"Wir geben alles, was wir können"

28.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:51 Uhr

Dietfurt (DK) Fakir Taifun Al Shaba muss bei seinem Auftritt in Dietfurt so was von entspannt gewesen sein. "Je mehr Zuschauer da sind, um so ruhiger werde ich", sagt Karl Nidermayer, seines Zeichens Gründer, Direktor des Circus Sambesi und eben furchtloser Nagelkünstler, kurz vor Beginn der Nachmittagsvorstellung. Und die ist das, was man in Zirkussen, in denen man Eintritt zahlt, ausverkauft nennt.

Dicht beieinander und erwartungsfroh sitzen Kinder und Eltern, Jugendliche und Großeltern beim fünften Auftritt des Circus Sambesi in seiner Geschichte in Dietfurt auf den Holzbänken rund um die Manege. Sie bestaunen die akrobatischen Höhenflüge, die atemberaubenden Hebe- und Drehfiguren und die schweißtreibenden Kunststücke mit und ohne Fackeln, Keulen und Bällen. Allesamt ohne Netz und doppelten Boden.

Rund 50 Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterhalten rund zwei Stunden aufs Beste. Unter anderem der Circusverein Neumarkt mit Tuch und Trapez, die Magic Butterflies, die Schlangenfrau Patricia oder Clown Pipo. Dabei auch alles, was zu einem Zirkus dazugehört: Trommelwirbel und Direktor, ein schwerer roter Samtvorhang und nostalgisch bemalte Ausstattung, Popcorn und bunte Lämpchen, Spannung und aufwendige Effekte.

"Wir geben alles, was wir können", sagt Peter Dornisch schon am Zelteingang. In seiner roten Uniform mit auf Hochglanz polierten goldenen Knöpfen begrüßt der Neumarkter die Zuschauer mit einem launigen "Hereinspaziert" und einer Handvoll Konfetti über das Haar. "Und danach geben die Zuschauer das, was sie wollen und können." Der vergnügte 59-Jährige, der später mit dem Clown und dem Fakir auftritt, meint damit die Spenden, die die Besucher als Anerkennung für den außergewöhnlichen und engagierten Zirkusspaß und vor allem für die gute Sache geben wollen. "Sämtliche Spenden gehen ohne Abzüge an ,Menschen für Menschen’, der Hilfsorganisation von Karlheinz Böhm", ist Jürgen Bihler wichtig. Ebenfalls ein Urgestein im Zirkus. "Ich bin schon immer dabei."

Seit mehr als 20 Jahren ist der Neumarkter Zirkus auf Tour und hat nicht nur treue Fans, sondern vor allem treue Mitstreiter, die sich ein Leben ohne Zirkusluft auf Zeit schon gar nicht mehr vorstellen können. Auch Jürgen Weinberger gehört dazu. Im Zirkus verantwortlich für die Beleuchtung ist er im richtigen Leben Außendienstmitarbeiter und verschreibt sich seit zehn Jahren gerne der guten Sache. "Es macht Spaß, und wir haben eine gute Kameradschaft."

Aber auch der Nachwuchs weiß die Aktion, das Ambiente, das Miteinander zu schätzen. Felix Jordan und sein Bruder Bastian schlagen schon einige Jahre Flic Flac im Zirkusrund. Im Fördercentrum Wechselberger trainieren sie zwei Mal die Woche, bestreiten Wettbewerbe und treten bei Sportfesten überregional oder eben im Zirkus auf. "Beim Circus Krone oder Roncalli war es auch ganz schön, aber hier macht es mehr Spaß", sagt Felix. Vor dem Auftritt sitzt er mit Freunden, Eltern und Helfern, die die Kinder begleiten und schminken, in einem improvisierten Zelt und stärkt sich mit Wurstsalat und Obst. Lehrerin Manuela Gerber kann die Faszination nur allzu gut nachvollziehen. Sie war als Jugendliche schon mit Sambesi auf Tournee und hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. "Da kommt man nicht mehr los von."

Erfahren sind sie alle, und die jungen Artisten so gelassen wie Fakir Taifun Al Shaba. Lampenfieber kennt der 13-jährige Felix nicht. "Das hatte ich früher einmal." Und auch die Turnerin Pauline ist ganz Profi: "Ein bisschen Nervosität gehört dazu. Aber wenn ich in der Manege stehe, dann ist alles gut." Der große Applaus gibt ihr Recht.