Eichstätt
"Wir müssen Lösungen finden!"

Beim Kreisbauerntag sprach der neue Bundes-Vize Karsten Schmal als Hauptredner auf dem Volksfest

04.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:59 Uhr
Beim Kreisbauerntag des BBV sprach gestern der Bundes-Vize Karsten Schmal am Nachmittag im Festzelt. −Foto: Bird

Eichstätt (EK) Beim traditionellen "Bauernerchta" am Volksfestdienstag sprach in diesem Jahr ein Verbands-Schwergewicht. Der frisch gewählte Vize-Präsident des Deutschen Bauernverbands, Karsten Schmal, redete über die Rolle der Landwirte zwischen Marktrealität und Verbraucherwünschen. Als "Pfund" für die Zukunft sieht er den Trend zur Regionalität.

Nach einem regelrechten Begrüßungsmarathon von Politik und Funktionären sowie der diesjährigen Volksfestkönigin Franziska Kraus trat schließlich Karsten Schmal ans Rednerpult des Festzelts, in dem einige Plätze leer geblieben waren. Kurz zuvor hatte der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Josef Kroll, in seiner Einleitung noch von einem "schwierigen Jahr mit vielen Sorgen" gesprochen. Die Landwirte der Region seien angesichts der Dürreperiode jedoch noch einmal mit "einem blauen Auge" davongekommen.

Auch die Bilanz des Hauptredners Schmal fiel ernüchternd aus - "alles andere als gut" sei das bisherige Jahr für die Landwirte verlaufen, erklärte der Bundesverbands-Vize aus Hessen. Dennoch, so der 52-Jährige: "Die Landwirtschaft ist am wenigsten Schuld an den Wetterverhältnissen!" Gleichzeitig forderte er angesichts staatlicher Hilfen mehr Selbstbewusstsein der Bauern ein, schließlich hätte auch die Autoindustrie mit der Abwrackprämie oder der Bankensektor während der Immobilienkrise staatliche Hilfen erhalten. Der Landwirtschaftsministerin, Julia Klöckner (CDU), jedenfalls wünschte er bei einer gerechten Verteilung ein glückliches Händchen und ließ durchblicken, dass dies wohl kein leichtes Unterfangen werden wird - ohne es auszusprechen.

Eine Formulierung, die der Lobbyist bei seiner Bierzeltansprache häufiger bemühte, lautetete: "Wir müssen Lösungen finden!" Die Landwirtschaft hat viele Baustellen, daran ließ Karsten Schmal keine Zweifel. Höfesterben, Tierwohl, Klimaschutz und Klimawandel - um nur einige Stichworte zu nennen, die der Präsident des Hessischen Bauernverbands anführte. Bei den Maßnahmen zu einer verbesserten Tierhaltung stellte Schmal klar: "Mehraufwendungen sollten nicht nur vom Halter getragen werden!" Er nahm hier die Politik, aber vor allem die Verbraucher in die Pflicht.

Apropos Verbraucher: Dieser wolle mehr Regionalität, ein Trend, den der Vize des Deutschen Bauernverbands als Ass im Ärmel der hiesigen Landwirte sieht. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Produktion in Deutschland bleibt!" Und damit war der Redner quasi inmitten des Themas, zu dem er seinen Vortrag gestaltet hatte."Die Bauern zwischen Marktrealität und Verbraucherwünschen" lautete das Motto des Kreisbauerntags. Als bisherige Errungenschaften auf der Haben-Seite des Verbands präsentierte der Funktionär Tierwohlprogramme und Labels, beispielsweise bei der Schweinehaltung, die besonders im Fokus stehe. Beim Thema Glyphosat wurde der Chef des Hessischen Bauernverbands deutlich: "Ich habe selten so viel Blödsinn gehört, wie zum Thema Glyphosat" - eine Aussage, die vermutlich als Rundumschlag an Politik und Medien zu verstehen war. In Richtung Mandatsträger gab es jedoch auch klarer formulierte Kritik: "Fehlende politische Planungssicherheit macht den jungen Leuten zu schaffen." Als Landwirt denke man schließlich in Generationen, so der 52-Jährige.

"Wir dürfen uns nicht spalten lassen!", forderte der Funktionär im Bezug auf die Arbeit im Verband. Vielmehr müsse man in seinen Aktionen schneller werden, auch wenn es in der Landwirtschaft viele verschiedene Strukturen gebe.

Schmal ist "in der Milch Zuhause", wie er dem Publikum mehrfach erklärte. Auf seinem heimischen Hof, den mittlerweile sein Sohn übernommen hat, hält der Verbands-Vize selbst Tiere. Immer wieder nahm der 52-Jährige Bezug auf die Tierhaltung - auch wenn im Landkreis Eichstätt seinen Aussagen zufolge nur 13 Prozent der Betriebe Milchvieh und 17 Prozent Schweine halten. Für den kommenden Herbst prognostizierte er unter anderem - im Gegensatz zum großen Überschuss 2015/16 - einen Milchengpass; auch das sei eben eine Marktrealität, betonte er getreu dem Veranstaltungsmotto.

Trotz vieler Sorgen in der Landwirtschaft bemühte sich Schmal, positiv nach vorn zu blicken. Doch, das machte er angesichts der vielen Baustellen zum Abschluss auch deutlich: "Nur wer Geld verdient, ist bereit in die Zukunft zu gehen!"

Julian Bird