Ingolstadt
"Wir haben uns das Jawort gegeben"

Sepp Mißlbeck, Dorothea Soffner und Gerd Werding besiegeln am Freitagabend ihre neue Fraktion

12.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr
Foto: Thorsten Stark −Foto: Thorsten Stark

Ingolstadt (DK) Die drei abtrünnigen Stadträte Sepp Mißlbeck, Gerd Werding und Dorothea Soffner werden tatsächlich eine neue Fraktion bilden. Am Freitagabend gaben sie nach kurzem Gespräch ihre Entscheidung bekannt. Als nächstes soll ein Verein gegründet werden.

Sepp Mißlbeck hat Weißwein geordert. Es ist Freitagabend in einem Nebenraum des Al Castello. "Hier herin haben wir damals die UW gegründet", erklärt der Bürgermeister feierlich. Also ein kommunalpolitisch gesehen geschichtsträchtiger Ort, der nun auch die Geburtsstunde einer neuen Gruppierung erlebt. Einen Namen hat sie noch nicht - das soll in den nächsten Tagen nachgeholt werden.

Ein paar Ideen dafür gebe es schon, sagt Dorothea Soffner, mit 45 Jahren sozusagen das Küken im Dreiergespann mit Mißlbeck, 73, und Gerd Werding, 77. So, wie sie alle drei überhaupt viele Ideen haben. Unabhängig solle die neue Fraktion im Stadtrat agieren, die vielleicht schon in der Junisitzung ihre Premiere feiert, sich Koalitionen je nach Sachthema suchen, aber keine Fundamentalopposition betreiben. Am Baggersee könne noch einiges getan werden, sagt Werding. Die Jugend brauche dringend die Halle 8, findet Mißlbeck. Sie wolle sich für "vernünftige Schulgebäude" einsetzen, sagt Soffner. Dazu komme als gemeinsames Projekt eine gute Lösung für die Ersatzspielstätte des Stadttheaters. Zudem müsse man dringend auf eine Verbesserung der Debattenkultur hinwirken und eine Politik vertreten, die, wie Mißlbeck erklärt, "in der Mitte ist, wo sich der Bürger, der Mittelstand, wiederfindet". "Also, ich fühle mich auch den Bürgern verbunden, denen es nicht so gut wie dem Mittelstand geht", entgegnet Werding. Kurzes Lächeln. "Wir hackeln uns auch", sagt Mißlbeck. Aber Meinungsverschiedenheiten seien absolut erwünscht in diesem ungleichen Trio. Da der ernste Herr Doktor mit sozialdemokratischen Grundsympathien, der auch Fraktionsvorsitzender werden soll, hier der joviale Bürgermeister der Herzen und Unternehmer, dort die PR-Frau mit CSU-Hintergrund. Euphorisch stoßen sie miteinander auf ihre neue Fraktion an. "Wir haben uns heute Abend sozusagen das Ja-Wort gegeben", sagt Werding.

Bei den Freien Wählern habe es zuletzt geheißen, "der Mißlbeck ist ein Ballast", sagt Mißlbeck. Auch bei ihm sei die Wertschätzung, die man ihm entgegengebracht habe, gering gewesen, erklärt Werding. Das habe ihn auch gekränkt. "Mir ist es eine Ehre!", sagt Soffner lächelnd und erwähnt, wie viele positive Zuschriften und Zusprache sie nach ihrem Austritt aus der CSU-Fraktion erhalten habe. Werding und Mißlbeck sagen, ihnen sei das Gleiche widerfahren.

Man sei derzeit nur ein kleines Team, das aber größer werden könne, erklärt Werding. Sie wollen als Basis einen Verein gründen - es gebe schon einige Interessenten, darunter auch die jetzt bei den Freien Wählern ausgetretenen Stephan Kurzeder, Peter Bachschuster und Markus Stockmeier. Und diese Mitglieder sollten dann nicht nur Plakate kleben, sondern selbst Ideen entwickeln, die von der Fraktion gehört werden.

Auch innerhalb des Stadtrats habe es schon vorsichtige Anfragen gegeben, erklären die drei. "Wir schließen nichts aus", sagt Werding. Aber da müsse man zurückhaltend sein. "Wir wollen jetzt nicht das Sammelbecken der Unzufriedenen werden", ergänzt Mißlbeck. Werding überlegt kurz und antwortet dann schmunzelnd: "So sind wir aber entstanden." Mißlbeck lächelt und entgegnet: "Aber bei uns stimmt die Chemie."