Pfaffenhofen
"Wir sind Nadelholz-Land"

22.06.2011 | Stand 03.12.2020, 2:42 Uhr

Außergewöhnliche Impressionen und jede Menge Informationen erwarten die Besucher an den vier parallelen Veranstaltungen in der „Langen Nacht des Waldes“.

Pfaffenhofen (PK) Ein Viertel der Landkreisfläche ist mit Bäumen bedeckt. Wälder, soweit das Auge reicht, und die so selbstverständlich sind, dass sie häufig gar nicht mehr bemerkt werden. Wie wichtig diese komplexen Ökosysteme sind, steht bei der „Langen Nacht des Waldes“ im Mittelpunkt.

Die Vereinten Nationen haben das Internationale Jahr der Wälder ausgerufen – und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) hat eigeninitiativ mit dieser „Langen Nacht des Waldes“ darauf reagiert. Vier parallele Veranstaltungen am Samstag, 25. Juni, in den Landkreisen Pfaffenhofen und Schrobenhausen sollen den Leuten ins Bewusstsein rufen, wie wichtig der Lebensraum Wald für uns alle ist (siehe Kasten).

Fast so gut wie seine eigene Westentasche kennt Wolfgang Oberprieler die Wälder zwischen Vohburg und Jetzendorf, Hohenwart und Wolnzach. Er ist am AELF als Bereichsleiter auch für die Forsten rund um Pfaffenhofen zuständig – und weiß viel zu berichten. „Viele Menschen wissen gar nicht, was ein gut bewirtschafteter Wald kann und welch wichtige Funktionen er erfüllt“, beklagt er und nennt damit auch gleich den Grund, wieso diese Infonacht so wichtig ist.

Der Wald biete Schutz vor Hochwasser, Erosion und Lärm, sorge für reines Trinkwasser und reichere die gefilterte Luft mit Sauerstoff an, sagt Oberprieler. „Er bietet uns Sichtschutz, kühlt die Städte ab, bewahrt unser Ökosystem und ist mit der Holzproduktion zudem ein Wirtschaftsfaktor“, fügt er an. Wichtig sei dabei ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Ertrag und der Ökologie. „Wir sind keine Holzschlächter, sondern sorgen für einen geglückten Spagat zwischen finanziellen Interessen und einer gesunden Umwelt.“ Dabei handle es sich beim AELF um keine Ersatzpolizei. „Wir bilden die Besitzer fort und beraten umfangreich. Das ist der effektivste Weg.“

Der Waldanteil an der Gesamtfläche des Landkreises ist mit 24 Prozent vergleichsweise gering. Der oberbayerische Schnitt liegt bei 34 Prozent. „Grund dafür ist die gute Bodenqualität in der Hallertau. Er wird konsequent landwirtschaftlich genutzt – und das verringert die Waldfläche“, erläutert der Bereichsleiter. Dicht an dicht stehen Fichten, Kiefern und Laubbäume auf insgesamt 17 960 Hektar Grund. Mehr als drei Viertel des Waldes, exakt 13 836 Hektar, befinden sich in Privatbesitz. Weitere 19 Prozent oder 3561 Hektar sind Staats- oder Bundeswälder, die früher von den Forstämtern, seit 2005 von den Forstbetrieben des AELF bewirtschaftet werden. Körperschaftswald gibt es rund um Pfaffenhofen sehr wenig. Nur 672 Hektar, also vier Prozent, befinden sich im Besitz von Stiftungen oder Rechtler-Gemeinschaften – vor allem in Pfaffenhofen und Vohburg (Spitalstiftungen).

Für die Pflege der privaten Wäldereien steht vor allem die Waldbesitzervereinigung gerade. Knapp zwei Drittel der privaten Besitzer haben sich darin zusammengeschlossen, um die Vermarktung des Holzes und die Pflege auf einheitliche Weise zu regeln. Viele Waldbesitzer, denen nicht einmal fünf Hektar gehören, haben außerdem zusätzliche Pflegeverträge und Vereinbarungen mit der Vereinigung abgeschlossen. Sie sind der eine Teil des verbleibenden Drittels. Das andere umfasst wenige Großgrundbesitzer, etwa die Familien Toerring (Pörnbach) und Freyberg (Jetzendorf). „Wer mehr als hundert Hektar sein Eigen nennt, kümmert sich häufig auch mit eigenem Personal um seinen Wald“, sagt Oberprieler. Der Zustand des Waldes im Kreis ist im Allgemeinen gut. „Wir sind Nadelholz-Land“, sagt Oberprieler einleitend. Die früheren Fichten-Monokulturen verringern sich allerdings fortlaufend immer weiter, obwohl gut die Hälfte der Bäume immer noch Fichten sind. „Der Klimawandel sorgt automatisch dafür, dass die Besitzer ihren Baumbestand langsam abwandeln“, ergänzt Oberprieler.

Die bislang wenigen Tannen nehmen zu, ebenso der Bestand an Douglasien, die gegenüber dem Borkenkäfer nicht so anfällig sind wie Fichten. In trockenen, sandig-kiesigen Gegenden überwiegt die Kiefer. Lediglich entlang der Donau dominieren Laubhölzer. „Der Aufbau von Mischwäldern steht im Vordergrund und wird weiter vorangetrieben. Aber das geht halt nicht von heute auf morgen“, so Oberprieler.

Allzu üppig ist es um die Tierwelt, die unsere Wälder bewohnt, nicht bestellt. Rehe bevölkern sie, Wildschweine treiben ihr Unwesen. Außerdem gibt es Hasen und Füchse. „Weitere Großraubtiere gibt es bei uns nicht“, sagt der Bereichsleiter und verweist jegliche Beobachtungen von Bären oder Wölfen ins Reich der Fabel. Siebenschläfer, Haselmaus oder Eichhörnchen durchstreifen unsere Wälder hingegen sehr wohl – ebenso wie zahlreiche Vögel in ihnen zu finden sind. Ungewöhnliche Exoten sind nicht darunter. „Aber unsere Fauna ist immer noch üppig und vielfältig“, sagt Oberprieler.