Greding
"Wir sind alle Teil des bunten Straußes"

Prediger fordert Gläubige beim Fest in Linden dazu auf, aktiv zu werden - Brückenbauer vom Früher zum Heute

17.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:23 Uhr
Thomas Schmidt
Festprediger Andreas Thiermeyer besprengt die Kräuterbüschel mit Weihwasser. −Foto: T. Schmidt

Linden - Besser gefüllt als im vergangenen Jahr ist heuer der Platz um die kleine Wallfahrtskirche in Linden gewesen. Gläubige aus der ganzen Region hatten sich wieder auf den Weg zur Mutter Gottes gemacht, vor allem Fußwallfahrer kamen aus allen Himmelsrichtungen zum Gottesdienst unter den großen Linden.

Als Festprediger begrüßte Gredings Stadtpfarrer Richard Herrmann Andreas Thiermeyer. Diesem wurde als Anerkennung seiner Arbeit für die Ökumene als ehemaligem Leiter des Collegium Orientale in Eichstätt der Ehrentitel des Archimandriten verliehen. Gemeinsam mit Pfarrer Richard Hüttinger zelebrierten sie den Gottesdienst, der von der Euerwanger Blaskapelle perfekt umrahmt wurde.

In seiner Predigt vermittelte der ehemalige Wallfahrtsrektor vom Habsberg vor allem das Gefühl der Gemeinschaft und Verantwortung. "Wir brauchen keine versorgende Pfarrei, die uns alles abnimmt, wir müssen selbst für uns, unseren Glauben und unsere Mitwelt mit Sorge tragen", rief er die zahlreichen Gläubigen auf, aktiv zu werden. Er ermahnte, nicht in alten Strukturen und Bürokratien zu erstarren, sondern selbst mit zu gestalten, nicht darauf zu warten, dass die Institution Kirche den Weg weist, sondern selbst die Wege zu gehen.

Mit Blick auf die herrlichen Kräuterbüschel, die wieder die ganze Friedhofsmauer dicht gedrängt zierten, erinnerte er an die christliche Botschaft: "Wir alle sind Teil des bunten Straußes, es gibt so viele Wege zu Gott wie Gott Menschen geschaffen hat, über alle Konfessionen und Religionen hinweg." Und auf diesen verschieden Wegen sollen sich die Menschen gegenseitig wertschätzen, wenn sich diese Wege kreuzen und wieder auseinanderlaufen .In seiner ganzen Predigt erwies sich der im nahen Altdorf geborene und im Ruhestand in der Nähe von Berching wohnende Thiermeyer als Brückenbauer. Dafür bedankte sich Pfarrer Herrmann ausdrücklich. Thiermeyer habe die Brücke geschlagen vom Früher zum Heute, zwischen den vielen christlichen Konfessionen und sogar zwischen Religionen. Hieraus könne jeder einzelne wichtige Erkenntnisse für ein Leben in Gemeinschaft mit nach Hause nehmen.

Im Anschluss an die Festpredigt wurden die vielen mitgebrachten Kräuterbüschel gesegnet und vom Festprediger mit Weihwasser besprengt. Diese Kräuterbüschel boten, ausgelegt auf der Friedhofsmauer, ein farbenfrohes Bild. Mit jedem dieser Kräuterbuschen wird der göttliche Segen zurück in die Häuser und Ställe der Familien getragen. Zentrales Element dieser kleinen oder fast meterhohen Sträuße ist fast immer eine Königskerze. Ansonsten gibt es bei der Gestaltung keine Vorgaben, jeder kann die Kräuter und Blumen mit einbinden, die ihm persönlich wichtig sind. Die genaue Zusammenstellung ist zudem regional sehr unterschiedlich, in manchen der Sträuße werden dabei über 100 verschiedene Kräuter eingebunden.

Andreas Thiermeyer fand an dem fröhlichen Fest, bei dem trotz der größeren Coronaabstände viel positive Gemeinschaftsstimmung spürbar war, so viel Gefallen, dass er versprach, die Wallfahrtskirche in Linden und ihr Fest bald wieder zu besuchen.

Wie viele dürfte der Geistliche darauf hoffen, dass die kirchlichen Festlichkeiten dann wieder eingebettet in eine weltliche Feier begangen werden können. Für dieses Anliegen wurden am Feiertag sicherlich viele Gebete gesprochen.

HK

Thomas Schmidt