Oberhausen
"Wir sind gut gerüstet, egal was kommt"

18.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Er war von Anfang an dabei: Erhard Jackel, Oberhausens Dritter Bürgermeister. Der Sinninger war bereits Gemeinderat, als am 17.12.2009 der Breitbandausbau beschlossen wurde. Im Juni 2011 gingen die ersten Haushalte ans Netz.

Herr Jackel, wie würde Oberhausen heute da stehen, wenn man sich nicht für das Glasfasernetz entscheiden hätte?

Erhard Jackel: Wir hätten sicherlich Probleme, unsere Baugebiete zu verkaufen und auch Industrie anzusiedeln. Viele sagen uns explizit, dass sie nur deswegen Oberhausen als Standort gewählt haben, weil die Firmen, wie zum Beispiel auch der Dr. Schmiz, einfach schnelles Internet brauchen, um in kurzer Zeit große Datenvolumen durchzujagen. Privat haben mittlerweile auch viele Home-Arbeitsplätze. Die Arbeit kann man jetzt mit dem schnellen Internet wunderbar von zu Hause aus erledigen.

 

Was sind das für Firmen, die sich in Oberhausen ansiedeln?

Jackel: Zum Beispiel der Softwareentwickler Biltech, der von Neuburg raus zu uns kommt. Der hat in Kreut gekauft und macht viel mit der Audi. Die Firma braucht Fläche, wird größer und will erweitern, da ist Kreut der richtige Standort. Das verbindet sich super, dass das Unternehmen dort auch die Möglichkeiten hat, technisch voranzukommen.

 

Wie viel Prozent der Haushalte sind bereits mit Glasfaser versorgt?

Jackel: Zum Stand 30. Juni 2016 haben wir 1014 Verträge abgeschlossen, bei über 2800 Einwohnern ist das schon eine sehr hohe Abdeckung. Es kommt gut an. In den neuen Baugebieten wird automatisch Glasfaser mitverlegt.

 

Wie war vor dem Ausbau die Reaktion der Bürger?

Jackel: Da muss man bisschen zurückgehen, warum wir das überhaupt gemacht haben. Erst hatte man eine Kooperation mit Kabel Deutschland, weil wir vom Funk wegwollten. Da hieß es, dass alle Ortsteile mit Kabel versorgt werden. Dann hat sich aber herausgestellt, dass Sinning nicht versorgt werden kann. Somit waren die Sinninger, ich persönlich auch, auf Funk angewiesen, ich hatte damals 16 Mbit/Sekunde, jetzt haben wir übrigens 50 Mbit. Dann war die Telekom im Gespräch. Das hätte aber zu viel gekostet und wir hätten wieder nur Kupferleitungen bekommen, also eine langsame Verbindung. So ist die Idee entstanden, dass wir uns überlegt haben, was wir selbst machen können. Dann sind Multiplikatoren von Haus zu Haus gegangen. Das waren Leute, die mit Technik bewandert sind, aber auch solche, die einfach von der Idee überzeugt waren.

 

Wie lief das ab?

Jackel: Wir sind in der Gemeinde unterwegs gewesen und haben jeden Haushalt abgeklappert. Es gab eine Wirtschaftlichkeitsberechnung, dass 75 Prozent der Haushalte abgedeckt werden müssen, damit es sich überhaupt rechnet. Das haben wir mit vereinten Kräften geschafft.

 

Gab's auch skeptische Bürger?

Jackel: Eigentlich nicht. Die meisten waren einfach froh, dass sie endlich mal gscheit im Internet surfen konnten. Es waren auch ältere Leute dabei, die zwar gesagt haben, dass sie das selbst nicht brauchen, aber verstanden haben, dass ein Glasfaseranschluss natürlich für später mal das ganze Haus aufwertet.

 

Wo sehen Sie Oberhausen im Jahr 2025?

Jackel: Ich gehe davon aus, dass wir weiter das Glasfasernetz haben werden, die Geschwindigkeit ist nach oben ja unbegrenzt. Damit sind wir gut gerüstet, egal was kommt. Für so eine kleine Kommune, wie wir es sind, ist das schon etwas Schönes.