Riedenburg
"Wir sind nicht laut"

Stadtratsneuling und FW-Einzelkämpferin Thea Helmich spricht sich für einen sachlichen Politikstil aus

05.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:44 Uhr

Voller Vorfreude geht Thea Helmich in ihr neues Amt als Stadträtin. Dass es als einzige FW-Vertreterin nicht leicht wird, ist ihr jedoch bewusst - Foto: Wilcke

Riedenburg (rat) Allein muss Thea Helmich im Riedenburger Stadtrat künftig die Fahne der Freien Wähler hochhalten. „Das ist eine Riesenaufgabe, der ich mich aber stellen werde“, verspricht sie. Nach dem freiwilligen Verzicht der FW-Stadträte Ingrid Dräger und Robert Pesl schaffte nur noch die Riedenburger Ortsvorsitzende den Sprung ins Gremium. Eigentlich hatte Thea Helmich vor dem 16. März gehofft, dass jüngere Mitglieder der Gruppierung nach vorne gewählt werden. Als ihr Mandat feststand, habe sie am Wahlabend zunächst „nicht gewusst, ob ich lachen oder weinen soll“. Aber nun werde sie versuchen, das Vertrauen der Bürger zu rechtfertigen und das Beste aus dem Stadtratssitz zu machen.

Thea Helmich gehört den Freien Wählern seit 1996 an, seit drei Jahren ist sie die Vorsitzende der Ortsgruppe. Ein wenig wundert sie sich selbst über ihr Engagement: „Eigentlich war ich früher kommunalpolitisch gar nicht so interessiert.“ Doch Dräger habe sie von den Freien Wählern überzeugt. „Da fühle ich mich wohl“, bekräftigt Helmich.

Der 61-Jährigen ist bewusst, dass sie eine gewaltige Aufbauleistung erbringen muss, um die Freien Wähler wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Zu glanzvollen Zeiten stellte die Gruppierung fünf Stadträte. Doch mit der Gründung der Bürgerliste begann der Niedergang. Nach weiteren Stimmenverlusten bei der jüngsten Kommunalwahl sitzt Helmich als Einzelkämpferin im Gremium. „Wir sind nicht laut und wir sind bewusst sachlich“, sagt sie über ihre Gruppierung. Man habe im Wahlkampf weder auf die CSU noch auf die Bürgerliste eingehauen. Aber offenbar seien die Wähler mit dieser Vorgehensweise nicht zufrieden. „Man darf unsere Sachlichkeit aber nicht mit einem Kuschelkurs verwechseln“, bekräftigt die Mutter von drei Kindern, die bald fünffache Großmutter sein wird.

Trotz des Respekts vor der Herausforderung ist Thea Helmich nicht bange. „Ich habe in meinem Leben schon so viel gemacht“, meint sie rückblickend. Geboren in Mühldorf am Inn war sie im mittleren nichttechnischen Dienst bei der Post tätig. Im Jahr 1979 kam sie in die Gegend und lebte zunächst in Tettenwang. Ihr Mann Friedel war an die Staatliche Realschule versetzt worden, wo er sich inzwischen bis zum stellvertretenden Schulleiter hochgearbeitet hat. In die Dreiburgenstadt zogen sie dann 1985. Unvergesslich wird Thea Helmich ein Aufenthalt in der US-Großstadt Seattle bleiben, wo ihr Mann ein Jahr als Lehrer arbeitete. Dabei habe sie zwei Kulturschocks erlitten – einen bei der Ankunft in den USA und einen bei der Rückkehr nach Riedenburg. Doch seit ihrem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten sei ihr bewusst, wie wichtig Freundschaften und gewachsenes soziales Umfeld für ein Gemeinwesen seien. Auch daher rührt Helmichs ehrenamtliches Engagement, das sie in die Kolpingfamilie, den Unterstützerkreis Asyl und zu den Freien Wählern geführt hat.

Die künftige Stadträtin ist sich bewusst, dass ihre kommunalpolitischen Möglichkeiten eher begrenzt sind. Sie werde sich aber keiner anderen Fraktion anschließen, kündigt sie an. „Ich verschließe mich keinem Sachthema, nur weil es von einer anderen Gruppierung kommt.“ Grundsätzlich gehe es bei der Arbeit im Stadtrat nicht um persönliche Profilierung, sondern um Riedenburg.

Defizite sieht sie bei der Versorgung mit Fachärzten. Vor allem ein Augenarzt wäre dringend nötig, selbst wenn er nur tageweise hier arbeiten würde. Gleiches gelte für einen Kinderarzt. „Doch leider verdienen die alle in Österreich oder der Schweiz mehr Geld“, bedauert sie. Ein wichtiges Thema sei auch die Belebung der Innenstadt. Helmich gibt aber offen zu, kein Patentrezept parat zu haben. Der Frühlingsmarkt der Gewerbevereinigung sei ein gelungener Saisonauftakt gewesen, an den sich mit zusätzlichen Veranstaltungen vielleicht anschließen lasse. „Es ist schade, dass es den Sinfonischen Sommer nicht mehr gibt“, beklagt sie. Sie hofft auf zusätzliche Impulse durch Thomas Müller, den neuen Referenten für Tourismus und Stadtmarketing. Für diese Vollzeitstelle hätten sich die Freien Wähler mehr als zwei Jahrzehnte eingesetzt. „Es ist gut, dass wir die Fachkraft endlich haben.“ Gleichzeitig fordert sie aber, die Innenstadt nicht ausschließlich nach Bedürfnissen der Touristen auszurichten. „Denn sie ist das Wohnzimmer von uns Riedenburgern.“

Die 61-Jährige freut sich auf die Zusammenarbeit mit den jungen Stadträten aus anderen Fraktionen. „Das wird spannend und interessant.“ Denn die jungen Leute hätten das Recht, Ideen zu haben, welche die Alten für verrückt halten. Nur so könne sich Neues entwickeln. Helmich hofft, dass sie auch Nachwuchs für die Arbeit bei den Freien Wählern motivieren kann. „Denn den Jungen gehört die Welt.“