Ingolstadt
„Wir müssen breit aufgestellt sein“

AfD-Bundesvorsitzender Jörg Meuthen sieht keinen Machtkampf mit Frauke Petry

07.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr
AfD-Bundessprecher Jörg Meu-then trat am Freitag in Ingolstadt auf. −Foto: Schattenhofer

Herr Meuthen, diesmal keine Gegendemo, keiner ruft: „Nazis raus“.

Wie fühlt sich das an?

Jörg Meuthen: Ach, das ist mal entspannend und angenehmer, weil es sich dann leichter reden lässt – auch miteinander.

In Bayern ist die AfD jüngsten Umfragen zufolge um einen Prozentpunkt auf sieben Prozent gefallen. Wo liegen die Gründe?

Meuthen: Ein Prozentpunkt ist für mich statistisch nicht relevant. Ich mache dieses ganze Orakeln nicht mit. Wir liegen irgendwo bei einer festen Stammbasis von sieben Prozent plus x. Und dieses X können durchaus noch einmal sieben Prozent sein, wenn wir unsere Sache gut machen.

Sie galten einst als der gemäßigte Wirtschaftsliberale in der AfD. Warum kungeln Sie jetzt mit dem rechten Flügel und stellen sich hinter Björn Höcke?

Meuthen: Ich kungele mit niemand, ich versuche, die Partei zusammenzuhalten. Ich bin Bundesvorsitzender und versuche, alle Strömungen mitzunehmen. Ich mache mich mit niemand gemein und habe meine Positionen nie verändert. Ich weiß aber: Wenn wir als Partei erfolgreich sein wollen, müssen wir breit aufgestellt sein und alle mitnehmen, die guten Willens und innerhalb unseres Spektrums sind.

Wie sieht aktuell Ihre Zusammenarbeit mit Frauke Petry aus? Tobt da ein Machtkampf oder gibt es inzwischen eine gemeinsame Strategie für den Wahlkampfendspurt?

Meuthen: Ich habe es noch nie als einen Machtkampf zwischen Frauke Petry und mir erlebt. Wahr ist, dass es Spannungen zwischen uns gibt. Wir sind beide gleichberechtigte Bundesvorsitzende und arbeiten pragmatisch zusammen. Das müssen wir und das sind wir unseren Mitgliedern schuldig.

Alice Weidel hat anlässlich der G20-Proteste gesagt, Linksextremisten dürfe man nicht mit Samthandschuhen anpacken. Gilt das auch für Rechtsextremisten?

Meuthen: Für alle Menschen, die sich außerhalb unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung stellen, gilt das gleichermaßen – ob links oder rechts. Da, wo die Schwelle zu Gewalt überschritten wird, ist Schluss mit lustig.

Pochen auf die Leitkultur, Begrenzung der Flüchtlingszahlen – dazu haben wir in Bayern die CSU. Da braucht es doch keine AfD?

Meuthen: Die CSU ist völlig unglaubwürdig und macht diese Chaos-Politik Merkels mit. Wenn Herr Seehofer sagt, hier herrscht das Unrecht – welchen Schluss zieht er daraus? Ändert er das Unrecht oder verlässt er die Regierung? Beides nicht. Sie übernehmen mittlerweile zwar verbal unsere Positionen, handeln aber nicht entsprechend. Die CSU ist zentral mitverantwortlich für die unkontrollierte Zuwanderung, die mit Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun hat. Da stehen wir auf entschieden anderen und glaubwürdigeren Positionen als die CSU.

Das Gespräch führte Suzanne Schattenhofer am Freitag am Rande eines Wahlkampfauftritts in Ingolstadt.