Ingolstadt
„Wir haben den Glauben wiedergewonnen“

Relegation: Trainer Oral und Abwehrchef Mavraj sehen Willen und Teamgeist als großes Plus des FCI

22.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:06 Uhr
Wie zwei Lausbuben: FCI-Vereinsgründer Peter Jackwerth (rechts) herzt "Hexer" Tomas Oral nach dem 3:0-Sieg gegen Darmstadt. Mit dem 46-jährigen Trainer kehrte die Hoffnung auf den Klassenerhalt zurück. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Im Schatten der bevorstehenden großen Duelle in der Europa League und Champions League liegt in diesen Tagen auch über dem FC Ingolstadt ein Hauch von Europapokal. Im Modus mit Hin- und Rückspiel geht es für die Schanzer gegen den Tabellendritten der 3. Liga, den SV Wehen Wiesbaden, um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga.

Neun Jahre nachdem die Ingolstädter über den Weg der Relegation – damals gegen Hansa Rostock (1:0 und 2:0) – in die Zweite Liga aufgestiegen sind, wollen sie nun in den beiden Duellen gegen die Hessen den Verbleib in der Liga sichern. Zum Hinspiel morgen  (Anstoß 18.15 Uhr, live im ZDF) treten die Schanzer zuerst in der Wiesbadener Brita-Arena an.„Es ist eine Riesenfreude für mich, dass wir diese beiden Spiele haben. Vor einigen Wochen hatten nur ganz wenige den Glauben, dass wir in diese Situation kommen können“, sagt FCI-Trainer Tomas Oral vor der Partie, in der die Ingolstädter als klarer Favorit gelten. Das sieht der 46-Jährige jedoch anders. „Ich sehe es nicht so, dass wir der absolute Favorit sind“, meint Oral: „Wir treffen auf einen Gegner, der früher in der Zweiten Liga war als der FCI und seither immer wieder versucht hat, aufzusteigen. Deshalb wird es zwei hochinteressante Partien geben. Wir brauchen zwei gute Spiele, um unser Ziel festzumachen.“

Der Respekt vor den Hessen ist also vorhanden. Mit 71 Toren weist der Gegner die beste Offensive aller Drittligisten auf. Zudem hat er mit dem ehemaligen Ingolstädter Manuel Schäffler (16 Treffer, siehe Artikel unten) und der Entdeckung aus dem Regionalliga-Team des TSV Havelse, Daniel-Kofi Kyereh (15), zwei absolute Torjäger in seinen Reihen. Erst mit einer guten Rückserie (13 Siege in 18 Spielen) hatte Wehen Wiesbaden einen Sieben-Punkte-Rückstand auf den Relegationsplatz wettgemacht. Somit treffen zwei Gegner aufeinander, die gestärkt in dieses Duell gehen. Auch der FCI hatte durch eine Serie von sechs Spielen ohne Niederlage (16 Punkte) mit Oral fünf Punkte aufgeholt und sich die Entscheidungsspiele gesichert. „Eine solche Ausgangssituation war nicht üblich in den vergangenen Jahren. Wir haben aus diesem Lauf viel Kraft gezogen, die Mannschaft hat den Glauben und den Teamspirit wieder gewonnen“, sagt der FCI-Trainer.

Genau das sieht Abwehrchef Mergim Mavraj als großen Pluspunkt für sein Team. Der 32-jährige Innenverteidiger, der wie Thomas Pledl, Stefan Kutschke und Christian Träsch Relegationserfahrung hat, weiß, was in den beiden Duellen gefragt ist.  „Es geht um die einfachen Tugenden, um Willen und Leidenschaft. Genau das hat uns in den vergangenen Wochen stark gemacht“, sagt der albanische Nationalspieler, der 2014 mit Greuther Fürth knapp am Aufstieg in die Bundesliga gescheitert war (0:0 und 1:1 gegen den Hamburger SV).    „Wichtig ist eine klare Aufgabenverteilung, und die haben wir. Die Taktik wird in solchen Spielen dann sowieso oft über Bord geworfen“, sagt Wintertransfer Mavraj, der maßgeblich zur Stabilisierung der FCI-Defensive beigetragen hatte und  mit seinem Nebenmann  Björn Paulsen vor dem 2:4 in Heidenheim  dreimal in Folge ohne Gegentor geblieben war. „Björn ist sehr konsequent und geht kein großes Risiko. Er ist prädestiniert für  diese Liga und ein Ungeheuer in der Luft. Insofern ergänzen wir uns gut“, lobt der spielstärkere Mavraj seinen Partner.  

Mavraj, der unmittelbar nach den Relegationsduellen zur albanischen Nationalmannschaft reist, um in der WM-Qualifikation gegen Island und Moldawien zu spielen, will zuvor seine  Mission beim FCI erfüllen. „Ich bin mit dem Ziel und Auftrag hierhergekommen, den Verein vor dem Abstieg zu bewahren“, sagt Mavraj.  Ähnliches gilt für Oral, der mit seinem Assistenten Michael Henke den Aufschwung einleitete und nun bereits im Hinspiel die Weichen stellen will. „Ein gutes Ergebnis wäre, wenn wir gewinnen.Wir haben Respekt, aber ich bin überzeugt, dass wir die beiden Spiele für uns ziehen können“, sagt Oral. Dabei treffen die Schanzer auf einen alten Bekannten.

In Kürze

Freistellung: Der SV Wehen Wiesbaden hat den vom  FC Ingolstadt bis zum Saisonende ausgeliehenen Agyemang Diawusie für die beiden Relegationsspiele  freigestellt. „Das war eine extrem schwere Entscheidung und ist uns alles andere als leicht gefallen, weil wir damit auf einen sehr guten Fußballer verzichten“, sagte  gestern Sportdirektor Christian Hock. „Aber in der Situation, wie sie sich vertraglich bei ihm darstellt, müssen wir ihn auch schützen. Das ist für uns leider alternativlos.“ Der 21 Jahre alte Stürmer war im Sommer 2018 von Wiesbaden nach Ingolstadt gewechselt, von wo ihn die Hessen im Winter auf Leihbasis zurückholten. In der Rückrunde absolvierte Diawusie 14 Spiele (2 Tore, 5 Vorlagen).

Tickets: Ab Donnerstag sind die Tickets für das Relegationsrückspiel am kommenden Dienstag (18.15 Uhr) im Audi-Sportpark zwischen dem FC Ingolstadt und dem SV Wehen Wiesbaden erhältlich. Wie der FCI mitteilte, beginnt der freie Verkauf ab 9 Uhr im Onlineshop. Zudem sind die Eintrittskarten in den  Fanshops im Funktionsgebäude sowie in der Innenstadt und den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Die Dauerkarten behalten ihre Gültigkeit. 

 

Gottfried Sterner