Thalmässing
"Wir sind die Müllkönige von Thalmässing"

150 Bürger sind beim zweiten Umwelttag unterwegs und sammeln zwei Kubikmeter Abfälle Viele kuriose Abfälle

09.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Aus dem Reich der Mitte in den Abfallcontainer: Andreas Stoll (oben) zeigt ein paar der kuriosen Fundstücke, die die zahlreichen Helfer wie Maxi und seine drei Freunde (links) und das Ehepaar Harlas zusammen mit Ingrid Klemm (rechts) beim Umwelttag aufsammeln. - Fotos: Leykamm

Thalmässing (HK) Verrostete Pfannen, alte Dosen, kaputte Flaschen, zerknülltes Papier: 150 Bürger aus Thalmässing sammeln am zweiten Umwelttag der Marktgemeinde achtlos weggeworfenen Müll. Die Ausbeute ist beträchtlich: Ein bereitgestellter Container mit zehn Kubikmetern Fassungsvermögen füllt sich bis obenhin.

Bei der Eröffnung der "Ramadama"-Aktion am Samstag vor dem Jugendtreff "Die Loge" deutet noch wenig auf den großen Erfolg hin. Nur knapp zwei Dutzend Teilnehmer versammeln sich dort. Doch der Eindruck täuscht. Denn viele der fast 20 Gruppen machen sich gleich zu ihren Bestimmungsorten auf, die Teams aus den Ortsteilen legen natürlich bei sich zu Hause los. Diejenigen, die noch einen Abstecher an den Staufer Weg zum Startschuss schaffen, bekommen mit Greifarmen, Müllbeuteln und Warnwesten die richtige Ausrüstung für ihren Streifzug.

Auch die zwei ältesten Teilnehmerinnen finden sich hier ein: Lotte Dittmar mit stolzen 81 Jahren und Martha Böhm, die bald ebenso viele Lenze an Lebenserfahrung zählen kann. Sie ziehen mit ihrem Einkaufsrolli los, den sie sorgfältig mit Müllbeuteln auskleiden. Die ersten Funde noch auf dem Logenvorplatz gehen aber auf das Konto zweier Ministranten: Tobias und Frieder lassen die ersten Zigarettenstummel in den Container fallen. Dann machen sich die beiden Zwölfjährigen mit den anderen auf den Weg. Sie alle müssen nicht weit gehen, um den ersten Müll zu finden und zu sammeln. Hier ein Gummiring, da ein Stück Pappe.

Bürgermeister Georg Küttinger, die Kinder- und Jugendbeauftragte Eva Dorner und Andreas Stoll vom Rathausteam möchten da gerne "viel Erfolg" wünschen. Doch welcher Erfolg? Der, dass wenig gefunden wird, weil das von guter Umweltmoral der Bürger zeugt? Oder der, dass die Helfer möglichst viel Schutt zusammentragen? Mit dieser philosophischen Frage bleibt Stoll an der Loge zurück, um dort die Sammelergebnisse in Empfang zu nehmen.

Dorner und Küttinger setzen sich in einen Kastenwagen und klappern die Stationen ab. Und sehen dann fleißige Sportler aus den Reihen des hiesigen Turnvereins, die bei den Sportanlagen und an der Schule zu Werke gehen. Oder das Ehepaar Karin und Alfred Harlas die Flaschen und Wurstdosen einsammeln, während Ingrid Klemm zum Rechen greift, um den Straßengraben frei zu bekommen. Karl Lederer zerrt dann sogar ein Stück Kanalrohr aus dem Gebüsch.

Auch verschollene Bälle verschiedener Größe tauchen wieder auf und wandern in die Müllbeutel, hineingestopft vom elfjährigen Nils und seiner sechs Jahre alten Cousine Helena. Ein voller Beutel findet sich ebenso, geradezu versandfertig abgestellt. Also ein echter "Service" für die Helfer. Schwer schleppen müssen dagegen Thomas Betz und seine achtjährige Tochter Juliane entlang der Staatsstraße bei Alfershausen. Ein ganzer Gartenschlauch wird von ihnen geborgen.

Alte Eimer, ein Leitpfosten und vieles mehr landen in der Kipperschaufel von Ortssprecher Karlheinz Fackelmeier, dessen achtjährige Tochter Sarah ebenso fleißig anpackt. Genauso wie Lukas Philipp, der stolz einen kleinen Tierschädel in die Kamera hält. Und es wird fleißig Metall aufgesammelt. Die Krönung bilden dabei Anhängerachsen und ein ausrangierter Rasenmähertraktor, der freilich gesondert abtransportiert werden muss.

Weiter Helfer gehen mit dem Leiterwagen die Straße entlang, in dem sich bald weggeworfene Wodkaflaschen und Getränkedosen finden. Vollen Einsatz zeigt auch Barbara Borzner, die hochschwanger und nur drei Wochen vom Geburtstermin entfernt mit ihren vier und drei Jahre alten Töchtern Ramona und Jana unterwegs ist.

Funderlebnisse sind auch am Sonnwendfeuerplatz bei Offenbau garantiert. Die zehnjährigen Zwillinge Raimund und Wolfgang sowie der halb so alte Bruder Julius schleppen ein Teil nach dem anderen an. Mit Grillzangen durchstreifen die Buben und Mädchen des Regenbogen-Kindergartens ihr Reich und behaupten: "Wir sind die Müllkönige von Thalmässing!"

Bälle und Flaschen landen in den Greifarmen des sechsjährigen Maxi, des vierjährigen Daniel und der vielen anderen. Die Erwachsenen dürfen sich mit sperrigen Funden wie Eternitplatten und Maschendrahtzäunen herumärgern. Ein altes Fernsehgerät werfen Bastian Burger und Philip Steckert in den Container, wo auch ein Aquarium, eine Pfanne, ein Waschbecken und eine Fritteuse landen. Zu den Fundstücken zählt auch ein Besen, der ein letztes Mal als solcher genutzt wird. Ein Schild der Deutschen Bundesbahn, das auf einen privaten Gleisübergang verweist, könnte indes als Exponat am Gredl-Radweg noch mal zu Ehren kommen.

Letzter Bestimmungsort des Containerinhalts ist die Pyraser Deponie, zu der die Umweltsünder den Müll auch gleich hätten fahren können, statt den Helfern die Sammelmühe zu bereiten. Am Ende treffen sich alle an der Loge wieder und lassen sich vom Jugendtreff mit einer Brotzeit verwöhnen. Beantwortet wird dort auch die Frage nach dem, was der Erfolg einer solchen Aktion ist: Thalmässing schöner machen.