Eichstätt
"Wir können bei der Feuerwehr jeden brauchen"

29.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:19 Uhr
  −Foto: Steimle, Tina

Eichstätt (EK) Seit 1990 ist Andreas Ernstberger (45) bei der Feuerwehr Eichstätt, seit 2017 ist er ihr Vorsitzender.

Der selbstständige Kaminkehrermeister hofft, dass die verschiedenen Aktionen der Ehrenamtlichen fruchten, damit am Informationsabend am Mittwoch, 24. April, viele Interessierte den Weg ins Gerätehaus finden. Beginn ist um 19 Uhr.

Warum sind Sie damals mit 16 Jahren Mitglied bei der Feuerwehr geworden?


Andreas Ernstberger: Es haben aus dem Freundeskreis einige bei der Jugend angefangen und dann ist man halt auch hingegangen.


Es ist ja öfter so, dass einer den anderen mitzieht?


Ernstberger: Wenn man zwei, drei hat, die man kennt, dann ist der Zusammenhalt gut. Dann hat man auch eine Verbundenheit.

 


"Verbundenheit" ist ein gutes Stichwort.


Ernstberger: Anders geht es bei der Feuerwehr nicht. Wir sind eben keine Einzelkämpfer, im Endeffekt geht draußen auch alles nur miteinander und dadurch hat man auch persönlich eine Verbundenheit. Es muss ja Vertrauen aufgebaut werden.



Sie sind Vorsitzender und natürlich auch draußen bei den Einsätzen mit dabei. Was sind das für Aufgaben, die Sie übernehmen?


Ernstberger: Mädchen für alles (lacht). Ich bin Zugführer und auch Atemschutzgeräteträger. Als Vorsitzender des Feuerwehrvereins geht es darum, organisatorische Dinge zu regeln oder finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Es müssen Mitgliederversammlungen abgehalten werden, ebenso wie die Weihnachtsfeier. Für den Tag der offenen Tür, den haben wir im Juni, muss auch viel organisiert werden, Essen, Trinken, Genehmigungen und Werbung. Das wird natürlich auf verschiedene Mitglieder aufgeteilt, aber irgendwo muss es zusammenlaufen.


Sie sind selbstständig, können sich Ihre Zeit also freier einteilen als andere. Wie würden Sie die Vereinbarkeit mit dem Ehrenamt beschreiben?


Ernstberger: Ich habe meinen Bezirk im Bereich Dollnstein draußen, und wenn ich nicht in Eichstätt bin, dann bin ich nicht für Einsätze verfügbar. Da ich aber meine Büroarbeiten zu Hause erledige, bin ich dadurch flexibler und oft tagsüber einsatzbereit.



Eigentlich vertragen sich Beruf und Ehrenamt bei Ihnen also gut miteinander.


Ernstberger: Bei mir schon, aber es gibt auch andere Selbstständige bei uns, die mehr Mitarbeiter haben, die können es sich vielleicht nicht ständig so flexibel einteilen. Früher hatten wir bei Weitem weniger Schichtarbeiter. Die haben oft Wechselschicht, also muss ich Ausbildungen, zum Beispiel im Bereich Atemschutz, im Wechsel anbieten. Gegenüber früher ist es schwieriger geworden, alle unter einen Hut zu bringen.



Die Idee hinter der Mitgliedergewinnungsaktion ist auch, Engagierte zu finden, die zu unterschiedlichen Zeiten verfügbar sind.


Ernstberger: Genau, je mehr wir sind, desto besser und gesicherter ist die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr. Denn es gibt auch immer mehr Fachgruppen, etwa Chemieschutz, Strahlenschutz, Absturzsicherung und so weiter, da brauchen wir überall Leute dazu, die speziell ausgebildet sind oder jedes Jahr weitere Ausbildungen machen. Wenn ich eben nur über einen kleinen Stamm verfüge, dann bin ich im Endeffekt bei jeder Gruppe dabei. Dadurch gibt es mehr Belastung, wenn ich aber einen größeren Pulk an Leuten habe, kann ich das Ganze besser verteilen.



Die Aufgaben der Wehr - Sie sind seit 1990 dabei - sind heute auch vielfältiger als damals?


Ernstberger: Gegenüber 1990 hat man viel mehr an Tätigkeiten und Vorschriften. Früher ist man zur Feuerwehr, hat sein bronzenes Abzeichen gemacht und einen Piepser in die Hand bekommen. Jetzt ist es Grundausbildung, Sprechfunkausbildung, ohne geht nichts mehr.



Die Ausbildungen sind aber so gestaltet, dass jeder es verstehen kann? Egal, welchen Beruf ich habe?


Ernstberger: Das schon, jeder kommt mit. Das geht mit grundlegenden Sachen los, wie entsteht Feuer. Natürlich gibt es auch fachspezifische Dinge, aber die kann jeder lernen. Wir haben vom Handwerker bis zum Büroangestellten alles dabei, auch in der aktiven Wehr. Somit gibt es aus den verschiedenen Berufsgruppen einen Spezialisten. Man benötigt zum Beispiel nicht nur Leute, die sich für Technik interessieren, sondern auch jemanden, der draußen den Einsatz dokumentiert. Wir können jeden brauchen, denn bei einem Einsatz gibt es vielfältige Tätigkeiten.



Können Sie sich noch an Ihren ersten Einsatz erinnern?


Ernstberger: Ein Waldbrand in Hofstetten war mein erster Einsatz. Da sind wir noch mit dem alten LF8 rausgefahren. Als wir aber draußen waren, war das Feuer schon fast aus. Das sieht man am Anfang vielleicht mit anderen Augen als nach über 20 Jahren. Die Aufregung ist am Anfang sicher extrem groß. Es gibt aber auch entspanntere Einsätze, die einem trotzdem im Gedächtnis bleiben, wie etwa "Katze auf dem Baum" oder "Ente auf dem Dach". Die Entenfamilie auf dem Flachdach des Gabrieli-Gymnasiums, die ist weggeflogen, als wir gekommen sind.



Das Gespräch führte
Tina Steimle
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