Riedenburg
"Wir feiern die Teilnahme wie einen Sieg"

Das Team der Staatlichen Realschule holt sich den 16. Platz beim Weltfinale im Roboterfußball in Costa Rica

19.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
Hochspannung am Spielfeldrand: Nach der Gruppenphase verliefen die Partien zwischen den 16 besten Teams nach dem K.-o.-Prinzip. Im Achtelfinale mussten sich die Riedenburger, die als einziges deutsches Team in der Kategorie Fußball beim Robotik-Weltfinale antraten, gegen den späteren Vizemeister Taiwan mit 2:6 geschlagen geben. −Foto: Staatliche Realschule

Riedenburg (DK) Es ist der bislang größte Erfolg eines deutschen Teams in der internationalen Robotikwelt: Maik Dirrigl und Robin Lindner haben beim Weltfinale in Costa Rica den 16. Platz in der Kategorie Fußball geholt. Im Nationenvergleich spielen die Riedenburger gar in den Top 11 mit.

Und plötzlich fühlt es sich so an, als sei die ganze Welt in einer einzigen Halle versammelt. "Es ist sehr beeindruckend, die Emotionen, die Kämpfe, die Kommunikation zwischen den Nationen mitzuerleben", sagt Markus Dirrigl. 65 Teams aus über 50 Ländern hatten sich Anfang November in Costa Ricas Hauptstadt San José eingefunden, um am diesjährigen Weltfinale in Robotik teilzunehmen. Mittendrin: Die Riedenburger Realschüler Maik Dirrigl und Robin Lindner, die zusammen mit ihren Lehrern Sebastian Gradl und Klaus Luber das einzige deutsche Team in der Kategorie Roboterfußball bildeten. Und Maiks Eltern Tanja und Markus Dirrigl, die kurzerhand ebenfalls nach Mittelamerika reisten, um die beiden Zehntklässler mental zu unterstützen. "Für uns war es der Wahnsinn", betont Markus Dirrigl.

Für die beiden Zehntklässler wohl auch, wenngleich sie sich am Montagnachmittag eher bescheiden geben. "Es gab schöne und nicht so schöne Spiele", resümiert Robin Lindner, der auch das eine oder andere Eigentor nicht verschweigt. Eine Erfahrung eben. "Unser Wissen können wir jetzt an die nächste Robotikgeneration weitergeben", sagt er und meint die drei jungen Teams, die an der Johann-Simon-Mayr-Realschule bereits wieder in den Startlöchern stehen. An diesem Tag geht es aber zunächst darum, den großen Erfolg der jungen Männer angemessen zu würdigen. Schließlich hat es kein deutsches Team mit seinen fußballspielenden Robotern je soweit nach oben geschafft wie das Riedenburger. Ein Platz unter den besten elf Nationen. Platz 16 in der Teamwertung.

"Im Achtelfinale haben wir uns gegen Taiwan nach Kräften gewehrt, mussten uns dann aber mit 2:6 geschlagen geben", erklärt Luber. Das vor Reiseantritt formulierte Ziel, es in die K.-o.-Runde zu schaffen, haben die Riedenburger damit aber erfüllt. "Wir feiern allein die Teilnahme wie einen Sieg. Mit etwas mehr Glück im Losverfahren wären wir aber sicher noch weiter gekommen", sagt der Lehrer. Denn: Das taiwanesische Team, dem die Niederbayern unterlagen, verlor im Finale gegen eine Mannschaft aus dem eigenen Land mit 0:10. "Daran sieht man, wie groß die Unterschiede auch innerhalb einer Nation sein können." Für Luber ist klar, wohin die Reise künftig gehen soll: "Auch Taiwan muss schlagbar sein", meint er mit einem Augenzwinkern.

Schulleiter Thomas Dachs bezeichnet den Erfolg seiner Schützlinge als außergewöhnlich. "Ihr habt euch gegen eine äußerst starke Konkurrenz durchgesetzt und seid erst gegen den späteren Vizeweltmeister ausgeschieden. Ich bin stolz auf euch", betont er. Die Bedeutung dieses Erfolges würde auch dadurch unterstrichen, so Dachs, dass an diesem Nachmittag hochrangige Gäste gekommen seien, um ihre Glückwünsche zu überbringen. Der ehemalige Schulleiter und Ministerialbeauftragte Bernhard Aschenbrenner ließ es sich sodann nicht nehmen, den Gratulationsreigen zu eröffnen. "Dieser Erfolg hatte viele Väter", sagt er und verleiht damit seiner Anerkennung für die beiden Lehrer Gradl und Luber, für das Engagement der Schulleitung, der Eltern und der Sponsoren Ausdruck. Das Wahlfach Robotik, das es nun seit zehn Jahren an der Staatlichen Realschule gibt, bezeichnet er als Gütesiegel mit nachhaltiger Wirkung. "Hier wird das eigentliche Profil dieser Schulart deutlich: Theorie verbunden mit Praxis, in diesem Bereich sogar noch ergänzt durch den digitalen Aspekt. In Zeiten der Digitalisierung nehmen wir hier eine Vorreiterrolle ein."

Auch Christoph Anz, Leiter der Bildungspolitik bei BMW, misst einer Zusatzqualifikation wie die Belegung des Wahlfachs Robotik entscheidende Bedeutung für den späteren Berufseinstieg zu. "Ein solches Zertifikat zeichnet Ihre Schüler aus, das sehen wir sehr gerne", meint er mit Blick auf potenzielle Auszubildende. Denn: "Die Auswahl der Bewerber ist nicht mehr so einfach. Darum sind solche Aktivitäten an Schulen enorm wichtig - und zwar nicht nur für Jungs, sondern auch für Mädchen."

Jürgen Böhm, Vorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer sowie des Bayerischen Realschullehrerverbands, warnte in diesem Zusammenhang vor einer Überakademisierung. "Wir müssen darauf achten, dass man auch aus der mittleren Bildungsebene heraus hervorragende Karrieren generieren kann", betont er. Die Realschulen im Freistaat sieht er - gerade was einen realistischen Umgang mit der Digitalisierung angeht - als Wegbereiter für ganz Deutschland. Den Riedenburger Realschülern stünden mit ihrer Zertifizierung nun alle Türen offen. Wie es nach der Mittleren Reife weitergeht, wissen die beiden Zehntklässler schon: Maik Dirrigl macht eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik, Robin Lindner beginnt eine Lehre zum Technischen Produktdesigner.