Berg im Gau
"Wir machen nichts mit aller Gewalt"

Nach dem Abgang von gleich drei Leistungsträgern: Klubchef Peter Baierl äußert sich zur Lage beim BSV Berg im Gau

22.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Abschiedsstimmung: Auf (kniend, v. l.) Philip Gadletz, Marcel Kappelmaier und Daniel Marx muss der BSV Berg im Gau in der neuen Kreisligasaison verzichten. Vereinsboss Peter Baierl (stehend, r.) und Abteilungsleiter Simon Eisenberger (stehend, 2. v. l.) wissen daher nur zu gut, dass es auch in der Spielzeit 2017/18 wieder nur um den Klassenerhalt gehen wird. - Foto: kx

Berg im Gau (SZ) Hinter dem BSV Berg im Gau liegt keine leichte Saison 2016/17, erst kurz vor Schluss machte er den Erhalt der Fußball-Kreisliga Ostschwaben perfekt. Und jetzt spricht einiges dafür, dass die kommende Spielzeit sogar noch schwieriger wird für den Klub, der traditionell fast vollständig auf Eigengewächse setzt. Oder ist das alles doch übertrieben? Wir sprachen darüber - mit Peter Baierl, der 43-jährigen Vorsitzenden des BSV.

Herr Baierl, erwischen wir mit Ihnen nun gerade einen Vereinsboss beim süßen Nichtstun mitten in der Sommerpause?

Peter Baierl: (lacht) Leider überhaupt nicht. Natürlich wird aktuell nicht im Seniorenbereich gekickt, aber der BSV Berg im Gau ist ja nicht nur Fußball, - was übrigens auch ganz gut so ist. So standen zuletzt unser Gartenfest und unsere Rockparty auf dem Programm, damit ein paar Euros für unsere Abteilungen in die Kasse kommen. Der Aufbau, der Abbau, die Organisation dieser Veranstaltungen - das war schon auch sehr stressig. Mindestens ebenso wie der Abstiegskampf in der Kreisliga Ostschwaben.

 

Womit wir eben doch wieder beim Fußball sind. Mit Marcel Kappelmaier, Daniel Marx und Philip Gadletz haben Sie nun drei Leistungsträger verlassen, die in der gerade abgelaufenen Spielzeit zusammen 24 der 42 BSV-Tore erzielten. Wird es Ihnen da nicht mulmig, wenn Sie an die 2017/18 denken?

Baierl: Ich würde lügen, wenn ich jetzt Nein sagen würde. Daher halten wir schon noch Ausschau nach einer offensiven Verstärkung. Andererseits, wie sagte unser neuer Spielertrainer Martin Finkenzeller bereits völlig richtig: "Wenn wir uns in der Defensive verbessern und anstatt 57 Gegentoren in der kommenden Saison lediglich noch die Hälfte kassieren, würde die Sache ja auch gleich anders aussehen."

 

Trotzdem dürfte es Ihnen gar nicht gefallen haben, dass Sie auf einen Schlag gleich so ein starkes Trio verlieren . . .

Baierl: Natürlich nicht. Aber dass uns Marcel Kappelmaier in der Sommerpause verlässt, das hatte sich ja bereits frühzeitig abgezeichnet. Als uns dann Philip Gadletz von seinen Plänen unterrichtete, dass er das Traineramt beim TSV Weilach übernehmen möchte, hat uns das deutlich mehr weh getan. Er machte bei uns fußballerisch einen Riesensprung nach vorne - und auch menschlich ist er ein Supertyp, der immer da ist, wenn seine Hilfe benötigt wird. Andererseits: So richtig weg ist Philip auch jetzt nicht - selbst wenn er woanders kickt. Gleiches gilt übrigens für Daniel Marx. Natürlich ist's in seinem Fall ebenfalls schade, dass er uns in der neuen Saison nicht mehr zur Verfügung steht. Aber er bekam eben die Chance, beim SV Ludwigsmoos fortan als Spielertrainer zu arbeiten - und es ist doch logisch, dass er diese ergreifen wollte.

 

Also befinden Sie sich jetzt auf der Suche nach namhaften Neuverpflichtungen?

Baierl: Wenn sich etwas Interessantes auftun würde, würden wir definitiv nicht Nein sagen. Aber wir machen nichts mit aller Gewalt, es wird kein Geld beim Fenster hinausgeworfen. Wir müssen zum Beispiel unser Sportheim renovieren, dieses Projekt ist deutlich wichtiger.

