"Wir empfehlen den sofortigen Abbruch"

27.11.2006 | Stand 03.12.2020, 7:18 Uhr

Neuburg (r) Beim Thema alte Stadtwerke gibt es eine überraschende Wende. "Wir empfehlen den sofortigen Abbruch", erklärt Werkleiter Hans-Jürgen Hill nach der neuesten Inspektion des Altbaus am Brandl.

Die Gebäudesubstanz sei noch schlechter als erwartet. Hinter abtransportierten Schränken und Regalen tauchten schimmlige Wände auf. "Etliche Räume verbreiten muffligen Geruch". Nachdem die Beheizung des verlassenen Hauses im Brandlviertel über 10 000 Euro jährlich koste, halte man eine Ersatznutzung für wenig sinnvoll. Das bedeutet eine Absage an die neue Kinderkrippe, die einige Räume beziehen wollte. Die Benutzung des früheren Sitzungssaales für Rot-Kreuz-Kurse in Erster Hilfe wird ebenfalls abgeblasen. Die Stadt will bei der Suche nach Ersatz behilflich sein. Die Kinderkrippe mit bisher 22 Anmeldungen übernimmt der Verein Frühförderung als Betreiber.

Stadtwerkechef Hans-Jürgen Hill schlägt dem Werkausschuss im Dezember den Abriss vor. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling stützt diese Absicht: "Ohne Grundsanierung können wir dort niemanden hineinlassen". Der OB will aber kein Geld für ein Gebäude ausgeben, das eines Tages ohnehin abgerissen wird. Auf der anderen Seite gibt es sogar Vorschläge, die alten Stadtwerke zu einem Gründerzentrum zu machen. Der Werkausschuss muss nun eine Entscheidung treffen, wie es weitergeht.

Garagen und Lagergebäude im Hof sollen auf alle Fälle stehen bleiben und weiter genutzt werden. Das ausgelagerte Haus der Gasabteilung könnte auf dem Immobilienmarkt angeboten werden. Eine grundlegende Sanierung des Gebäudekomplexes war vor Jahren auf 3,5 Millionen Euro geschätzt worden. Dieses Thema ist mit dem Umzug der Stadtwerke an die Grünauer Straße erledigt.

Nach einem möglichen Abbruch bliebe das freie Gelände solange ungenutzt, bis der neue Damm zur Donau gebaut ist. Danach könnte das Areal zur Wohnbebauung vermarktet werden: ruhige Wohnlage, hochwassergeschützt direkt am Donauufer der idyllischen Brandlbucht.

Vor allem das Pfingsthochwasser 1999 hatte einige Gebäude zwei Meter hoch geflutet. Auch die Hochwasser 2002 und 2005 drangen weit ins Gelände der Stadtwerke vor. Zu diesem Zeitpunkt war der grundsätzliche Beschluss zur Absiedlung bereits getroffen.

Der Standort Brandl bedeutet Stadtwerkegeschichte. Die Erweiterung von 1969 gliederte sich an das Elektrizitätswerk von 1903 an. Der alte Backsteinbau ist weitgehend stehengeblieben und umgestaltet worden. Er bildete die Keimzelle des neuen Kommunalbetriebes zur Versorgung der Stadt mit Strom, Gas und Wasser.