eichstätt ist die größte in Oberbayern. Stephan Schießl und Gerhard Herzner, Kreisjugendfeuerwehrwart und Stellvertreter, haben im Vorfeld des Kreisjugendfeuerwehrtags über die große Bedeutung der Jugendgruppen gesprochen.

Herr Schießl, Herr Herzner, Sie sind seit 1. Januar 2017  Kreisjugendfeuerwehrwart beziehungsweise dessen Stellvertreter im Landkreis Eichstätt. Wie läuft’s?

Gerhard Herzner: Ganz gut. Wir spielen uns die Bälle gegenseitig zu. Wenn der eine keine Zeit hat, dann bemüht sich der andere. Eine harmonische Arbeit. Ich glaube, das haben wir gut im Griff.
Stephan Schießl: Wir treffen uns alle zwei Monate, um zu  bereden, was es Neues gibt, was wir verändern könnten. Wir sind ein eingespieltes Team.

Was hatten Sie sich vorgenommen für die Kreisjugendfeuerwehr, beziehungsweise was haben Sie  schon durchgesetzt?

Schießl: Wir hatten früher einen kleinen Anhänger mit viel Material drin. Das  muss sauber und sicher verladen  sein. Also wollte ich als erstes einen größeren Anhänger für die Jugendfeuerwehr kaufen. Und  Fahnen mit unserem Logo, dem Feuerwehr-Grisu. Was noch umzusetzen ist, ist die Modernisierung des Kreisjugendfeuerwehrtags. Wir  möchten  neue Stationen ausarbeiten und die Jugendwarte im Landkreis dazu bewegen, zu helfen.

Herzner: Durch die Jugendfeuerwehrarbeit hatten wir schon kleine Ziele. Als   der Waltl Franz aufgehört hat, haben wir gewusst, dass das große Fußstapfen sind. Deshalb haben wir uns  unterhalten, ob wir das gemeinsam machen wollen und welche Ziele wir hätten. Bis jetzt sind die Rückmeldungen positiv.

Die Jugendgruppen und die Mitglieder haben zahlenmäßig in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Ist der Landkreis also gut aufgestellt?

Schießl: Die Kreisjugendfeuerwehr im Landkreis Eichstätt ist die größte Jugendfeuerwehr in Oberbayern. Wir sind auf Platz eins  mit den Mitgliederzahlen, auch mit den Jugendfeuerwehren selber. Wir haben derzeit 88 Jugendfeuerwehren gemeldet, da sind wir stolz drauf. Wir müssen unseren Vorgänger beglückwünschen, dass er so eine gute Jugendarbeit gemacht hat. Das möchten wir weiterführen. Wir möchten aber auch zu unseren Jugendfeuerwehren, die Probleme mit der Nachwuchsarbeit haben, rausfahren. 

Herzner: Bei den Feuerwehren, die seit Jahren Jugendarbeit betreiben, ist auch der Stand der Aktiven positiv. Die haben kein Problem mit Nachwuchs. Jugendarbeit ist  also eines der wichtigen Themen, um die Jugendlichen auch als Erwachsene an die Feuerwehr zu binden.   Einen Erwachsenen dazu zu bringen, ist eher selten. Wir wollen die Feuerwehren, die noch keine Jugendfeuerwehren haben, dazu bewegen, Jugendgruppen zu gründen. Sollte es  eine Feuerwehr sein, die zu wenige Jugendliche in der Ortschaft hat: Es gibt  bei den Großen Ausrückegemeinschaften, bei denen sich die Feuerwehren tagsüber zusammentun. Diese Idee wollen wir auch in die Jugend hinausbringen. Zwei, drei Ortschaften können sich zusammentun, damit sie gemeinsam genügend Jugendliche haben.

Ein Exkurs zu den Kinderfeuerwehren: Sind diese tatsächlich immer mehr im Kommen?

Herzner: Das ist auf jeden Fall im Kommen. Es war lange nicht geregelt, wo die Kinderfeuerwehren angesiedelt sind. Eigentlich hat  es das Thema Kinderfeuerwehren gar nicht gegeben. Aber seit Jahresanfang ist das ins Bayerische  Feuerwehrgesetz aufgenommen worden. So besteht für die Kinderfeuerwehren vollkommener Versicherungsschutz über die Gemeindeunfallversicherung. Der Stand ist, dass wir bis Jahresende fünf aktive Kinderfeuerwehren haben werden. Lenting und Kipfenberg haben eine. Beilngries startet im Herbst, Kottingwörth im Mai, und Hirschberg.  Bei den Jugendlichen ist es  so,  dass sie oft schon in  Sport- oder Schützenvereinen sind. Die sind   alle früh dran. Also müssen wir  auch bereits  die Kinder an die Feuerwehr binden.

Ist es Zufall, dass es hier eine  Ballung  im  Beilngrieser Raum gibt?