 

Gibt es eigentlich noch die alte Berg im Gauer Regel, dass nur drei Auswärtige im BSV-Team kicken sollen?

Baierl: Wir versuchen in der Tat, diese einzuhalten - zumindest einigermaßen.

 

Auch auch die Gefahr hin, dass es in die Kreisklasse hinuntergehen könnte?

Baierl: Natürlich ist es ganz klar unser Ziel, die Kreisliga zu erhalten. Aber wenn es nicht klappen sollte, dann wäre das halt so. Viele unsere Fans sagen klipp und klar: Lieber eine Klasse tiefer mit den eigenen Burschen spielen, als oben bleiben und nur Fremde in der Mannschaft haben. Wenn ich sehe und höre, welche Summen mittlerweile anderswo fließen, dann kann ich darüber nur verständnislos den Kopf schütteln. Wo soll das Ganze nur hinführen?

 

Beim BSV wird stattdessen weiterhin vor allem auf den eigenen Nachwuchs gesetzt?

Baierl: So ist unser Plan. Wir haben ja sehr gute Jugendliche in unseren Reihen - und dadurch, dass wir uns jetzt gemeinsam mit der DJK Brunnen, dem SV Grasheim und dem SV Karlshuld zur JFG Donaumoos zusammentun, werden sie hoffentlich auch optimal gefördert. Ja, ich halte die JFG wirklich für eine tolle Sache. In ihr können wir die Nachwuchsfußballer hundertprozentig altersgerecht aufstellen - und die Wege zwischen den vier mitmachenden Klubs sind ja nicht allzu groß.

 

Zurück zur Berg im Gauer Kreisligamannschaft - und zu deren neuem Spielertrainer: Wie schätzen sie Martin Finkenzeller ein?

Baierl: Ganz einfach, er ist ein "Pfundskerl". Er befindet sich in menschlicher Hinsicht auf einer Ebene zu Jörg Kuttenreich oder Holger Heimisch - mit denen wir einst ja superzufrieden waren und die immer noch höchstes Ansehen bei uns genießen. Welch tollen Charakter der Martin besitzt, ist ja auch daran zu sehen, dass er seine Zusage bei uns nicht vom Klassenerhalt abhängig gemacht hatte. Er wäre selbst dann gekommen, wenn wir nun aus der Kreisliga Ostschwaben abgestiegen wären.

 

Trotzdem lastet auf ihm jetzt, nachdem sich gleich drei Leistungsträger verabschieden haben, ein enormer Druck . . .

Baierl: Überhaupt nicht. Wir Verantwortliche wissen, dass wir vor einer schwierigen Saison stehen - unsere Fans tun es ebenfalls. Also werden wir vom Martin keinerlei Wunderdinge erwarten.

 

Ist die Aufgabe nicht von vornherein schier unlösbar, falls keine Verstärkungen mehr kommen sollten?

Baierl: Denken Sie mal zwei Jahre zurück, als Tobias Nabe, Günter Kienast und Thomas Sutner gleichzeitig ihre Karrieren beendeten. Zudem verließ uns damals Heimisch als Spielertrainer. Ja, damals hatte doch auch schon jeder gesagt, dass es beim BSV dahingegen würde. Und was ist passiert? Wir haben am Ende doch wieder den Klassenerhalt geschafft.

 

Wer soll denn - Stand jetzt - neben Finkenzeller die Rolle eines Führungsspielers ausfüllen?

Baierl: Zum Beispiel Christian Kornherr, der nun ja auch offiziell als Co-Spielertrainer fungiert. Und Johannes Heinrich, der als Kapitän sowieso schon seit einiger Zeit Verantwortung bei uns übernimmt.

 

Was ist Ihr offizielles Saisonziel für 2017/18?

Baierl: Es wäre natürlich schön, den Abstieg aus der Kreisliga Ostschwaben zu vermeiden - da brauchen wir nicht lange herumzureden. Also wollen wir drei Konkurrenten unbedingt hinter uns lassen, der Rest ergibt sich dann.

 

Und Sie glauben fest daran, dass Ihnen das gelingt?

Baierl: Ja. Wenn alle bei uns alles geben, packen wir das. Ich habe zurzeit keine Angst, dass wir 2018 nach unten müssen.

 

Das Gespräch wurde geführt von Roland Kaufmann.