Greding
"Wir sind halt a weng verrückt"

Die Brüder Werner und Richard Just zeigen die Schätze ihres Oldtimermuseums

03.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:43 Uhr

 

Greding (HK) Wenn die Brüder Werner und Richard Just einmal im Jahr zum Tag der offenen Tür einladen, wird es richtig eng: Zu den vielen Exponaten der beiden Sammler kommen noch Hunderte von Besuchern.

„Ich bereue es wirklich nicht, dass ich hergekommen bin“, sagt Max Konrad und mustert staunend und anerkennend die vielen Fahrzeuge und Gegenstände, die jeden freien Zentimeter im Privatmuseum vom Werner und Richard Just bedecken. Konrad ist ein Kollege von Richard Just und arbeitet am Münchener Flughafen. Mit seiner Frau Rosina ist er extra von München nach Greding gefahren, um sich die Sammlung anzusehen, an der das Herz seines Kollegen hängt. Und er wird nicht enttäuscht. Roller, Motorräder im Original und als Modell, Schreibmaschinen, Telefone, Nähmaschinen und vieles mehr haben die Brüder Just in vielen Jahren Sammlerleidenschaft zusammengetragen.

Max Konrad sticht sofort auf Richard Justs Neuerwerbung zu. „Das ist eine Schusternähmaschine“, sagt er mit Kennerblick. „Die stammt aus dem Jahr 1884“, erklärt Richard Just zufrieden lächelnd über den Neuzugang der Sammlung. So wie zu dieser Nähmaschine, die ob ihres Gewichts nicht einfach zu transportieren war, können die beiden Brüder zu jedem Ausstellungsstück eine Geschichte erzählen.

An Geschichten erinnern sich auch die Besucher beim Anblick von Alltagsgegenständen. „Ja, so ham alle Milchkannen ausgschaut“, sagt Rosina Konrad lächelnd und ahmt die Drehbewegung nach, mit der sie als Kind die Milchkannen herumgewirbelt hat. „Das Bremsen war immer am schlimmsten“, fügt sie lachend hinzu. „Mit solchen Sachen wird man an die Kindheit erinnert.“

Das Kind im Manne oder auch in der Frau wird wieder wach, wenn Richard Just am Anlasser eines Eicher-Tretbulldogs dreht und dessen typisches Husten erklingt. Über diesen Neuzugang aus einer limitierten Auflage freut sich Just diebisch.

Seit 2004 öffnen die Brüder einmal im Jahr ihr Museum für Besucher und zeigen ihre Schätze. Gesammelt wird fast alles, aber trotzdem gibt es drei Schwerpunkte: Zündapp, Roller der 50er, 60er und 70er Jahre sowie Honda. „Ich bin ein eingefleischter Hondafahrer“, begründet das Werner Just. „Mit Honda habe ich angefangen.“

Bevor die Besucher die schmale Teppe in Obergeschoss des Museums erklimmen, muss aber jedes Jahr erst einmal kräftig geputzt werden. Die Showtanzgruppe der Gredonia und den Motorradclub greifen zu Staubtuch und Schrubber und entfernen den Staub des vergangenen Jahres von den Exponaten, die schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Der Motorradclub, dessen Vorsitzender Werner Just ist, hilft auch bei der Bewirtung der vielen Besucher. „Ohne dessen Hilfe ginge es gar nicht“, sagt Werner Just. Vor dem Tag der offenen Tür musste er mit dem Reparieren seines Wehrmachtgespanns Zündapp KS 600 pausieren, um gründlich aufzuräumen. „Wenn irgendwo ein Platz frei ist, wird ein Neuzugang einfach dort abgestellt“, gibt er schmunzelnd zu. „Damit die Besucher überhaupt reinkommen, musste das alles aufgeräumt werden.“ Irgendwann überhole die Enge jeden Sammler, „es fehlt immer der berühmte Meter“.

Und trotzdem denken die beiden schon wieder an Neuerwerbungen. „Wir sind halt a weng verrückt.“ Vielleicht liegt es auch nur am Slogan, den ein Werbeschild verkündet: „Zündapp erschließt dir die Welt.“