Schießl: Hier wurde  ein Feuerwehrbedarfsplan erstellt für die Stadt Beilngries und die Ortsteile. Dieser besagt auch, dass Jugend- und Kinderarbeit sinnvoll ist. Daraufhin hat die Stadt Beilngries gleich geplant, einen Antrag bei der Gemeindeunfallversicherung zu stellen, um Kinderfeuerwehren gründen zu können. Das wurde vorangetrieben, deshalb sind die Feuerwehren aufgesprungen.

Die Jugendfeuerwehren sollen  eine Grundlage für die aktiven Wehren schaffen. Wie sieht es mit den Übertrittszahlen aus?

Schießl: In den letzten fünf Jahren sind sie zurückgegangen.  2017 waren es wieder 25 Jugendliche mehr. Die Tendenz ist also schon wieder steigend. Wir haben viele Jugendliche, die 16, 17, 18 sind, und da müssen wir jetzt wieder anziehen.  Man muss die Jugendlichen dazu bewegen, dass sie bei der Feuerwehr bleiben und keine Übung ausfallen lassen. Wenn nur drei Leute kommen und der Jugendwart die Übung daraufhin ausfallen lässt, dann kommen sie gar nicht mehr.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Begeisterung wachzuhalten oder neu zu schüren?

Schießl: Wir selbst können das nur über den Kreisjugendfeuerwehrtag veranlassen, indem wir diesen   jugendlicher   gestalten. Mit neuen Stationen. Da wollen wir neuen Wind reinbringen.

Was können die Feuerwehren selber machen?

Herzner: Auf Ortsebene nicht nur stur den Feuerwehrstiefel anziehen. Es gehört das Allgemeinpaket dazu. Wo eine gesunde Kameradschaft gelebt wird, ist das sehr positiv, um  sich gemeinsam identifizieren zu können. Auch die Freizeitaktivitäten wie Ausflüge und Zeltlager dürfen nicht zu kurz kommen, um den Gruppensinn zu stärken.

Der Kreisjugendfeuerwehrtag findet heuer in Pförring statt. Dort ist die Veranstaltungsreihe 1992 aus der Taufe gehoben worden. Ist es etwas Besonderes, dorthin zurückzukehren?

Schießl: Es ist etwas Besonderes. Pförring ist zum dritten Mal Austragungsort, und da sind die Wurzeln eigentlich entstanden. Wir freuen uns, wenn wir nach Pförring kommen. Wir sind dort immer gut aufgenommen worden. Die Feuerwehr Pförring macht immer ein supertolles Programm. 1992, als sie angefangen haben, und auch 2006. Da gab es  sogar eine Station mit Schlauchbootfahren am Weiher.

Es wurden einige Neuerungen angekündigt. Verraten Sie, welche das sind?

Herzner: Wir wollen   neben den neuen Wanderpokalen ein paar Sachen ausprobieren. Geplant ist diesmal eine Überraschungsstation mit einem Thema, dass Stephan ausgearbeitet und den beiden Schiedsrichtern mitgeteilt hat. Ich selbst weiß auch nicht Bescheid. Um einen neuen Anreiz reinzubringen und nicht nur das stur Geübte. Es muss niemand Angst haben, wir wollen niemanden überfordern. Der Spaß und die Gemeinsamkeit sollen im Vordergrund stehen. 

Das Motto lautet heuer „Jugendfeuerwehr – das Technikteam“. Was steckt dahinter?

Herzner: Das Thema Feuerwehr ist doch sehr techniklastig. Sei es durch Pumpen, Spreizer, Schere, aber auch Computerprogramme und Kleinigkeiten. Wie bilde ich einen Hebel mit den Hilfsmitteln, die ich habe? Wir wollen hervorheben, dass wir nicht nur  die mit den Wasserspritzen und roten Autos sind, sondern auch  ein breites Technikverständnis haben.  Das wollen wir  an die Öffentlichkeit weitergeben. Der großen Menge klarmachen, was Feuerwehr alles ist.

Und wann geht die Planung für 2019 los?

Schießl: Die Planung läuft jetzt schon. Der Kreisjugendfeuerwehrtag findet 2019 in Wettstetten statt. Bis  2022 stehen die Ortschaften eigentlich schon fest.

Herzner: Der Kreisjugendfeuerwehrtag ist sehr beliebt. Wir mussten noch nie eine Ortschaft suchen. Im Gegenteil, die Feuerwehren melden sich bei uns. Meistens, wenn sie ein großes  Fest haben, bei dem schon ein Festzelt aufgebaut ist. Wie eben heuer Pförring mit der  700-Jahr-Feier. 400 bis 500 Jugendliche zu fassen, ist doch immer eine Herausforderung. 

Eine schöne Herausforderung? 

Herzner: Ich kann nur jedem Jugendlichen raten: Schaut bei eurer örtlichen Feuerwehr vorbei. Ich   habe da Freunde fürs Leben gefunden, es ist wie eine Familie.  Da ist ein Zusammenhalt, den man nirgendwo anders findet. Dazu kommt, dass man anderen helfen kann. Das ist ein Erlebnis, das man kaum  beschreiben kann.

Das Gespräch führte Tanja Stephan.