Wir sind ein Teil von Neuburg

09.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:34 Uhr

Teamarbeit für ein neues Leben: Erwin Rohrbeck (4.v.l.) und Sonja Schüpf (2.v.l.) zeigen den Afrikanern Emma John (links) und Dualang Viktor (3.v.l.) den Bau eines Solarkochers. - Foto: Janda

Neuburg (DK) Über 400 Asylbewerber leben in der Asylbewerberunterkunft in Neuburg. Viele von ihnen haben keinerlei Perspektive. Zurück in die Heimat können die meisten nicht, da es dort unmöglich ist, eine Existenz aufzubauen.

Dies zu ändern ist Ziel der Zentralen Rückkehrberatung (ZRB) Südbayern. Die Organisation, die seit 2004 als Zusammenschluss der Wohlfahrtsverbände BRK, Diakonisches Werk und Caritas existiert, arbeitet daran, Asylbewerbern, die sich dazu entschließen, in ihre Heimat zurückzukehren, eine Existenzgrundlage zu vermitteln und diese in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen vor Ort zu verwirklichen. Eine dieser Organisationen ist die EG Solar aus Altötting, die mit der ZRB zusammen daran arbeitet, den Asylbewerbern – auch solchen, die nicht zwangsläufig in ihre Heimat zurückkehren wollen – das nötige Know How beizubringen. Sie sollen mit Hilfe von Solarkochern in die Lage versetzt werden, ihren Lebensunterhalt im Heimatland zu bestreiten.

Probekochen erfolgreich

Ein solcher Solarkocherbaukurs wurde diese Woche in der Neuburger Unterkunft in der Donauwörther Straße abgehalten. Werner Neumann und Sonja Schüpf von der ZRB waren zusammen mit Erwin Rohrbeck von EG Solar bereits Ende Juli mit einem Solarkocher zu Gast. Damals wurde den Bewohnern gezeigt, was der so genannte "SK 14" leisten kann. Im Anschluss an ein Probekochen fand ein Informationsabend statt. Am Ende hatten sich acht Männer und eine Frau für den Kurs gefunden.

Seit Montag wurde ihnen erklärt, wie ein umweltfreundlicher Solarkocher gebaut und in den jeweiligen Heimatländern angewendet werden kann. Die Solarkocher bestehen aus einem Metallrahmen als Gerüst und einer Schüssel aus nanobeschichteten Aluminiumblechen, die das Sonnenlicht einfangen, welches durch den genau vorgegebenen Winkel zentriert wird. Dadurch sammelt sich die Hitze in der Mitte der Schale, der eigentlichen Kochstelle.

Der Solarkocher kann drei Liter Wasser in einer halben Stunde zum Kochen bringen. "Das entspricht der Leistung einer kleinen Kochplatte", erklärt Werner Neumann. Selbst Popcorn könne gemacht werden. Da die Technik besonders in den heißen Ländern Afrikas effektiv eingesetzt werden kann, ist es nicht überraschend, dass acht der neun Teilnehmer aus Afrika stammen.

Die Vorteile des Solarkochers liegen auf der Hand: Er braucht kein Holz und hat deshalb niedrige Kosten. Zudem ist das Kochen gesünder, weil kein Rauch oder Asche?flug entsteht. Die Herstellung ist außerdem ohne Strom möglich, wobei das Material des Rahmens auch flexibel austauschbar ist – je nach Verfügbarkeit kann selbst Holz verwendet werden, da beim Kochen nur der Bereich, der sich im Strahlenfokus befindet, erhitzt wird.

Diese Technik sei ganz neu, erzählt Werner Neumann. Bis jetzt habe die ZRB noch keinen Rückkehrer bei der Existenzgründung mit einem Solarkocher unterstützt. Die Möglichkeit, in der jeweiligen Heimat selbstständig zu werden, bieten die Kocher aber sehr wohl. Kosten für das Material würden von der ZRB übernommen. Allein die der keramikbeschichteten Aluminiumplatten belaufen sich auf 80 Euro.

Die Neuburger Unterkunftsbewohner sind von dem Kurs begeistert. "Wir sind nicht auf die Solarkocher selbst, sondern, auf unsere gemeinsame Leistung als Team stolz", sagt Abdullahi Abdukadir Mohammed. "Wir leben hier und wollen in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Wir sind ein Teil von Neuburg." Der Kurs der ZRB hat den neun Teilnehmern die Möglichkeit geboten, sich für ein Projekt zu engagieren und gemeinsam an etwas zu arbeiten. Die Asylbewerber wollen mit ihrer Teilnahme auch zeigen, dass sie bereit sind, etwas zu leisten.