Beilngries
"Wir möchten Menschen helfen"

Karin Bauer und Anna-Lena Waltl sind seit Kindertagen beim Roten Kreuz aktiv

22.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Foto: Regine Adam

Beilngries (DK) Egoistisch und faul, verantwortungslos oder nur chillen und Party im Kopf – wer diese Meinung von der heutigen Jugend hat, der sollte sich einmal mit Karin Bauer aus Beilngries und Anna-Lena Waltl aus Denkendorf unterhalten.

Vor Kurzem haben die 14-jährige Anna-Lena und ihre 16-jährige Freundin Karin die Prüfung zum Sanitätshelfer absolviert und dazu vier Wochenenden an Intensivkursen jeweils am Samstag und Sonntag von 9 bis 17 Uhr teilgenommen. Der Umgang mit dem Defibrillator, Reanimation, richtige Reaktion bei Patienten mit Hitzschlag, mit Frakturen, mit Schädel-Hirntrauma oder gar mit Amputationen – das alles waren Ausbildungsgebiete.

„Wir haben in den Wochen extrem viel gelernt“, sagen sie beide. Dass sie im Ernstfall schon jetzt fachkundig helfen könnten, davon sind Karin und Anna-Lena überzeugt, auch wenn sie noch zu jung sind, um bei Unfällen oder ernsthaften Einsätzen im Sanitätswagen mitzufahren. „Ab 16 Jahren darf man als Begleitung bei Krankentransporten mitfahren und ab 18 Jahren dann als dritter Helfer im Rettungstransportwagen“, wissen sie. Beide planen die Ausbildung zum Rettungsdiensthelfer und dann zum Rettungssanitäter, um irgendwann als vollwertige Kraft bei Einsätzen mitzuhelfen. Denn beiden ist wichtig: „Wir möchten Menschen helfen und lernen gerne alles dafür, dass wir im Ernstfall das Richtige tun.“

Auch jetzt schon engagieren sich die Mädchen beim Roten Kreuz, das sie als „zweite Familie“ bezeichnen, „weil alle so gut zusammenhalten und alle füreinander da sind“. Bei Blutspendeterminen im Rot-Kreuz-Heim sind Karin und Anna-Lena jedes Mal mit im Einsatz. Sie füllen die Getränkestation auf, geben Geschenke an Blutspender aus, servieren Würstchen, weisen Besuchern den Weg oder beschäftigen sich mit den Rettungsbären, dem jüngsten Rot-Kreuz-Nachwuchs. Die Kleinen dürfen im oberen Stockwerk malen und basteln. „Dort mitzuhelfen ist Ehrensache, wir waren ja auch mal Rettungsbären“, sagt Karin. Dienst für das Rote Kreuz hatten sie auch schon bei der mobilen Wache am Beilngrieser Volksfest – „da mussten wir ein blaues Auge von einem Besucher kühlen“ –, an den Beilngrieser Gartentagen, beim Altstadtfest, beim Winter-Open-Air, bei Stockcar-Rennen oder beim Zwiebelmarkt. „Es ist toll, wie sich die Leute freuen, dass wir da sind und auch bei Kleinigkeiten wie einem Wespenstich schnell helfen können“, sagen beide.

Ihre Berufswünsche sind keine Überraschung: Karin will Medizin studieren, „mit Schwerpunkt auf Naturmedizin“. Zwar ist der Gedanke, dass sie einmal zu einem Unfall gerufen wird, mit Schwerverletzen, bei dem Blut in Strömen fließt, ein Szenario, an das sie nicht gerne denkt. „Aber im Ernstfall schaffe ich das“, sagt sie selbstbewusst.

Anna-Lena will Tierärztin werden, weil ihr großes Hobby ihre Tiere – Hunde und Pferd – sind, und weiter aktiv beim Roten Kreuz sein. Vor Blut hat sie keine Angst, sondern eher davor, „dass ich gefordert werde und dann nicht helfen kann oder, noch schlimmer, nicht weiß, wie ich richtig helfe“.

Bis es zu ernsthaften Einsätzen kommt, sammeln die beiden weiter Erfahrungen mit viel Spaß bei der mobilen Wache, verarzten kleinere Blessuren und sagen schmunzelnd: „Bisher haben wir bei unseren Hilfsaktionen eine Überlebensrate von 100 Prozent!“