Georgensgmünd
"Wir haben uns doch geliebt"

Der heute 95-jährige Friedrich Möller pflegt seine kranke Ehefrau aufopferungsvoll bis zu ihrem Tod

01.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:39 Uhr

Friedrich Möller wird mit der Pflegemedaille geehrt. Es gratulieren Landrat Herbert Eckstein (links), Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz (rechts) und Möllers Tochter Irmgard - Foto: privat

Georgensgmünd (HK) „Sie sind einer unserer stillen Helden im Landkreis. Ihre Geschichte würde für mehrere Leben reichen und ihre Leistung bei der Pflege Ihrer Frau verdient höchsten Respekt“, betonte Landrat Herbert Eckstein bei der Verleihung der Pflegemedaille an Friedrich Möller aus Petersgmünd.

Friedrich Möller war schon 84 Jahre alt, als seine Frau Luise im Frühjahr 2002 einen Schlaganfall mit nachfolgender Lähmung erlitt. Fortan war sie auf den Rollstuhl und ständige Pflege angewiesen. Die übernahm ihr Ehemann mit einer schlichten Begründung: „Wir haben uns doch geliebt. Da ist es doch ganz selbstverständlich, dass man füreinander da ist, schließlich sind wir schon 65 Jahre beieinander!“

Möller erledigte den Haushalt, versorgte seine Frau, überwachte die Medikamenteneinnahme, brachte ihr die Getränke und die Zeitung. Obwohl er zwischenzeitlich selbst schwer erkrankte, nahm er so schnell als möglich seine freiwilligen Pflichten wieder auf. Seine Frau wusste das zu schätzen und nannte ihn ihren „besten Pfleger“. Und sie gab ihm einen Rat für die „Zeit danach“ mit auf den Weg: „Meine Frau hätte nicht gewollt, dass ich als Trauerkloß herumsitze“, sagt der heute 95-Jährige.

Luise Möller starb im Februar 2012, in der Zeit zwischen der Abgabe des Vorschlags beim Ministerium und der Zusendung der Ehrenmedaille an das Landratsamt Roth. Landrat Herbert Eckstein und Georgensgmünds Bürgermeister Ben Schwarz waren sich einig, die Ehrung auf jeden Fall nachzuholen. Sie fand jetzt im Georgensgmünder Rathaus statt.

Viel Lebenskraft strahlt der Geehrte aus, obwohl sein bewegtes Leben oft Grund zum Aufgeben gegeben hätte. „Statt des geplanten Architekturstudiums wurde ich in der Hitlerzeit als Landhelfer eingesetzt.“ Den Russland-Feldzug hatte er überstanden, wurde aber 1944 in Italien schwer verwundet. Zur Erholung kam er nach Petersgmünd, wo seine Mutter lebte. Dort lernte der gebürtige Düsseldorfer „seine“ Luise, geborene Miltner, kennen und am 28. September 1946 läuteten die Hochzeitsglocken für das Paar. „Wir haben alles zusammen gemacht und sind mit dem Wohnmobil, mit Kind und Enkeln durch ganz Europa gereist“, erzählt Möller. Tochter Irmgard lebt mit ihrer Familie heute in Hamburg und begleitete ihren Vater zur Feierstunde.

Obwohl sein Vater einst die Bildhauerklasse an der Essener Folkwang-Schule geleitet hatte, interessierte sich Friedrich Möller mehr für Motoren und Technik als für Kunst, absolvierte eine Mechanikerlehre, war im Krieg Fahrlehrer und machte sich später mit einem Unternehmen für Spezialtransporte selbstständig.

Ben Schwarz sprach vom Ehepaar Möller als Vorbilder, deren Geschichte und Geschichten ihn immer wieder fasziniert hätten. „Es ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, dass einer mit so viel innerer Stärke bis ins hohe Alter für den anderen da ist und seine Kraft auch aus dem Glauben schöpft.“ Den dokumentiert Friedrich Möller, wenn er über seine Konfirmandenbibel berichtet, die ihn seit nunmehr rund 80 Jahren durch alle Höhen und Tiefen begleitet.