Münchsmünster
"Wir haben es uns nicht leicht gemacht"

Obwohl das Thema nicht auf der Tagesordnung steht, entbrennt in Münchsmünster eine Debatte um den Standort eines neuen Kindergartens

21.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:14 Uhr
Das alte Münchsmünsterer Rathaus (links) und die zwei Gebäude rechts davon (Flachbau und das Haus dahinter) könnten für einen neuen Kindergarten abgerissen werden. −Foto: Lamprecht

Münchsmünster (PK) Ein zusätzlicher Kindergarten muss her.

Soweit sind sich die Menschen in Münchsmünster einig. Weniger Einigkeit herrscht allerdings, wenn es um den Standort geht, denn der vom Gemeinderat favorisierte - direkt neben der Schule auf dem Gelände des ehemaligen Rathauses, der Feuerwehr und des in die Jahre gekommenen Sozialbaus - stößt nicht bei allen Bürgern auf Gegenliebe.

"Man kann das diskutieren, aber bitte sachlich", meinte dazu Münchsmünsters Bürgermeister Andreas Meyer in der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag, bei der das Thema zwar nicht auf der Tagesordnung stand, aber trotzdem lange diskutiert wurde. Dabei war es weniger die Standortfrage selbst, die die Gemüter der Räte erregte, sondern vielmehr die Debatte, die derzeit im Ort geführt wird - teils auch unter der Gürtellinie.

"So wie ich das mitbekommen habe, geht es den Eltern um die Sicherheit, die sie an dem von uns bevorzugten Standort wegen des Verkehrsaufkommens neben der Schule nicht gewährleistet sehen. Ich verstehe es zwar nicht, aber das ist das Argument, das bei mir angekommen ist", erklärte Gemeinderat Günter Gröger. Sein Kollege Karl Friedel fügte hinzu, dass es auch heiße, der Kindergarten gehöre in das Baugebiet, in dem die Kinder sind. "Aber wir können ja nicht alle paar Jahre einen neuen bauen. "

Derzeit, so viel ist klar, ist im Ort eine Unterschriftenliste im Umlauf, mit der ein anderer Standort gefordert werden soll. "Das ist auch in Ordnung", befand Meyer und erklärte, er habe Stimmen für und Stimmen gegen einen Kindergarten neben der Schule gehört. "Ich bin durchaus bereit, mir auch Gegenargumente und andere Vorschläge anzuhören", sagte er. "Ich möchte aber auch, dass die Leute wissen, dass wir uns als Gemeinderäte die Wahl des Standorts nicht leicht gemacht haben und hier eine durchaus fundiert durchdachte Entscheidung getroffen haben. "

Zum Thema Gefährdung der Kinder durch den Verkehr etwa wies er darauf hin, dass die Grundschule derzeit von rund 150 Kindern besucht werde, von denen nicht wenige zu Fuß zur Schule gingen. Im Bereich des aktuellen Kindergartens - der ebenfalls als Standort für einen Neubau im Gespräch ist - seien es rund 200 Kinder, die allesamt gebracht würden. "Ich weiß nicht, wo ich da mehr Autos habe", sagte er.

Überhaupt nicht in Frage kommen für ihn wie auch für die Räte ein Standort im Gewerbegebiet. "Wenn da argumentiert wird, da stört der Lärm wenigstens keinen, kann ich nur sagen: Wir wollen unsere Kinder in der Ortsmitte haben. Sie sind unsere Zukunft und kein Industriegut! "

So oder so sei man trotz aller Überlegungen, die im Vorfeld getätigt wurden - "Synergieeffekte mit der Schule, Turnhalle und Sportplatz direkt nebenan, zentrale Lage im Herzen der Gemeinde um nur einige zu nennen" - durchaus bereit, über Alternativen zu diskutieren. Das allerdings müsse sachlich geschehen. "Es kann ja wohl nicht sein, dass man sich als ehrenamtlich tätiger Gemeinderat auch noch beschimpfen lassen muss, bloß weil jemandem ein Beschluss nicht passt", war der Tenor.

Gemeinderat Klaus Kühn jedenfalls sah die Sache gewohnt pragmatisch: "Wir sollten jetzt erstmal den Ball flach halten. Wir haben einen Beschluss und jetzt schauen wir mal, was bei der Unterschriftenaktion überhaupt rauskommt", befand er und fügte deutlich sarkastisch hinzu: "Wir haben ja jetzt einen Vorteil: Der ganze Gemeinderat heißt jetzt "Depp" mit Nachnamen. Wir sind also fast schon eine große glückliche Familie, und das ist doch auch schön! "

Susanne Lamprecht